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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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hineingeschaut.«
    »Vielleicht hast du einen solchen Band wie diesen in einem Regal gesehen?«
    »Ehrlich, ich weiß es nicht«, sagte Jane und verkroch sich in ihren Sessel, so drängend war der Ton seiner Stimme jetzt geworden. »Warum fragen Sie nicht den Kapitän?«
    Mr Hastings nahm ihr das Buch aus der Hand und stellte es wieder an seinen Platz. Der Ausdruck in seinem Gesicht war wieder ernst. »Er ist kein mitteilsamer Mann«, sagte er brüsk.
    Jane wurde immer unbehaglicher zumute. Sie stand auf und begann, von einem Fuß auf den andern zu trippeln.
    »Nun, ich muss gehen«, sagte sie, indem sie den munteren Ton ihrer Mutter nachahmte, und hoffte, dass es höflich klang. »Tut mir Leid, dass ich Sie gestört habe.« Sie ließ ihre Blicke hastig zwischen Fenster und Tür hin und her gehen.
    Der Pfarrer, der in gespanntem Schweigen dastand, raffte sich zusammen und trat auf die Glastür zu. »Du kannst hier herausgehen. Es ist kürzer. Die vordere Haustür wird selten benutzt.«
    Er streckte Jane seine Hand hin. »Es freut mich, dich kennen gelernt zu haben, Miss Drew. Es tut mir Leid, dass ich dir nicht habe helfen können, aber ich muss sagen, ich finde es unwahrscheinlich, dass unsere Küste hier jemals einen anderen Verlauf gehabt hat als die, die auf Mr Hawes-Mellors Karte zu sehen ist. So viel ich weiß, hatte er als Kartograf einen Ruf. Es freut mich, dass du mich besucht hast.«
    Er neigte feierlich den Kopf, während er Jane die Hand schüttelte. Es war eine fremdartige, altertümliche Geste, die sie plötzlich an Mr Withers erinnerte, der sich auf diese Art im
Grauen Haus
verabschiedet hatte. Aber dies hier kam ihr echter vor, so wie etwas, was Mr Withers nur zu imitieren versucht hatte.
    »Auf Wiedersehn«, sagte sie schnell und lief durch das lange, fedrige Gras und dann über die Auffahrt des schweigenden schäbigen Hauses auf die Straße, die heimwärts führte.

5. Kapitel
    Als Jane das
Graue Haus
erreichte, plapperten im Wohnzimmer Simon und Barney wie Affen auf Großonkel Merry ein, der aus den Tiefen eines wuchtigen Sessels still zuhörte. Die beiden Jungen glühten vor Aufregung und selbst Barneys helle Haut war in Wind und Sonne rosig braun geworden.
    »Da bist du ja, Kind«, sagte Mutter. »Ich fing gerade an, mir Sorgen zu machen.«
    Simon begrüßte sie laut: »Oh, du hättest mitkommen sollen! Es war fabelhaft, genau wie auf hoher See, und wenn wir den Wind im Rücken hatten, fuhren wir ganz schnell, schneller als ein Motorboot ... aber zurück sind wir mit dem Motor gekommen, denn es ging kein Wind mehr, aber das war auch schön. Mr Withers ist zu einem Drink mit raufgekommen, aber jetzt ist er wieder weg. Vater ist mit ihm gegangen und holt die Makrelen, die wir gefangen haben.«
    »Und was hat Jane gemacht?«, fragte Großonkel Merry aus seiner Ecke heraus.
    »Oh, nichts Besonderes«, sagte Jane. »Ich bin herumgewandert.«
    Die Kinder wurden früh zu Bett geschickt, denn als Simon hinter seinem Stuhl plötzlich eine Leuchtturm-Sirene nachgeahmt hatte, hatte der Vater drohend gesagt, sie wären alle »übermüdet«.
    Als sie oben waren, klopfte Jane an die Tür der Jungen und ging hinein, um ihnen von ihrer Entdeckung und von ihrem Besuch beim Pfarrer zu erzählen.
    Die Jungen waren nicht ganz so begeistert, wie sie erwartet hatte.
    »Du hast etwas aus dem Manuskript kopiert und es ihm ge zeigt?«, fragte Simon. Er war entsetzt.
    »Ja«, antwortete Jane kampflustig. »Was ist denn dabei? Eine dünne Bleistiftlinie in einem Reiseführer, damit kann doch niemand etwas anfangen.«
    »Du hättest aber auf keinen Fall irgendetwas ohne unser Einverständnis mit dem Manuskript machen dürfen!«
    »Es hatte doch gar nichts mit dem Manuskript zu tun, jedenfalls weiß er nichts davon. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich etwas über die Küstenlinie herausfinden will.« Weil sie sich gegen Simons Unwillen wehren musste, vergaß sie das Unbehagen, das der Pfarrer ihr eingeflößt hatte. »Ich dachte, ihr würdet dankbar sein, weil ich herausgefunden habe, dass die Karte auf dem Manuskript Kenmare Head darstellt.«
    »Weißt du, sie hat ganz Recht«, sagte Barney, der schon im Bett lag. »Es ist schrecklich wichtig, das zu wissen. Nach dem, was wir bis jetzt wussten, hätte es genauso gut eine Karte von Timbuktu sein können. Und wenn es stimmt, was der Pfarrer sagt, dass sich die Küste nicht mehr verändert hat, nachdem unsere Karte gezeichnet wurde, dann hilft uns auch das weiter, falls wir in

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