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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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aber es gab immer noch keine Spur von Regen. Wieder frischte der Wind in Böen auf, verlor sich und kam in einer plötzlichen neuen Böe zurück; man konnte nicht voraussagen, was er als Nächstes machen würde. Immer stärker spürte Will, wie ihm die Feindseligkeit des Grauen Königs von den hohen Gipfeln am Ende des Tales entgegenschlug; sie bildete eine Wand, die so bösartig war wie die Wand aus Flammen, die ihnen aus der anderen Richtung entgegenschlug, wenn auch der Einzige, der die Stärke von beiden spürte, der Einzige, der zwischen beiden gefangen war, der Uralte war, Will Stanton, durch seine Geburt dazu bestimmt, diese Suche weiterzuführen, wohin sie ihn auch führen mochte ...
    Er wurde plötzlich von wilder Heiterkeit gepackt, die ihm neue Energien aus dem Nichts brachte, seine schlappen Arme und Beine kräftigte. In plötzlicher Fröhlichkeit schrie er laut auf, grinste Bran in wildem Übermut an und schlug auf die nach dem Farn vor seinen Füßen züngelnden Flammen ein, als könnte er sie im Nu in den Boden stampfen.
    Dann lenkte das Aufblitzen einer Bewegung höher oben auf dem Berg seine Aufmerksamkeit von den Flammen ab, und zwischen den nackten Felsen über ihnen sah er die mit erstaunlicher Geschwindigkeit voranstürzende Gestalt eines grauweißen Fuchses. Mit fliegendem Schwanz und angelegten Ohren schoss er den steilen Hang des Craig yr Aderyn hinauf. Mit dem steigenden Wind türmten sich Rauchwolken auf und der Fuchs war verschwunden. Will hatte ihn nur einen kurzen Augenblick gesehen.
    Er hörte Bran mit hoher Stimme klagend rufen: »Cafall!«
    Dann kletterte Bran den Hang hinauf, die besorgten Stimmen von unten, den Rauch und alles andere ignorierend und nur den flüchtigen Blick auf ein weißes Tier im Sinn, das er für seinen Hund gehalten hatte.
    »Bran, komm zurück! Es war nicht Cafall!«
    Will kletterte verzweifelt hinter ihm her; sein Herz klopfte, als wollte es aus der Brust springen. »Bran! Komm zurück!«
    Der Hang wurde immer steiler, bis sie auf dem Craig selbst waren, durch den Farn krochen, über rutschiges Gras hinweg und um vorspringende graue Felssimse herum. Auf einem dieser Felsen machte Bran endlich keuchend Halt und sah sich wild nach allen Seiten um. Will stolperte neben ihn, kaum fähig zu sprechen.
    »Cafall!«, schrie Bran ins Nichts.
    »Es war nicht Cafall, Bran.«
    »Natürlich war er es. Ich habe ihn gesehen.«
    »Es war ein Fuchs, Bran. Einer von den
milgwn.
Es ist ein Trick, Bran, merkst du das nicht?«
    Will hustete und rang nach Atem in der schwarzen Rauchwolke, die den Hang hinter und unter ihnen einhüllte. Sie konnten nichts anderes als Rauch und den steilen Felsen sehen und Fetzen des grauen Himmels über ihnen. Weder der Hof noch die Männer oder das Tal unterhalb von ihnen waren zu erkennen, und kein anderes Geräusch als das Singen des Windes ertönte in ihren Ohren und von irgendwo in der Ferne die rauen, gedämpften Stimmen von Vögeln.
    Bran sah Will unsicher an.
    »Bran, ich bin überzeugt davon.«
    »In Ordnung. Ich war mir so sicher ... Es tut mir Leid.«
    »Das braucht es nicht. Es war nicht das, was du selbst gesehen hast. Es war das, was der Graue König dich hat sehen lassen. Aber das Problem ist, wir können nicht den gleichen Weg zurückgehen. Das Feuer folgt uns nach hier oben ...«
    »An der anderen Seite führt ein Weg nach unten«, sagte Bran und wischte sich den Schweiß aus den Augen. »Dort gibt es keinen Farn als Nahrung für das Feuer, nur Felsen. Aber der Abstieg ist schwierig.« Er musterte Wills blasses, verschmutztes Gesicht zweifelnd.
    »Ich bin okay. Komm, lass uns weitermachen.«
    Sie kletterten weiter die groben Stufen aus Gras und Felsen hinauf und klammerten sich jetzt mit Händen und Füßen fest.
    »Hier ist ein Vogelnest!« Will hatte eine Fußlänge von seinem Kopf entfernt einen unordentlichen Stapel aus Zweigen und Farn entdeckt.
    »Es wären auch Vögel hier — wenn das Feuer nicht wäre. Im Frühling ist es ein Nistgebiet, habe ich dir ja erzählt. Nicht nur Kormorane — auch Raben. Eine Menge Vögel ... das ist natürlich auch der Grund, warum es Vogelfelsen genannt wird. Hier ...« Bran blieb aufgerichtet auf einem breiten, mit Farn gesäumten Felssims stehen. »Dies ist die Kammlinie. Auf der anderen Seite geht es hinunter zu Prichards Hof.«
    Aber Will rührte sich nicht; er sah Bran an. »Vogelfelsen?«
    »Ja, so wird er genannt«, sagte Bran erstaunt. »Vogelfelsen. Craig yr Aderyn, Felsen der Vögel.

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