Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
Vom Netzwerk:
Clwyd-Hof«, sagte Will. Der Gnom kicherte leise. »David Evans wird sich ein bisschen verspäten,
bach
Junge. Du hast einen netten Träumer zum Onkel. David Evans wird noch zu spät kommen, wenn die Posaune des Jüngsten Gerichts ertönt. Warte einfach ein Weilchen. Ferien?« Glänzende dunkle Augen musterten ihn neugierig.
    »Eine Art Ferien. Ich hatte Hepatitis. Der Arzt hat gesagt, ich müsste verreisen, um mich zu erholen.«
    »Ah.« Der Gnom nickte weise mit dem Kopf. »Du bist auch ein bisschen spitz um die Nase. Aber dies ist der richtige Ort für dich. Die Luft hier an der Küste ist sehr erholsam, sagt man, sehr erholsam. Sogar in dieser Jahreszeit.«
    Von jenseits des Fahrkartenschalters ertönte plötzlich ein rasselndes Dröhnen und an der anderen Seite der Sperre sah Will einen schlammbedeckten Landrover vorfahren. Aber die Person, die heraussprang, war nicht sein kleiner adretter Onkel, an den er sich dunkel erinnerte, sondern ein drahtiger, schlaksiger junger Mann, der ihm plötzlich die Hand entgegenstreckte.
    »Will, nicht wahr? Hallo. Dad sagte, ich soll dich abholen. Ich bin Rhys.«
    »Guten Tag.« Will wusste, dass er zwei erwachsene Vettern in Wales hatte, so alt wie seine ältesten Brüder, aber er hatte weder den einen noch den anderen jemals kennen gelernt.
    Rhys nahm seinen Koffer auf, als wäre es eine Streichholzschachtel. »Ist das dein ganzes Gepäck? Dann machen wir uns auf den Weg.« Er nickte den Bahnbeamten zu.
»Sut 'dach chi?«
    »Iawn, diolch«,
sagte der Gnom. »Caradog Prichard hat heute Morgen hier in der Gegend nach dir oder deinem Vater gefragt. Hatte was mit Hunden zu tun.«
    »Ein Jammer, dass du mich heute den ganzen Tag nicht gesehen hast«, sagte Rhys.
    Der Gnom grinste. Er nahm Wills Fahrkarte an sich. »Werd bald wieder gesund, junger Mann.«
    »Danke«, sagte Will.
    Vom Vordersitz des Landrovers schaute er hinaus auf die kleine graue Stadt, durch Fenster, die der Scheibenwischer vergeblich, quietsch-knirsch, quietsch-knirsch, vom feinen Regenbelag zu befreien suchte. Verlassene Läden säumten die schmale Straße und ein paar gebeugte Gestalten in Regenmänteln huschten vorbei. Er sah eine Kirche, ein kleines Hotel und einige hübsche Häuschen. Dann wurde die Straße breiter, und sie fuhren an sauber beschnittenen Hecken vorbei, hinter denen offene Felder lagen und grüne Hügel zum Himmel aufragten, zu einem grauen Himmel, der nur aus Dunst zu bestehen schien. Rhys wirkte schüchtern; er fuhr, ohne den Versuch zu machen, eine Unterhaltung zu beginnen — allerdings war der Motor so laut, dass ein Gespräch ohnehin schwierig gewesen wäre. Sie kamen an Gruppen von schweigenden kleinen Häusern vorbei; die Schilder, auf denen FREIE ZIMMER oder ÜBERNACHTUNG UND FRÜHSTÜCK stand, baumelten verlassen hin und her, jetzt da die meisten Feriengäste gegangen waren.
    Rhys lenkte den Wagen ins Landesinnere, auf die Berge zu, und beinahe sofort überkam Will das Gefühl, eingeschlossen zu sein, ja sogar bedroht zu werden. Die Straße war schmal hier, wie ein Tunnel, mit hohen, grasbewachsenen Böschungen und Hecken, die zu beiden Seiten aufragten wie grüne Mauern. Jedes Mal wenn sie an einer Lücke in der Hecke vorbeikamen, wo ein Gatter auf ein Feld führte, sah er die grünbraune Masse der Berghänge in den grauen Himmel ragen. Und vor ihnen, wo an Biegungen der Straße durch Bäume hindurch kurz der offene Himmel sichtbar wurde, lauerten in der Ferne höhere graue Bergzüge, deren Gipfel in Wolkenfetzen verschwanden. Will hatte das Gefühl, er befinde sich in einem Teil Britanniens, der anders war als alles, was er bisher gesehen hatte: ein verschwiegener, abgeschlossener Ort, dessen geheimnisumhüllte Vergangenheit Mächte barg, die er nicht einmal erahnen konnte. Ihn fröstelte.
    Als Rhys um eine scharfe Biegung auf eine schmale Brücke zusteuerte, machte der Landrover ruckartig einen merkwürdigen Satz und neigte sich zur Seite, auf die Hecke zu. Rhys bremste scharf, kurbelte am Lenkrad und brachte den Wagen in einer Lage zum Stehen, die anzudeuten schien, dass sie mit einem Rad im Graben gelandet waren.
    »Verdammt!«, sagte Rhys mit Nachdruck und öffnete die Tür. Will kletterte hinterher. »Was ist passiert?«
    »Das da ist passiert.« Rhys zeigte mit lang ausgestrecktem Finger auf das Vorderrad an ihrer Seite, dessen Reifen hoffnungslos platt gegen einen aus der Hecke hervorragenden Felsblock gepresst war. »Sieh dir das an. Total aufgeschlitzt, und diese Reifen

Weitere Kostenlose Bücher