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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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und starrte ihn mit solcher Verwunderung an, dass Will lachen musste.
    »Mein Vater ist Goldschmied. Er hat mir beigebracht, wie man graviert. Nach der Schule helfe ich ihm manchmal in seinem Laden.«
    »Aber du musst das gemacht haben, bevor du hierher gekommen bist, bevor du wusstest, dass wir der
Greenwitch
begegnen würden«, sagte Jane zögernd. »Wie konntest du wissen, was du machen und was du schreiben musstest?«
    »Es war wohl nur ein glücklicher Zufall«, sagte Will, und in seiner höflichen Stimme war etwas Endgültiges, das Jane sofort an Merriman erinnerte: Es war die Stimme, die jede weitere Frage verbot.
    »Oh«, sagte sie.
    Will steckte den Streifen Gold in die Hülle und verschloss sie sorgfältig. Dann reichte er sie Jane.
    »Hier ist dein geheimer Schatz,
Greenwitch«,
sagte Jane und warf das kleine Bleirohr in die See. Es verschwand in den Wellen, deren Schaum sich um die tangbewachsenen Felsen kräuselte. Im Sonnenlicht glitzerte das Wasser.
    »Danke, Will Stanton«, sagte Jane. Sie zögerte und sah ihn an. »Du bist nicht ganz so wie wir andern, nicht wahr?«
    »Nicht ganz«, sagte Will.
    Jane sagte: »Ich hoffe, wir sehen dich eines Tages wieder.«
    Will sagte: »Da bin ich ziemlich sicher.«
     
    Als sie abreisten, standen Mr und Mrs Penhallow auf den Eingangsstufen vor ihrem Haus und winkten: Merriman brachte die Kinder zum Zug nach London, die Stantons wollten einen Tagesausflug nach Truro machen.
    »Auf Wiedersehen!«
    »Gute Reise! Auf Wiedersehen!«
    Die Wagen entfernten sich über den Kai; oben kreisten und kreischten die Möwen.
    »Ich glaub, der Professor hat diesmal gefunden, was er gesucht hat«, sagte Mr Penhallow und zog nachdenklich an seiner Pfeife.
    »Den kleinen Goldbecher vom letzten Jahr, der in London gestohlen wurde? Ja. Aber ich glaube, da war noch mehr.« Mrs Penhallow sah Merrimans Wagen nach, der gerade um die Ecke bog. Ihre Augen waren nachdenklich.
    »Was denn mehr?«
    »Es war kein Zufall, dass er gerade zur
Greenwitchzeit
hergekommen ist. Das hat er früher nie getan. Und auch Kapitän Toms ist seit vielen Jahren zum ersten Mal zum Flechten der
Greenwitch
daheim... Ich weiß nicht, Walter, ich weiß nicht. Aber etwas Seltsames ist hier vorgegangen.«
    »Du hast geträumt«, sagte Mr Penhallow nachsichtig.
    »Nein, bestimmt nicht. Aber die kleine Jane hat eines Nachts geträumt. In derselben Nacht, als alle träumten, der Nacht, in der das ganze Dorf wie besessen war... was sie am nächsten Morgen alles geredet haben, von Sachen, die man am besten vergisst... Und an dem Morgen war ich oben vor den Schlafzimmern beschäftigt, als die kleine Jane wach wurde. Die stieß vielleicht einen Schrei aus, kam aus dem Zimmer gestürzt und rannte wie wild zu ihren Brüdern!«
    »Dann hatte sie bestimmt einen Traum«, sagte Mr Penhallow, »und wie sich's anhört, einen schlimmen. Was ist dabei?«
    »'s war nicht, dass sie geträumt hat, was ich nicht vergessen kann.« Mrs Penhallow betrachtete den stillen Hafen und die kreisenden Möwen. »Es war ihr Zimmer. Am Abend vorher war's blitzblank, sie ist ein ordentliches kleines Mädchen. Aber an dem Morgen lagen überall in dem Zimmer Zweige und Blätter herum — Weißdornblätter und Vogelbeerlaub. Und überall roch es nach See.«

Der graue König

 
    Am Tage der Toten, wenn auch das Jahr stirbt,
Muss der Jüngste die ältesten Berge öffnen
Durch die Tür der Vögel, wo der Wind sich bricht.
Feuer wird flammen von dem Raben-Jungen,
Und die Silberaugen, die den Wind sehen,
Und das Licht wird finden die Harfe aus Gold.

Am freundlichen See liegen die Schläfer,
Auf Cadfans Weg, wo der Turmfalke ruft;
Wohl wirft grimmige Schatten der Graue König,
Doch singend wird sie die goldene Harfe leiten,
Sie weckt sie auf und heißt sie reiten.

Wenn Licht vom verlorenen Land erstrahlt,
Werden sechs Schläfer reiten, sechs Zeichen brennen,
Und dort, wo der hohe Mittsommerbaum wächst,
Wird die Finsternis fallen durch Pendragons Schwert.

Y maent yr mynyddoedd yn canu,
ac y mae'r arglwyddes yn dod.

Prolog
    »Bist du wach, Will? Will? Wach auf, es ist Zeit für deine Medizin, mein Junge ...«
    Das Gesicht schwang hin und her wie ein Pendel, stieg in einem rosa Nebel nach oben, kam wieder herunter, in sechs rosa Nebelflecke zerteilt, die sich alle wie Räder wild im Kreise drehten. Er schloss die Augen. Er spürte kalten Schweiß auf seiner Stirn, kalte Panik im Kopf.
Ich habe es verloren. Ich habe vergessen!
Selbst im Dunkeln drehte die

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