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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Ich dachte, das weißt du.« Will sagte leise, nachdenklich:
»Am
Tage der Toten, wenn auch das Jahr stirbt,
Muss der Jüngste die ältesten Berge öffnen,

Durch die Tür der Vögel, wo der Wind sich bricht ...«
    Bran starrte ihn an. »Du meinst ... die Tür der Vögel ... hier?«
    »Vogelfelsen. Das muss es sein. Ich weiß es. Und heute ist der Tag der Toten ...« Will lehnte den Kopf zurück und sah zum Himmel hinauf, wo Wolken wie graue Rauchbälle dahinflogen. »Und der Wind schlägt um, fühl doch ... Nein ... Doch, jetzt wieder ... Ein schlechter Wind, ein Wind aus der Finsternis. Das gefällt mir nicht, Bran, dahinter steckt der Graue König.« Er betrachtete Bran jetzt nur noch als Verbündeten, für immer.
    Der weißhaarige Junge sagte düster: »Er dreht nach Norden. Das ist der schlimmste Wind von allen, der Nordwind.
Gwynt Traed yr Meirw
nennen sie ihn, der Wind, der um die Füße der Toten bläst. Er bringt Stürme mit sich. Und manchmal Schlimmeres.«
    Das ferne Knistern des Feuers schien jetzt lauter zu werden. Will blickte über die Schulter den Hügel hinunter; der Rauch war dichter dort und die Luft war heißer geworden. Der Wind kam in Stößen herangewirbelt und trug Asche und Ruß von unten in unheimlichen dunklen Strudeln um ihre Köpfe herum. Plötzlich spürte Will mit erschreckender Gewissheit, dass der Graue König von seiner Anwesenheit wusste, genau wusste, und seine Kräfte für einen Angriff sammelte — und dass in jenem ersten Augenblick, da er von seiner Anwesenheit gewusst hatte, das Feuer auf dem Berg ausgebrochen war. Ein Gefühl schrecklicher Einsamkeit ergriff ihn. Ein Uralter, allein, ohne andere aus dem Licht, war so verletzbar gegenüber der Finsternis. Obwohl er nicht für immer vernichtet werden konnte, konnte er unschädlich gemacht werden; die ganze Kraft eines der Herren der Finsternis konnte ihn, wenn sie ihn schutzlos traf, aus der Zeit hinausstoßen, für so lange, dass seine Hilfe für seine Gefährten zu spät käme. Und so griff der Graue König jetzt mit Feuer nach Will, und mit allem, was ihm sonst noch zur Verfügung stehen mochte.
    Und Bran war noch verletzbarer, Will drehte sich rasch zu ihm um. »Bran, komm weiter, das Sims entlang zum Gipfel. Bevor das Feuer ...«
    Die Worte blieben ihm im Hals stecken. Aus Löchern und Felsspalten, um Ecken und Klippen herum kamen stumm die gespenstischen grauweißen Gestalten der
milgwn
auf den Kamm des Berges geschlichen, mehr als zwanzig von ihnen, mit gesenkten Köpfen, entblößten Zähnen und einer weißen Spitze am Ende ihrer buschigen grauen Schwänze. Ihr Fuchsgeruch hing durchdringender als der Rauch in der Luft. An ihrer Spitze stand der Königsfuchs, ihr Anführer, dem die rote Zunge aus einem breit und schrecklich grinsenden Maul hing, einem Maul mit weißen Zähnen, die so lang wie Finger und spitz wie Nägel waren, Eiszapfen aus Knochen. Seine Augen glänzten, die Halskrause stand weiß ab von den gewaltigen Schultern und dem Nacken.
    Will ballte die Hände zu Fäusten und schrie zornig machtvolle Worte in der Alten Sprache, aber der große graue Fuchs zuckte nicht zurück. Stattdessen machte er unvermittelt einen Satz in die Luft, an der Stelle, wo er stand, wie Will es einmal einen Fuchs in einem Feld in Buckinghamshire hatte tun sehen, weit weg von diesem Tal, weil er sehen wollte, welche Gefahren in diesem Weizenfeld, das über ihn hinausragte, auf ihn lauerten. Während er sprang, stieß der Königsfuchs ein kurzes, scharfes Bellen aus, tief und klar. Die
milgwn
knurrten leise. Und dann schoss mit einem Geräusch wie zerreißender Stoff eine Flamme neben Will empor — das Feuer hatte endlich die Kammlinie des Craig yr Aderyn erreicht und toste prasselnd im Farn um sie herum.
    Will schreckte zurück. Der einzige Fluchtweg führte am Königsfuchs vorbei. Und der große Fuchs kauerte bewegungslos flach auf dem Bauch, zum Sprung bereit.
    Plötzlich ertönte ein durchdringender Schrei neben Wills Schulter. Bran sprang vor, in der Hand den Ast einer Krüppel-eiche, der brannte wie Zunder, eine Feuergarbe. Er stieß ihn mitten in das Gesicht des grauen Fuchses. Aufjaulend zog der Königsfuchs sich zwischen seine Gefährten zurück und alle
milgwn
rannten verwirrt umher. Bevor der Ast bis zu seiner Hand herunterbrennen konnte, warf Bran ihn fort, aber eine Windböe erfasste ihn überraschend und trug ihn auf die andere Seite der Kammlinie, hinunter auf den noch nicht brennenden Hang, wo das Feuer sonst

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