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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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zischte und dampfte.
    »Beeil dich, beeil dich«, sagte der Reiter gereizt. Er hob den Kopf. »Die Zeit verstreicht. Wie lange dauert es noch?«
    »Mit dem Eisen darf man nichts überstürzen«, sagte der Schmied. Aber er klopfte das Hufeisen jetzt mit schnellen, sicheren Schlägen fest. »Fertig«, sagte er schließlich und beschnitt den Huf mit einem Messer.
    Der rothaarige Mann führte sein Pferd im Kreis, zog die Gurte an und schwang sich, flink wie eine Katze, in den Sattel. Aufrecht saß er dort oben und in seinem dunklen Umhang, dessen Falten über die Flanken des Pferdes herabfielen, sah er aus wie ein Standbild. Aber die blauen Augen blickten mit zwingender Gewalt auf Will hinunter. »Steig auf, Junge, ich bring dich, wohin immer du willst. Bei diesem hohen Schnee ist Reiten das einzig Richtige.«
    »Nein, danke«, sagte Will. »Ich bin unterwegs, um den Wanderer zu suchen.« Er hörte seine eigenen Worte mit Erstaunen. Das ist es also, dachte er.
    »Aber jetzt ist der Reiter unterwegs«, sagte der Mann und mit einer schnellen Bewegung riss er den Kopf des Pferdes herum, beugte sich aus dem Sattel und griff nach Wills Arm. Will wich zur Seite, aber der Mann hätte ihn ergriffen, wenn nicht der Schmied, der vor der Schmiede stand, vorgesprungen wäre und ihn weggezerrt hätte. Für einen so schweren Mann bewegte er sich mit erstaunlicher Leichtigkeit.
    Der Mitternachtshengst bäumte sich auf und der Reiter wäre beinahe abgeworfen worden. Er schrie vor Wut auf, dann fasste er sich und blickte sie mit einer kalten Überlegenheit an, die schlimmer war als Wut.
    »Das war eine törichte Handlung, mein lieber Schmied«, sagte er leise. »Wir werden es nicht vergessen.« Dann riss er den Hengst herum und ritt in der Richtung davon, aus der Will gekommen war, und die Hufe des großen Pferdes machten im Schnee nur ein dumpf knirschendes Geräusch.
    John Smith spuckte verächtlich aus und begann sein Werkzeug wegzuräumen.
    »Danke«, sagte Will. »Ich hoffe — « Er zögerte.
    »SIE können mir nichts anhaben«, sagte der Schmied. »Das verhindert mein Herkommen. Und in dieser Zeit gehöre ich der Straße, so wie meine Kunst all denen gehört, die die Straße benutzen. IHRE Macht kann auf der Straße, die ins Tal des Jägers führt, kein Unheil anrichten. Denk daran, auch um deinetwillen.«
    Will fühlte ein Reißen und er merkte, wie seine Gedanken sich regten. »John«, sagte er. »Ich weiß, es ist wahr, dass ich den Wanderer suchen muss, aber ich weiß nicht, warum. Willst du es mir sagen?«
    Der Schmied wandte sich um und sah ihn zum ersten Mal an. In seinem verwitterten Gesicht war etwas wie Mitleid zu lesen. »Ach nein, kleiner Will. Bist du erst so kürzlich erwacht? Das musst du selber herausfinden. Und noch vieles mehr an diesem deinem ersten Tag.«
    »Ersten Tag?«, sagte Will.
    »Iss«, sagte der Schmied. »Jetzt, da du das Brot nicht mit dem Reiter brichst, ist es ungefährlich. Du siehst, wie schnell du die Gefahr erkannt hast. Genau wie du wusstest, dass es noch gefährlicher sein würde, mit ihm zu reiten. Geh deiner Nase nach, Junge, den ganzen Tag über, geh nur deiner Nase nach.« Er rief zum Haus hinüber: »Martha!«
    Die Frau kam wieder mit ihrem Korb nach draußen. Diesmal schlug sie ihr Kopftuch zurück und lächelte Will an und er sah Augen, so blau wie die des Reiters; aber es war ein milder Glanz darin. Dankbar biss er in das warme knusprige Brot, das jetzt auf geschnitten und mit Honig bestrichen war. Dann hörte man auf der Straße jenseits der Lichtung wieder gedämpften Hufschlag und er fuhr ängstlich herum.
    Eine weiße Stute ohne Reiter oder Zaumzeug trabte auf die Lichtung und kam auf sie zu: das Gegenbild zu des Reiters mitternachtschwarzem Hengst, groß und glänzend und ohne den geringsten Makel. Gegen das blendende Weiß des Schnees, der jetzt in der wieder aufgetauchten Sonne glitzerte, schien sich die Weiße des Fells und der langen Mähne, die über den gebogenen Hals fiel, durch einen blassgoldenen Schimmer abzuheben. Das Pferd blieb neben Will stehen, neigte kurz den Kopf und berührte mit der Nase seine Schulter wie zum Gruß, dann schüttelte es den großen weißen Kopf und blies eine Dampfwolke in die kalte Luft. Will hob die Hand und legte sie ehrfurchtsvoll auf den Hals des Pferdes.
    »Du kommst zur rechten Zeit«, sagte der Schmied. »Das Feuer ist heiß.«
    Er ging wieder in die Schmiede und bewegte ein paar Mal den Griff des Blasebalges, sodass das Feuer

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