Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
ganz still da, während es in seinem Kopf dröhnte vor Wut und vor Überraschung. Owen Davies stieß die Tür auf und sah ihn an.
»Ich habe mir gedacht, dass du hier sein würdest«, sagte er. Bran fragte kurz: »Warum?«
Sein Vater machte die sonderbare duckende Kopfbewegung, die zu seinen üblichen nervösen Gesten gehörte. »Will war auf dem Hof, um irgendetwas zu holen, und er sagte, ihr wäret beide hier oben irgendwo ... er müsste bald hier sein.«
Bran stand steif vor seinem Vater. »Warum bist du gekommen? Hat Will so getan, als ob etwas nicht in Ordnung sei?«
»O nein, nein«, sagte Owen Davies hastig.
»Also, was ...«
Aber sein Vater hatte Pen gesehen. Er stand einen Augenblick sehr still da. Dann sagte er sanft: »Aber es ist etwas nicht in Ordnung, nicht wahr?«
Bran öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
Owen trat vor und beugte sich über den hilflosen Schäferhund. »Wie hat er sich verletzt? Ist er gestürzt? Ich habe noch nie ein Tier so liegen sehen ...« Er streichelte den Kopf des Hundes, fühlte seine Beine ab und versuchte, eine der Pfoten zu heben. Pen winselte fast unhörbar und rollte mit den Augen. Die Pfote ließ sich nicht bewegen. Sie war nicht starr oder steif; sie haftete einfach fest am Boden, wie der Wachstein. Brans Vater versuchte es mit jeder der vier Pfoten und konnte keine auch nur den Bruchteil eines Zolls bewegen. Er erhob sich und trat, Pen anstarrend, langsam zurück. Dann hob er den Kopf, um Bran anzusehen, und in seinen Blicken lag große Furcht, gemischt mit Anklage.
»Was hast du getan, Junge?«
Bran sagte: »Es ist die Macht des Brenin Llwyd.«
»Unsinn!«, sagte Owen Davies scharf. »Abergläubischer Unsinn! Ich dulde es nicht, dass du von diesen alten heidnischen Märchen sprichst, als seien sie wahr.«
»In Ordnung, Dad«, sagte Bran. »Dann ist es abergläubischer Unsinn, dass der Hund sich nicht bewegen lässt.«
»Es ist eine Art Starre der Gelenke«, sagte sein Vater und blickte auf Pen. »Es sieht mir so aus, als habe er das Rückgrat gebrochen, und die Nerven und Muskeln arbeiten nicht mehr.« Aber seine Stimme klang nicht überzeugt.
»Es fehlt ihm nichts. Er ist nicht verletzt. Er liegt so da, weil ...« Bran dachte plötzlich, dass es viel zu weit gehen würde, wenn er seinem Vater von dem Wachstein erzählte. Stattdessen sagte er: »Es ist die Bösartigkeit des Brenin Llwyd. Durch seine Tricks wurde Cafall erschossen, und jetzt macht er es dem verrückten Caradog Prichard leicht, sich Pen auch noch vorzunehmen.«
»Bran, Bran!« Die Stimme seines Vaters war schrill vor Erregung. »Du darfst dir Cafalls Tod nicht so zu Herzen nehmen. Es ging nicht anders,
bach gen,
er war zu einem Schafsjäger geworden, und es ging nicht anders. Ein Hund, der zu einem Killer geworden ist, muss getötet werden.«
Bran sagte, bemüht, seine Stimme nicht zittern zu lassen: »Er war kein Killer, Dad, und du weißt nicht, worüber du redest. Denn wenn du es wüsstest, warum gelingt es dir dann nicht, Pen einen einzigen Zentimeter von dort wegzubewegen? Ich sage dir, es ist der Brenin Llwyd, und du kannst überhaupt nichts machen.«
Und an der Furcht in Owen Davies' Augen sah er, dass sein Vater im Innersten glaubte, was Bran sagte.
»Ich hätte es wissen sollen«, sagte sein Vater unglücklich. »Als ich dich hier an diesem Ort fand, hätte ich wissen sollen, dass solche Dinge geschehen würden.«
Bran starrte ihn an. »Was meinst du damit?«
Sein Vater schien ihn nicht zu hören. »Ausgerechnet hier. Blut setzt sich durch, sagt man. Blut setzt sich durch. Sie kam aus den Bergen hierher, aus der Dunkelheit an diesen Ort, und so bist auch du hierher gekommen. Auch ohne davon zu wissen, kamst du hierher. Und wieder entsteht Böses daraus.« Seine Augen waren sehr weit geöffnet, und er zwinkerte heftig, ohne den Blick auf irgendetwas zu richten.
Ein Verdacht, was sein Vater meinen könnte, stieg in Bran auf wie ein Abendnebel über dem Tal.
»Hier.
Du sagst immer wieder
hier ...«
»Dies war mein Haus«, sagte Owen Davies.
»Nein«, sagte Bran. »O nein.«
»Vor elf Jahren«, sagte Davies, »habe ich hier gewohnt.«
»Das wusste ich nicht. Ich habe nie darüber nachgedacht.
Das Haus steht leer, solange ich zurückdenken kann; für mich war es nie ein richtiges Haus. Wenn ich allein draußen umherstreife, komme ich ziemlich oft hierher. Wenn es regnet. Oder nur um mich hinzusetzen. Manchmal« — er schluckte — »manchmal tu ich so, als wäre es
Weitere Kostenlose Bücher