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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Trittleiter herunter. »Freut euch, ihr Christen und so weiter. Warum stellt nicht jemand ein bisschen Musik an?«
    Barbara, die neben ihrer Mutter auf dem Boden saß, nahm dieser das kleine geschnitzte T aus der Hand und legte es zu den anderen Buchstaben, die sie auf dem Teppich in einer Reihe angeordnet hatte. »Tom, Steve, Max, Gwen, Robin und Paul, ich, Mary, James«, zählte sie auf. »Aber wo ist das W für Will?«
    »Wills Buchstabe war bei den anderen in der Schachtel.«
    »Weißt du noch, es war eigentlich kein W«, sagte Mr. Stanton. »Es war eine Art Muster. Ich vermute, Frank war es schon leid, Buchstaben zu machen.« Er lächelte Will zu.
    »Aber es ist nicht hier«, meinte Barbara. Sie drehte das Kästchen um und schüttelte es. Dann blickte sie ihren jüngsten Bruder feierlich an.
    »Will«, sagte sie, »du existierst gar nicht.«
    Will spürte aus den Tiefen seines Bewusstseins ein Unbehagen in sich aufsteigen. »Du hast gesagt, es wäre ein Muster gewesen, kein W«, sagte er beiläufig. »Was für ein Muster denn, Papa?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, ein Mandala«, sagte Mr. Stanton.
    »Ein was?«
    Sein Vater lachte leise. »Ist nicht so wichtig, ich hab nur ein bisschen angegeben. Ich glaube nicht, dass Frank es so genannt hätte. Ein Mandala ist ein uraltes Symbol, das auf die Sonnenverehrung zurückgeht — so ein Ding, das aus einem Kreis besteht und Strahlen, die entweder nach innen oder außen gerichtet sind. Dein kleiner Christbaumschmuck war ganz einfach — ein Kreis mit einem Stern darin oder einem Kreuz. Ich glaube, es war ein Kreuz.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, warum es nicht in der Schachtel bei den andern ist«, wunderte sich Mrs. Stanton.
    Aber Will konnte es sich vorstellen. Wenn man Macht über die Geschöpfe der Finsternis hatte, falls man ihre richtigen Namen kannte, so konnten vielleicht wiederum diese Wesen einen Zauber gegen jemanden anwenden, wenn sie das Symbol seines Namens hatten, zum Beispiel einen geschnitzten Anfangsbuchstaben ... Vielleicht hatte jemand sein Zeichen gestohlen, um Macht über ihn zu gewinnen. Und vielleicht war dies der Grund, warum Bauer Dawson für ihn keinen Anfangsbuchstaben geschnitzt hatte, sondern ein Symbol, das niemand, der zur Welt der Finsternis gehörte, gebrauchen durfte. Sie hatten es trotzdem gestohlen, um zu versuchen ...
    Bald darauf schlich sich Will vom Baumschmücken davon, ging nach oben und befestigte einen Stechpalmenzweig über der Tür und jedem Fenster seines Zimmers. Er schob auch einen Zweig unter den ausgebesserten Riegel am Dachfenster. Das Gleiche tat er in James' Zimmer, wo er am Heiligabend immer schlief, dann ging er wieder nach unten und befestigte ein Sträußchen über der Vorder- und Hintertür des Hauses. Er hätte es auch mit allen Fenstern so gemacht, wenn nicht Gwen durch die Diele gekommen wäre und es gesehen hätte.
    »Oh, Will«, rief sie. »Doch nicht
überall.
Steck die Zweige über den Kamin oder sonst wohin, wo man sie sieht. Ich meine, sonst haben wir jedes Mal, wenn einer einen Vorhang auf- oder zuzieht, Beeren unter den Füßen.«
    Ein typisch weiblicher Standpunkt, dachte Will missmutig; aber er wollte die Aufmerksamkeit nicht auf die Stechpalmen lenken, indem er protestierte. Jedenfalls, so überlegte er, während er versuchte die Zweige künstlerisch über dem Kaminsims zu arrangieren, würden sie hier einen Schutz am einzigen Einfallstor des Hauses darstellen, an das er nicht gedacht hatte. Da er nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubte, hatte er den Schornstein ganz vergessen.
    Das Haus glühte jetzt vor Licht und Farbe und Erwartung. Bald konnte der Weihnachtsabend beginnen, aber zuerst kam noch das Weihnachtssingen.
    Nach dem Tee, als die Lichter schon entzündet waren und das Getuschel und das Papiergeraschel des Geschenkeverpackens zu Ende ging, streckte Mr. Stanton sich in seinem verschlissenen Ledersessel aus, nahm die Pfeife zur Hand und strahlte sie alle feierlich an.
    »Nun«, fing er an, »wer geht denn dieses Jahr los?«
    »Ich«, rief James.
    »Ich«, sagte Will.
    »Barbara und ich«, fügte Mary hinzu.
    »Paul natürlich«, sagte Will. Das Flötenfutteral seines Bruders lag schon auf dem Tisch.
    »Ich weiß nicht recht, ob ich mitkommen soll«, sagte Robin.
    »Doch, natürlich«, meinte Paul. »Ohne Bariton ist es nichts.«
    »Also gut«, sagte sein Zwillingsbruder halb widerwillig. Dieser kurze Wortwechsel wiederholte sich seit drei Jahren. Da Robin groß und

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