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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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gerissen worden.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte der Vater langsam. »Das Haus ist praktisch auf den Kopf gestellt worden, aber ein paar offensichtlich wertvolle Gegenstände hat man nicht angerührt. Zum Beispiel diese Statue auf dem Kaminsims und die große Silberschale auf der Anrichte im vorderen Zimmer. Ich sehe in dem Ganzen keinen Sinn.«
    »Jemand hat das aus Zerstörungswut getan«, sagte Barney ernst.
    Simon sagte zögernd: »Die müssen doch einen schrecklichen Lärm gemacht haben. Warum sind wir nicht wach geworden?«
    »Wir waren zwei Stockwerke höher«, sagte Barney. »Da oben hört man nichts. Mir gefällt das, es ist so geheimnisvoll.«
    »Mir gefällt das nicht.« Jane schauderte. »Stellt euch vor, jemand ist hier unten die ganze Nacht herumgegangen, während wir oben schliefen. Ich finde das unheimlich.«
    »Vielleicht war es auch niemand«, sagte Barney.
    »Sei doch kein Idiot. Natürlich war jemand da. Oder glaubst du, die Bücher sind von selbst aus den Regalen gehüpft.«
    »Es braucht ja kein Mensch gewesen zu sein. Vielleicht war es einer von diesen besonderen Geistern, die nur aus Spaß Sachen herumwerfen, ein Polter-, Polt-«
    »Poltergeist«, sagte der Vater geistesabwesend. Er öffnete alle Schränke, in denen das Silber aufbewahrt wurde, um zu sehen, ob irgendetwas verschwunden war.
    »Da habt ihr's. Es war so einer.«
    »Mrs Palk sagt auch, dass es in dem Haus spuken soll«, sagte Jane.
    Alle schauten einander mit runden Augen an und schauderten.
    Als die Mutter plötzlich in der Tür auftauchte, fuhren alle zusammen. »Hört mal«, sagte sie, »das wäre der erste Geist, von dem ich höre, der Schuhe mit Kreppsohlen trägt. Dick, komm mal und sieh dir das hier draußen an.«
    Der Vater richtete sich auf und folgte ihr in die Küche, die Kinder dicht auf den Fersen.
    Zwei Fenster in der Küche standen offen, ein großes über dem Ausguss und ein kleines, das darüber lag. Auch die Tür war offen. Und auf der weißen gekachelten Abstellfläche neben dem Spülstein war der schwache, aber deutlich erkennbare Abdruck eines Schuhs. Es war ein großer Abdruck mit gerillten Sohlen und ähnliche Spuren waren auf dem Fensterbrett darüber.
    »Mein Gott!«
    »Da habt ihr euren Geist«, sagte der Vater in munterem Ton, obgleich er gar nicht munter aussah.
    Dann wandte er sich ihnen zu und sagte freundlich, aber energisch:
    »Und ihr drei geht jetzt nach oben und zieht euch an. Ihr habt alles gesehen, was es zu sehen gibt. Nein — « Er hob die Hände, da alle Kinder heftig zu protestieren anfingen. »Dies ist kein Spiel. Es ist äußerst ernst. Wir müssen die Polizei rufen, und ich will nicht, dass irgendetwas angefasst wird, bevor sie da ist. Weg jetzt!«
    Der Vater hatte einen bestimmten Tonfall, gegen den es keinen Widerspruch gab. Simon, Jane und Barney verzogen sich murrend durch die Küchentür und durchquerten die Diele. Dann blieben sie am Fuß der Treppe wie angewurzelt stehen.
    Großonkel Merry kam mit schweren Schritten die Stufen hinunter auf sie zu. Er war in einen leuchtend roten Schlafanzug gekleidet und sein weißes zerzaustes Haar sträubte sich in alle Richtungen. Er gähnte herzhaft und rieb sich mit verwirrtem Ausdruck die Augen.
    »Versteh ich nicht«, murmelte er vor sich hin. »Wieso? ... ein so tiefer Schlaf ... höchst ungewöhnlich ...« Dann sah er die Kinder. »Guten Morgen«, sagte er mit Würde, so als wäre er vollständig und tadellos gekleidet, »obwohl ich heute Morgen so benommen bin, ist der Lärm hier unten bis zu mir heraufgedrungen. Ist was nicht in Ordnung?«
    »Es ist
eingebrochen
worden ...!«, begann Simon, aber der Vater war aus der Küche gekommen und klatschte in die Hände. »Los, los! Ich hab euch gesagt, ihr sollt nach oben gehen und euch anziehen ... Oh, gut, da bist du ja, Merry. Es ist etwas sehr Merkwürdiges geschehen — « Er warf den Kindern einen strengen Blick zu und sie liefen schnell nach oben.
    Nach dem Frühstück kam die Polizei aus St. Austell: ein untersetzter, rotgesichtiger Wachtmeister und ein sehr junger Polizist, der ihm wie ein stummer Schatten folgte. Simon freute sich schon darauf, dass man ihn als den Entdecker des Verbrechens genau verhören würde. Zumindest, vermutete er, würde er eine Aussage machen müssen. Er wusste nicht genau, was das bedeutete, aber es klang vertraulich und wichtig.
    Aber der Wachtmeister sagte zu ihm nur — und sein weicher Cornwall-Akzent schien die Worte zu streicheln — : »Du kamst

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