Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
sagte Will strahlend, die Welt war wieder hell geworden.
»Tag«, sagte Mrs. Pettigrew und putzte sich energisch die Nase. Sie lugte hinter ihrem Taschentuch hervor: »Mr. Stanton, kennen Sie Mr. Lyon? Er kommt vom Schloss.«
»Guten Tag«, sagte Wills Vater.
»Ich bin Butler bei Miss Greythorne«, erklärte Merriman und neigte den Kopf zum Gruß. »So lange, bis Mr. Bates aus seinem Urlaub zurückkommt. Das heißt so lange, bis es aufhört zu schneien. Im Augenblick kann ich ja weder weg, noch kann Bates zurückkommen.«
»Es wird nie aufhören«, jammerte Mrs. Pettigrew und brach wieder in Tränen aus.
»Aber
Mama«,
sagte der dicke Fred verlegen.
»Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen, Mrs. Pettigrew«, sagte Merriman in besänftigendem Ton. »Wir haben im Radio eine Bekanntmachung gehört — unser Telefon ist natürlich genau wie das Ihre außer Betrieb. Im Schlosspark sollen aus der Luft Brennmaterial und Lebensmittel abgeworfen werden, da der Park aus der Luft am leichtesten auszumachen ist. Und Miss Greythorne lässt alle im Dorf fragen, ob sie nicht im Schloss ein Notquartier beziehen wollen. Es wird natürlich ein wenig eng, aber doch warm. Und vielleicht auch tröstlich. Und Dr. Armstrong wird auch da sein — er ist schon auf dem Weg, glaube ich.«
»Da haben Sie sich viel vorgenommen«, sagte Mr. Stanton nachdenklich. »Es wirkt beinahe feudalistisch.«
Merriman kniff die Augen leicht zusammen. »Es ist aber nicht so beabsichtigt.«
»O nein, das meine ich auch nicht.«
Mrs. Pettigrews Tränen versiegten. »Was für eine reizende Idee, Mr. Lyon! Was für eine Erleichterung, mit anderen zusammen zu sein, besonders des Nachts.«
»Ich bin auch ein anderer«, sagte Fred.
»Ja, mein Junge, aber — «
Fred sagte dickfellig: »Ich geh ein paar Decken holen und packe ein paar Sachen aus dem Laden zusammen.«
»Das wäre gut«, sagte Merriman. »Im Radio sagen sie, dass der Schneesturm sich heute Abend noch verschlimmern wird. Je schneller alle sich versammeln können, desto besser.«
»Soll ich Ihnen helfen, die Leute zu benachrichtigen?« Robin war schon dabei, den Jackenkragen hoch zu stellen. »Ausgezeichnet. Das wäre ausgezeichnet.«
»Wir werden alle helfen«, sagte Mr. Stanton.
Will hatte sich bei der Nachricht, dass der Sturm sich verstärken werde, dem Fenster zugewandt, aber der Schnee fiel unverändert aus dem dichten Grau des Himmels. Die Fenster waren so beschlagen, dass es schwierig war, überhaupt etwas zu erkennen, aber Will sah jetzt doch, dass sich draußen etwas bewegte. Auf dem freigepflügten Streifen der Huntercombe Lane bewegte sich jemand. Nur einen Augenblick lang konnte er die Gestalt deutlich sehen, als sie die Einmündung des Pfades vom Haus zur Straße passierte, aber dieser Augenblick genügte, den Mann zu erkennen, der hoch aufgerichtet auf einem großen schwarzen Pferd saß.
»Der Reiter ist vorbeigekommen«, sagte er laut in der Alten Sprache.
Merrimans Kopf fuhr herum, dann hatte er sich gefasst, er schwenkte seinen Hut mit altmodischer Höflichkeit und setzte ihn auf. »Ich wäre für Ihre Unterstützung sehr dankbar.«
»Was
hast du eben gesagt?« Robin starrte seinen Bruder verwirrt an.
»Oh, nichts!« Will ging zur Tür und knöpfte umständlich seine Jacke zu. »Ich dachte nur, es käme jemand vorbei.«
»Aber du sagtest etwas in einer ganz komischen Sprache.«
»Wieso denn? Ich hab nur gesagt: ›Wer ist das da draußen?‹ Aber es war überhaupt niemand.«
Robin starrte ihn immer noch an. »Es hörte sich genau an wie der alte Landstreicher, als wir ihn ins Bett legten ...« Aber er neigte nicht dazu, sich lange mit Ahnungen aufzuhalten; er schüttelte seinen nüchternen Kopf und ließ die Sache fallen. »Na, was soll's.«
Als sie Pettigrews Laden verließen, um die anderen Dorfbewohner zu verständigen, hielt Merriman sich dicht hinter Will. Leise sagte er in der Alten Sprache: »Bring den Wanderer, wenn du kannst, zum Schloss. Schnell. Sonst wird er dich daran hindern, selber hinzukommen. Vielleicht wird der Stolz deines Vaters dir einige Schwierigkeiten machen.«
Als die Stantons nach dem anstrengenden Rundgang durchs Dorf nach Hause kamen, hatte Will fast vergessen, was Merriman über seinen Vater gesagt hatte. Er war zu sehr mit der Frage beschäftigt, wie man den Wanderer ins Schloss bringen sollte, ohne ihn buchstäblich tragen zu müssen. Er erinnerte sich erst wieder, als sie ihre Einkäufe in der Küche ablieferten und die Mäntel
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