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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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mein Haus.«
    »Es gehört Caradog Prichard«, sagte sein Vater tonlos. »Bei seinem Vater diente es als Haus für den Schäfer. Aber Prichards Leute wohnen jetzt in der Nähe des Hofes.«
    »Ich hatte keine Ahnung«, sagte Bran wieder. Davies stand über Pen und blickte hinunter, seine mageren Schultern gebeugt. Er sagte bitter: »Die Macht des Brenin Llwyd, ja. Und die war es, die sie aus den Bergen zu mir gebracht und sie dann wieder fortgeholt hat. Nichts sonst hätte das vermocht. Ich habe versucht, dich aufzuziehen, abseits von all dem, mit Gebeten und Frömmigkeit, und während der ganzen Zeit hat der Brenin Llwyd nach dir gegriffen, um dich zurückzuholen, dorthin, wo deine Mutter hingegangen ist. Du hättest nicht hierher kommen dürfen.«
    »Aber das wusste ich nicht«, sagte Bran. Zorn flammte in ihm hoch wie ein aufglühender Funke. »Wie sollte ich das wissen? Du hast es mir nie gesagt. Es gibt sowieso nie einen Ort sonst, wo ich hingehen könnte. Du lässt mich nie nach Tywyn, nicht einmal ins Schwimmbad oder an den Strand, mit den anderen, nach der Schule. Wohin lässt du mich gehen außer hinaus auf das Heideland? Und wie sollte ich wissen, dass ich nicht hätte hierher kommen sollen?«
    Davies sagte unglücklich: »Ich wollte dich davon verschonen. Es war vorbei, es war zu Ende, ich wollte dich von der Vergangenheit fern halten. Oh, wir hätten nicht hier bleiben sollen. Ich hätte gleich zu Anfang weit weg von diesem Tal ziehen sollen.«
    Bran schüttelte den Kopf hin und her, als versuche er, etwas abzuwerfen. Die Luft in der Kate schien drückend zu werden, schwer, spannungsgeladen, als künde sich ein Gewitter an. Er sagte kalt: »Du hast mir niemals etwas erzählt, nie. Ich muss nur immer das tun, was mir gesagt wird.
Dies ist das Rechte, Bran, dies ist zum Besten, dies ist die richtige Art, sich zu benehmen.
Du sprichst nie über meine Mutter, du hast es nie getan. Ich habe keine Mutter — na ja, das ist nicht so ungewöhnlich, es gibt zwei Jungen in der Schule, die auch keine Mutter haben. Aber ich weiß nicht einmal etwas über meine Mutter. Nur dass sie Gwen hieß. Und ich weiß, dass sie schwarzes Haar und blaue Augen hatte, aber das weiß ich nur, weil Mrs Rowlands es mir erzählt hat, nicht du. Du wolltest mir nie etwas von ihr erzählen, außer dass sie davongelaufen ist, als ich ein Baby war. Ich weiß nicht einmal, ob sie lebt oder tot ist.«
    Owen Davies sagte leise: »Das weiß ich auch nicht, Junge.«
    »Aber ich möchte wissen, wie sie war!« Es brauste in Brans Kopf wie ein stürmisches Meer; er schrie jetzt. »Ich möchte es wissen! Und du hast Angst, es mir zu erzählen, weil es deine Schuld gewesen sein muss, dass sie davongelaufen ist! Es war deine Schuld, das habe ich immer gewusst. Du hast sie eingesperrt, wie du mich immer eingesperrt hast, und darum ist sie davongelaufen!«
    »Nein«, sagte sein Vater. Er lief unglücklich in dem kleinen Raum auf und ab, er blickte Bran besorgt an, argwöhnisch, als sei er ein wildes Tier, das losspringen könnte. Bran hielt die besorgten Blicke für einen Ausdruck der Furcht, es gab nichts sonst in seinem Erfahrungsbereich, was er sich als Ursache vorstellen konnte.
    Owen Davies sagte, über die Worte stolpernd: »Du bist sehr jung, Bran. Du musst verstehen, dass ich immer versucht habe, das Richtige zu tun, dir so viel zu erzählen, wie es richtig war. Dir nichts zu erzählen, was für dich gefährlich sein könnte ...«
    »Gefährlich!«, sagte Bran verächtlich. »Wie könnte es gefährlich sein, wenn ich etwas über meine Mutter weiß?«
    Für einen Moment verlor Davies die Beherrschung. »Sieh dorthin!«, sagte er kurz, auf Pen zeigend. Der Hund lag immer noch regungslos da, schrecklich flach gedrückt wie eine zum Trocknen ausgebreitete Haut. »Sieh dir das an! Du sagst, das sei das Werk des Brenin Llwyd — und dann fragst du, wie das gefährlich sein könnte?«
    »Meine Mutter hat nichts mit dem Brenin Llwyd zu tun!« Aber als er seine eigenen Worte hörte, hielt Bran mit weit geöffneten Augen inne.
    In das Schweigen hinein sagte sein Vater trübe: »Das ist etwas, was wir nie wissen werden.«
    »Was meinst du damit?«
    »Hör mir zu. Ich weiß nicht, wohin sie gegangen ist. Aus den Bergen ist sie gekommen und zurück in die Berge ist sie am Ende gegangen und keiner von uns hat sie je wieder gesehen.« Owen Davies stieß die Worte einzeln hervor, mühsam, als bereite ihm jedes einzelne Schmerzen. »Sie ist freiwillig gegangen,

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