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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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von einem noch nie da gewesenen Wert für die gesamte Keltenforschung dar«, sagte der Sprecher, »seine Bedeutung für die Wissenschaft ist weit größer als sein eigentlicher Wert.«
    Lord Clare, Kurator des Britischen Museums, äußerte gestern Abend, dass der Kelch —
    »Leg endlich die Zeitung weg!«, sagte Simon gereizt. »Du hast es schon fünfzigmal gelesen — es hilft alles nichts.«
    »Das kann man nie wissen«, sagte sein jüngerer Bruder, faltete die Zeitung zusammen und stopfte sie in seine Tasche. »Es könnte ein verborgener Hinweis drin sein.«
    »Nichts ist verborgen«, sagte Jane traurig. »Es ist nur zu deutlich.«
    Mit hängenden Köpfen standen sie nebeneinander auf dem glänzenden Boden der Museumsgalerie vor der Vitrine, die im Mittelpunkt der Galerie stand und höher angebracht war als die Reihen gleich großer Schaukästen um sie herum. Sie war leer bis auf einen schwarzen Holzsockel, auf dem — das war klar zu sehen — etwas ausgestellt gewesen war. Auf einem feinen silbernen Schildchen auf dem Sockel waren die Worte eingraviert:
Goldener Kelch eines unbekannten keltischen Künstlers, wahrscheinlich sechstes Jahrhundert. Gefunden in Trewissick, Süd-Cornwall. Geschenk von Simon, Jane und Barnabas Drew.
    »Wie viel Mühe hat es gekostet, als Erste dort zu sein«, sagte Simon, »und jetzt sind sie einfach gekommen und haben ihn geklaut. Aber ich hab das ja schon immer befürchtet.«
    Barney sagte: »Das Schlimmste ist, dass wir niemandem sagen können, wer es getan hat.«
    »Wir könnten es versuchen«, sagte Jane.
    Simon legte den Kopf auf die Seite und sah sie an. »Bitte, mein Herr, wir können Ihnen sagen, wer den Gral bei hellem Tageslicht und ohne ein Schloss aufzubrechen gestohlen hat. Es waren die Mächte der Finsternis!«
    »Nun lauf schon, mein Junge«, fuhr Barney fort, »und erzähl deine Märchen anderswo!«
    »Ihr habt wohl Recht«, sagte Jane. Sie zupfte zerstreut an ihrem Pferdeschwanz. »Aber wenn es dieselben waren, hat sie vielleicht jemand gesehen. Dieser grässliche Mr Hastings — «
    »Damit werden wir kein Glück haben. Großonkel Merry hat gesagt, dass Hastings sich verändert. Wisst ihr noch? Er hätte weder denselben Namen noch dasselbe Gesicht. Er tritt in verschiedenen Gestalten auf und zu verschiedenen Zeiten.«
    »Ich wüsste gern, ob Großonkel Merry etwas darüber weiß«, sagte Barney. Er starrte auf den Glaskasten und den kleinen, einsamen schwarzen Sockel in seinem Innern.
    Zwei ältere Damen traten neben sie. Die eine trug als Hut einen gelben Blumentopf, die andere eine Pyramide aus rosa Blüten. »Der Aufseher hat gesagt, dass sie ihn hier weggenommen haben«, sagte die eine zur andern. »Stell dir das vor! Und so viele andere Vitrinen drum herum.«
    »Ts-ts-ts«, machte die andere Dame voller Befriedigung. Dann gingen sie weiter. Barney beobachtete gedankenverloren, wie sie mit hallenden Schritten durch die hohe Galerie gingen. Sie blieben vor einem Schaukasten stehen, über den sich gerade eine langbeinige Gestalt beugte. Barney erstarrte. Er spähte zu dieser Gestalt hinüber.
    »Wir müssen unbedingt etwas unternehmen«, sagte Simon.
    Jane fragte: »Aber wo fangen wir an?«
    Die hohe Gestalt richtete sich auf, um den Damen mit Hut vor dem Schaukasten Platz zu machen. Sie neigte höflich den Kopf und das Licht verfing sich in einem wilden weißen Haarschopf.
    Simon sagte: »Wie sollte Großonkel Merry etwas davon wissen — er ist doch gar nicht in England. Er ist für ein Jahr von Oxford beurlaubt. Sab — oder wie das heißt.«
    »Sabbatjahr (Studienjahr, in dem Professoren und Dozenten von ihren Lehrverpflichtungen an der Universität befreit sind, um ungestört forschen zu können)«, sagte Jane. »Er ist in Athen. Und nicht mal eine Weihnachtskarte hat er geschickt.«
    Barney hielt den Atem an. Während die sensationslüsternen Damen weitergingen, wandte sich der große weißhaarige Mann einem Fenster zu; seine Adlernase, sein hohläugiges Profil waren unverkennbar. Barney stieß einen Schrei aus. »Gumerry!«
    Während er über den Boden davonschlitterte, liefen Simon und Jane verdutzt hinter ihm her.
    »Großonkel Merry!«
    »Guten Morgen!«, sagte der große Mann freundlich. »Aber Mama sagte, du wärst in Griechenland.«
    »Ich bin zurückgekommen.«
    »Hast du gewusst, dass jemand den Gral stehlen würde?«, sagte Jane.
    Ihr Großonkel hob die struppigen weißen Augenbrauen, sagte aber nichts.
    Barney sagte einfach: »Was werden wir

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