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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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davon abhing, wer die Maske betrachtete. Es war nicht das Äußere. Dies war weder hässlich noch schön, weder erschreckend noch komisch. Die Maske war ein Gegenstand, der etwas in der Tiefe des Geistes anrührte. Ein Gegenstand, der etwas mit den Uralten zu tun hatte.
    »Mein Gott«, sagte sein Vater.
    »Das ist aber ein komisches Geschenk«, sagte James.
    Seine Mutter sagte nichts.
    Mary sagte nichts, rückte aber ein wenig weg.
    »Erinnert mich an jemanden«, sagte Robin grinsend. Paul sagte nichts. Gwen sagte nichts.
    Max sagte leise: »Seht euch die Augen an.«
    Barbara sagte: »Aber
was
macht man damit?«
    Will strich mit den Fingern über das seltsame große Gesicht. Es dauerte nur einen Augenblick, bis er das gefunden hatte, was er suchte; es war beinahe unsichtbar. Auf der Stirn zwischen den Hörnern war der Abdruck eines Kreises, der von einem Kreuz in vier Teile geteilt wurde.
    Er sagte: »Es ist eine westindische Karnevalsmaske. Sie ist sehr alt. Es ist etwas ganz Besonderes und Stephen hat sie in Jamaika gefunden.«
    James stand jetzt neben ihm und schaute von unten in den hohlen Kopf hinein. »Hier ist eine Art von Drahtgestell, das man sich auf die Schultern setzt. Und im Mund ist ein Schlitz, ich vermute zum Hindurchschauen. Komm, Will, setz ihn mal auf.«
    Er hob den Kopf, um ihn von hinten auf Wills Schulter zu setzen, aber Will wich aus, von einer inneren Stimme gewarnt. »Nicht jetzt«, sagte er. »Jetzt soll jemand anderes sein Geschenk auspacken.«
    Und Mary vergaß den Kopf und was sie bei seinem Anblick empfunden hatte, froh, dass sie jetzt an der Reihe war. Sie stürzte sich auf den Geschenkstapel und wieder gab es fröhliche Entdeckungen.
    Jeder hatte ein Paket geöffnet, gleich waren sie fertig und bereit, sich zum Frühstück hinzusetzen. Da klopfte es an der Haustür. Mrs. Stanton hatte gerade ihr Päckchen nehmen wollen, sie ließ die ausgestreckte Hand fallen und sah verblüfft auf.
    »Wer in aller Welt kann das sein?«
    Sie starrten erst einander und dann die Tür an, als könnte sie sprechen. Etwas stimmte nicht. Zu dieser Stunde des Weihnachtstages kam nie jemand, es gehörte nicht zum gewohnten Ablauf.
    »Wer mag das wohl sein ...«, sagte Mr. Stanton mit leisem Unbehagen in der Stimme; dann schob er die Füße fester in die Pantoffeln und stand auf, um die Haustür zu öffnen.
    Sie hörten, wie die Tür aufging. Sein Rücken versperrte ihnen die Sicht auf den Besucher, aber in der Stimme, mit der Vater ihn begrüßte, klang freudige Überraschung: »Mein Lieber, wie nett von Ihnen ... kommen Sie herein, kommen Sie herein ...«
    Als er das Wohnzimmer wieder betrat, hielt er ein kleines Päckchen in der Hand, das vorher nicht da gewesen war. Offenbar hatte es der große Herr mitgebracht, der ihm folgte.
    Mr. Stanton stellte strahlend vor: »Alice, meine Liebe, das ist Mr. Mitothin ... er war so liebenswürdig, am Weihnachtsmorgen den weiten Weg zu machen ... Sie hätten doch auch ... Mitothin, mein Sohn Max, meine Tochter Gwen ... James, Barbara ...«
    Will horchte, ohne auf die höflichen Erwachsenenphrasen zu achten; es war die Stimme des Fremden, die ihn aufmerksam gemacht hatte. Etwas an der tiefen, nasalen Stimme mit dem leichten Akzent kam ihm bekannt vor: »Wie geht es Ihnen, Mrs. Stanton ... Fröhliche Weihnachten, Max, Gwen ...« Will sah den Umriss des Gesichtes, das etwas lange, rot-braune Haar und erstarrte.
    Es war der Reiter. Dieser Mr. Mitothin, den sein Vater von wer weiß woher kannte, war der schwarze Reiter.
    Will ergriff das Nächste, was zur Hand war, ein Stück bunten Stoff, das Stephen seiner Schwester Barbara aus Jamaika geschickt hatte, und warf es schnell über die Karnevalsmaske. Als er sich wieder umwandte, hob der Reiter den Kopf, ließ den Blick durch das Zimmer wandern und sah Will. Er starrte Will in unverhülltem Triumph an, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
    Mr. Stanton winkte: »Will, komm doch einen Augenblick her — mein jüngster Sohn, Mr. — «
    Will hatte sich in einen zornigen Uralten verwandelt, so zornig, dass er, ohne zu überlegen, handelte. Er straffte sich und hatte das Gefühl, in seinem Zorn zur dreifachen Größe gewachsen zu sein. Er streckte seine Hand mit gespreizten Fingern gegen seine Familie aus und sah, wie sie augenblicklich der Zeit entrückt wurden, wie Wachsfiguren steif und bewegungslos dastanden.
    »Sie wagen es, hier hereinzukommen!«, schrie er den Reiter an. Die beiden standen sich gegenüber, die ganze Breite

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