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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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die große Sonne Aldebaran und die kleine Gruppe der Pleiaden, die mit zarten, melodischen Stimmen sangen, mit Stimmen, wie er sie noch nie gehört hatte. Er flog hinauf und ins Weite, durch schwarzen Weltraum und sah die toten Sterne, die flammenden Sterne und das weit verstreute Leben, das die unendliche Leere dahinter bewohnte. Als der Flug beendet war, kannte er jeden Stern am Himmel mit seinem Namen und auch als einen astronomischen Punkt auf einer Karte und als etwas, das über dies hinausging; er kannte jeden Sonnen- und Mondzauber; er kannte das Geheimnis des Uranus und die Verzweiflung des Merkur und er war auf dem feurigen Schwanz eines Kometen geritten.
    Dann brachte ihn das Buch mit einer Zeile aus dem Himmel herunter.
    ...und unter ihm kriecht die gekräuselte See...
und schon stürzte er hinunter auf die gekräuselte blaue Fläche, die sich, als er näher kam, in ein stürmisches Wogen riesiger wilder Wellen verwandelte. Dann war er eingetaucht, stürzte durch einen grünen glasigen Dunst und landete in einer erstaunlichen Welt klarer Schönheit, aber auch der Erbarmungslosigkeit und des nackten Lebenskampfes. Jedes Geschöpf stellte dem andern nach, keins war sicher. Und das Buch lehrte Will, wie man Feindseligkeit übersteht, lehrte ihn die Zaubersprüche, die Meer, Fluss und Bach, dem Wasserfall, dem See und dem Fjord gebieten. Es lehrte ihn auch, dass das Wasser das einzige Element ist, das in gewissem Maße sich dem Zauber entziehen kann; denn bewegtes Wasser duldet den Zauber weder im Guten noch im Bösen, sondern wäscht ihn fort, als wäre er nie gewesen.
    Das Buch ließ ihn durch tödlich scharfe Korallenbäume schwimmen, zwischen seltsam sich wiegenden grünen, roten und purpurfarbenen Pflanzen hindurch und regenbogenfarbenen Fischen, die auf ihn zuschwammen, ihn anglotzten und mit einem Zucken des Schwanzes oder einer Flosse verschwunden waren. Er kam an den schwarzen, feindlichen Stacheln der Seeigel vorbei, an weich wedelnden Geschöpfen, die weder Pflanze noch Fisch schienen, und dann hatte er weißen Sand unter den Füßen, platschte durch goldfleckige Untiefen und stieß auf — Bäume. Dichte, nackte Stämme wie Wurzeln streckten sich in die See hinein, er befand sich in einer Art blattlosem Dschungel.
    Dann war er plötzlich diesem Gewirr enthoben und blickte wieder auf eine Seite im Buch
Gramarye.
    ...Ich bin lichtgesprenkelt und kose mit dem Wind...
Er stand zwischen Frühlingsbäumen, auf deren zartem Grün eine helle Sonne spielte; dann waren es Sommerbäume in vollem Laub, das sich flüsternd regte; dann dunkle Wintertannen, die keinen Herrn fürchten und kein Licht in ihren Wald einlassen. Er lernte die Natur aller Bäume kennen, den besonderen Zauber, der in der Eiche steckt, in der Buche und in der Esche. Dann kam er an einen Vers, der allein eine Seite des Buches einnahm:
Durch hohle Bäume rauscht der wilde Wind
Und Möwen spiegeln sich im stillen See;

Du träumst von Fremden, doch sie sind
Verborgen deinem müden Aug.
    Er wurde von einem Wind in die Höhe gewirbelt und durch alle Zeiten hindurchgetragen und vor seinem Geist entfaltete sich die Geschichte der Uralten.
    Er sah sie im Beginn der Zeiten, als die Welt noch von Zauber erfüllt war, von der Zauberkraft der Felsen und des Feuers, des Wassers und aller lebendigen Dinge, sodass die ersten Menschen mit ihr und in ihr lebten wie Fische im Wasser. Er sah die Uralten in allen Zeitaltern der Menschen: Als die Menschen noch mit Stein arbeiteten, dann mit Bronze; dann mit Eisen und in jedem der Zeitalter wurde eins der Zeichen geboren. Er sah, wie eine Rasse nach der anderen seine Inselheimat angriff, wie jedes Mal das Böse der Finsternis mit den Menschen kam, wie, die Schiffe in einer Welle nach der andern unaufhaltsam an den Küsten landeten. Jedes Geschlecht kehrte zum Frieden zurück, sobald es das Land kennen und lieben lernte, sodass das Licht wieder aufblühte. Aber immer war die Finsternis da, sie schwoll an und nahm ab. Jedes Mal, wenn ein Mensch sich freiwillig entschloss, seine Mitmenschen durch Gewalt und Furcht zu unterjochen, wurde ein neuer Herr der Finsternis geboren. Diese Geschöpfe wurden nicht in ihr Schicksal hineingeboren wie die Uralten, sondern wählten es frei. Den schwarzen Reiter sah er zu allen Zeiten, von Anfang an.
    Er sah eine Zeit, wo die erste Prüfung des Lichtes stattfand. Die Uralten hatten sich drei Jahrhunderte lang in dem Bemühen verzehrt, ihr Land aus dem Dunkel herauszuführen;

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