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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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ersten Mal waren seine Augen weit geöffnet, das Wissen um alle Schrecken stand darin.
    Der Wanderer sagte tonlos:
»Die Finsternis hat mich schon geholt.«
    Will atmete tief. »Aber jetzt wird der Kreis des Lichtes kommen«, sagte er. Er löste den Gürtel mit den Zeichen und hielt ihn dem Wanderer hin. Der alte Mann wich zurück, verzog das Gesicht, wimmerte wie ein erschrockenes Tier. Will sank der Mut, aber er hatte keine andere Wahl. Er hielt die Zeichen immer näher vor das verzerrte alte Gesicht, bis der Wanderer sich nicht mehr beherrschen konnte. Er kreischte, schlug um sich und schrie um Hilfe.
    Will lief aus dem Zimmer, rief nach seinem Vater und die halbe Familie kam angerannt.
    »Ich glaube, er hat so etwas wie einen Anfall. Entsetzlich! Sollten wir ihn nicht ins Schloss zu Dr. Armstrong bringen, Vater?«
    Mr. Stanton zögerte. »Vielleicht könnten wir den Doktor herholen.«
    »Aber dort ist er wahrscheinlich besser versorgt«, sagte Mrs. Stanton und betrachtete den Wanderer besorgt. »Ich meine den alten Mann. Der Doktor könnte ihn im Auge behalten — es wäre bequemer dort und gäbe mehr zu essen. Wirklich, Roger, ich mache mir Sorgen. Ich weiß nicht, wie ich ihm hier helfen kann.«
    Wills Vater gab nach. Der Wanderer tobte und schrie immer noch. Max wurde als Wache bei ihm gelassen, die anderen gingen hinunter, um den Familienschlitten in eine Art bewegliche Bahre zu verwandeln. Nur eins machte Will Sorgen. Vielleicht hatte er es sich nur eingebildet, aber in dem Augenblick, als der Wanderer vor den Zeichen zusammengebrochen war und sich wieder in einen verrückten alten Mann verwandelt hatte, hatte Will etwas wie Triumph in seinem flackernden Blick aufleuchten sehen.
     
    Der Himmel war grau und schwer von Schnee, als sie sich mit dem Wanderer auf den Weg zum Schloss machten. Mr. Stanton nahm die Zwillinge und Will mit. Seine Frau sah sie mit ungewohnter Ängstlichkeit scheiden. »Hoffentlich ist es jetzt bald vorbei. Meinst du wirklich, dass Will mitgehen sollte?«
    »Bei diesem Schnee ist es manchmal ganz praktisch, wenn man jemanden Leichtes bei sich hat«, sagte der Vater in Wills Protestgestammel hinein. »Es passiert ihm schon nichts.«
    »Aber ihr bleibt doch nicht dort?«
    »Natürlich nicht. Wir wollen nur den alten Mann an den Doktor übergeben. Komm, Alice, du bist doch sonst nicht so. Es besteht wirklich keine Gefahr.«
    »Hoffentlich nicht«, sagte Mrs. Stanton.
    Sie machten sich auf den Weg, den Schlitten, auf dem der Wanderer so in Decken eingewickelt lag, dass man ihn gar nicht sah, hinter sich her ziehend. Will ging als Letzter. Gwen reichte ihm die Taschenlampe und eine Flasche. »Ich muss sagen, es tut mir nicht Leid, deine Entdeckung verschwinden zu sehen«, sagte sie. »Er hat mir Angst gemacht. Das ist eher ein Tier als ein alter Mann.«
    Der Weg bis zum Parktor kam ihnen sehr lang vor. Die Auffahrt war freigeschaufelt und von vielen Füßen festgetreten worden. Zwei helle Scheinwerfer waren neben der Haustür befestigt und beleuchteten die Front des Hauses. Wieder begann es zu schneien und der Wind blies ihnen kalt ins Gesicht. Bevor Robin noch die Hand nach der Klingel ausstrecken konnte, öffnete Merriman die Tür. Er hielt zuerst nach Will Ausschau, aber niemand sah die Spannung in seinem Blick. »Willkommen«, sagte er.
    »'n Abend«, sagte Roger Stanton. »Wir wollen nicht bleiben.
    Wir sind zu Hause ganz gut dran. Aber hier ist ein alter kranker Mann, der den Arzt braucht. Wir dachten, es wäre besser, ihn herzubringen. Wir sind also schnell gekommen, bevor der Sturm losbricht.«
    »Er wird schon stärker«, sagte Merriman und blickte nach draußen. Dann bückte er sich und half den Zwillingen, das reglose Bündel mit dem Wanderer ins Haus zu tragen. Auf der Schwelle zuckte das Bündel krampfhaft und man hörte durch die Decken hindurch den Wanderer schreien: »Nein! Nein! Nein!«
    »Bitte den Arzt«, sagte Merriman zu einer Frau, die in der Nähe stand, und sie eilte davon. Die weite Halle, in der sie ihre Weihnachtslieder gesungen hatten, war jetzt voller Menschen und Wärme und nicht wieder zu erkennen.
    Dr. Armstrong tauchte auf, munter nach allen Seiten nickend; er war ein kleiner behänder Mann mit einem mönchischen grauen Haarkranz um seinen kahlen Schädel. Die Stantons, wie alle Leute in Huntercombe, kannten ihn gut; er hatte schon länger, als Will auf der Welt war, alle Krankheiten der Familie geheilt. Er betrachtete den Wanderer, der sich windend und

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