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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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sich daran erinnern.«
    Telmaine
    Als die Kutsche scharf in die lange Seitenauffahrt des herzoglichen Palastes einbog, wurde Telmaine immer unglücklicher. In bitterer Rebellion dagegen, dass Vladimer sie dermaßen ausnutzte, hatte sie ihn beim Wort genommen – sollte er sich doch selbst um seine Sicherheit kümmern – und eine Kutsche angefordert, die sie zum Haus ihrer Schwester bringen sollte.
    Es war jedoch kein entspannter Besuch, sondern geprägt von Merivans eingehender Befragung und dem Unvermögen ihres Schwagers, ihr zu versprechen, dass Balthasars Sicherheit gewährleistet werden könne. »Es ist ein gefährliches Spiel, auf das sich dein Mann da eingelassen hat«, sagte er. »Selbst ohne die fantastischeren Elemente. Er reist mit einem gesuchten Flüchtling und noch dazu, wie du sagst, aus freien Stücken.«
    » Fürst Vladimer hat ihn darum gebeten«, betonte sie.
    »In Ermangelung eines Haftbefehls«, erklärte er, »kann einer Verhaftung widersprochen werden. Zwei Dinge solltest du jedoch wissen: Es ist ein Leichtes, sich einen Haftbefehl zu beschaffen, aber ein solcher wird Balthasar auch nicht vor unmittelbaren Gefahren schützen.« Er setzte sich und tippte mit dem Zeigefinger nachdenklich an seine Lippen. »Ich werde veranlassen, dass sich morgen gleich als erstes einer meiner Repräsentanten und zwei meiner Agenten in die Grenzlande begeben.« Er lächelte. »Womöglich hält ein Haftbefehl Balthasar davon ab, sich mit seinem Idealismus weiteren Schaden zuzufügen.«
    Sollte der Preis für Bals Sicherheit darin bestehen, dass Theophile ihn für naiv befand und unfähig, für sich selbst zu sorgen, dann würde sie diesen Preis mit Freuden bezahlen. Außerhalb des Gerichtssaals urteilte Theophile stets mit Verständnis.
    Und die Kinder … Sie hatte gedacht, ein kurzer Besuch zu Hause würde die Mädchen aufheitern – Telmaine zumindest hatte es aufgeheitert, sich um weltbewegend gewöhnliche Dinge zu kümmern, wie die Versorgung ihres Haushaltes mit Lebensmitteln in Vorbereitung auf ihre – hoffentlich baldige – Rückkehr. Sie hatte gedacht, die Kinder könnten ein paar kleine Schätze zusammensuchen, die sie für ihren Aufenthalt bei Merivan um sich haben wollten. Aber Telmaine hatte nicht bedacht, wie die Kinder darauf reagieren würden, ihr Zuhause wieder verlassen zu müssen, und wie sehr das Weinen und Kreischen – Amerdale hatte diese Taktik offenbar von Merivans zweitjüngster Tochter übernommen – ihr ohnehin angeschlagenes Nervenkostüm noch zusätzlich strapazieren würde. Bal wäre bestürzt darüber gewesen, dass sie die Mädchen angeschrien hatte. Sie war bestürzt darüber, dass sie die Mädchen angeschrien hatte.
    Verflucht sollst du sein, Vladimer, dachte Telmaine, während sie sich in ihrem bitteren Elend noch tiefer in eine Ecke der Kutsche zusammenkauerte.
    Wäre sie eine andere, würde sie sich unpässlich auf ihr Zimmer zurückziehen. Doch wenn sie eine andere Frau wäre, hätte sie sich niemals in eine solch unmögliche Lage bringen lassen. Und dann musste sie erkennen, dass ihr nicht einmal ein kurzer Moment Strafaufschub gewährt werden würde. Kingsley lauerte bereits in dem Korridor vor ihrem Zimmer auf sie. Oh Einziger Gott, was nun? Sie öffnete ihre Magiersinne, ließ ihr Bewusstsein durch den Palast gleiten und stellte erleichtert fest, dass sich die unverwechselbaren Lebensenergien von Vladimer und dem Erzherzog nicht verändert hatten.
    »Ich kann nicht lange bleiben«, sagte Kingsley, sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Wollte Sie nur wissen lassen, dass womöglich Ärger im Verzug ist. Fürst V. geht es gar nicht gut, und er hatte einen handfesten Streit mit Blondell, in Fürst V.s Schlafzimmer. Die Dienerschaft meint, so etwas hätten sie noch nie erlebt. Einer sagte, er habe gehört, wie Blondell laut ›Verrat‹ geschrien hat, und Sie können sich vorstellen, wie schnell Gerüchte die Runde machen. Außerdem erzählen sich die Leute die wildesten Sachen über das, was im Sommerhaus passiert sein soll – die Bediensteten, die von dort mit hierher gekommen sind, sprechen von Hexerei. Die Leute fangen an, das alte Gerede über Fürst V. nachzuplappern und über seinen Einfluss auf den Erzherzog herzuziehen.«
    »Fürst Vladimer«, sagte Telmaine in scharfem Ton, »schert sich nicht sonderlich um Gerüchte oder Ansehen.« Weder um sein eigenes, noch um das anderer.
    »Bisher hatten sie aber noch nie Hexerei gegen ihn vorzubringen, werte

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