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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Geröll hinaufklettern — um dann allein hoch über dem Wasser zu stehen. Aber er hatte das Gefühl, dass er diesen Weg einschlagen musste.
    Dann trat plötzlich und unerwartet Prichard vor ihn und packte die Lenkstange seines Rades, sodass Will seitlich auf den Boden stürzte.
    Während er sich wieder aufrappelte, die Harfe mit einem Arm an sich pressend, der jetzt noch mehr schmerzte, spürte Will weder Zorn noch Furcht, sondern ehrliche Verärgerung. Prichard: immer Prichard! Während der Graue König das Licht unheilvoll bedrohte, musste Prichard sich wie eine quiekende Maus endlos einmischen, um Will zu den kleinlichen Rivalitäten und Ärgernissen gewöhnlicher Menschen herunterzuzerren. Er funkelte Caradog Prichard mit stummer Verachtung an, aber Prichard war nicht klug genug, seine Blicke als gefährlich zu erkennen.
    »Wohin willst du, Engländer?«, fragte Prichard und hielt das Fahrrad in festem Griff. Sein sich lichtendes rotes Haar war zerzaust und seine kleinen Augen glitzerten seltsam.
    Will sagte, kalt wie ein Fisch im Winter: »Das hat mit Ihnen nicht das Geringste zu tun.«
    »Aber, aber, Manieren«, sagte Caradog Prichard. »Ich weiß sehr gut, wohin du willst, junger Mann, du und Bran Davies, ihr wollt diesen anderen verdammten Schafe mordenden Hund verstecken. Aber es gibt keinen einzigen Weg auf der Welt, auf dem ihr mich von ihm fern halten könnt. Was hast du denn da, eh?«
    In gedankenlosem Misstrauen griff er nach dem Sackleinenbündel unter Wills Arm.
    Will reagierte schneller, als sogar er selbst mit den Augen verfolgen konnte. Die Harfe war viel, viel zu wichtig, als dass man sie einem so törichten Risiko aussetzen konnte. Auf der Stelle wurde er zu einem Uralten in der ganzen Glut seiner Macht. Er ragte Furcht einflößend empor wie eine Lichtsäule und streckte voller Zorn einen Arm aus, der auf Caradog Prichard zeigte — traf aber, als wütende Antwort, auf eine Barriere zornigen Widerstands vom Grauen König.
    Zuerst duckte sich Prichard vor ihm, die Augen geweitet, der Mund schlaff vor Entsetzen, und erwartete seine Vernichtung. Doch als er merkte, dass er beschützt wurde, trat langsam ein verschlagener Ausdruck in seine Augen. Will beobachtete ihn wachsam. Er wusste, dass der Brenin Llwyd das größte Risiko auf sich nahm, das einer der Herren des Lichts oder der Finsternis eingehen konnte, indem er seine eigene gewaltige Macht durch einen gewöhnlichen Sterblichen leitete, der nicht die leiseste Ahnung hatte von den erschreckenden Kräften, die ihm zur Verfügung standen. Der Herr der Finsternis musste sich in einer verzweifelten Lage befinden, wenn er seine Sache einem so gefährlichen Diener anvertraute.
    »Lassen Sie mich in Ruhe, Mr Prichard«, sagte Will. »Ich habe John Rowlands' Hund nicht bei mir. Ich weiß nicht einmal, wo er ist.«
    »O ja, das weißt du, Junge, und ich weiß es auch.« Die Worte quollen aus Prichard heraus, der Oberfläche seines Geistes näher als das Erstaunen über seine neue Gabe. »Man hat ihn auf Jones Ty-Bonts Hof gebracht, um ihn von mir fern zu halten, damit er seinem mörderischen Geschäft wieder nachgehen kann. Aber daraus wird nichts, auf keinen Fall, keine Hoffnung, so blöd bin ich nicht.« Er funkelte Will an. »Und du solltest mir lieber sagen, wo er ist, Junge, sag mir, was ihr alle vorhabt, oder es wird dir schlecht ergehen.«
    Will spürte, wie Wut und Bosheit in Prichards Kopf herumwirbelten wie ein rasender Vogel, der in einem Raum ohne Ausgang gefangen ist.
Oh, Brenin Llwyd,
dachte er mit einer Art Traurigkeit,
deine Kräfte verdienen etwas Besseres, als jemandem übergeben zu werden, der weder Disziplin noch eine Ausbildung hat, der nicht den Verstand hat, sie richtig einzusetzen ...
    Er sagte: »Mr Prichard, lassen Sie mich bitte in Ruhe. Sie wissen nicht, was Sie tun. Ehrlich. Ich möchte nicht gezwungen werden, Sie zu verletzen.«
    Caradog Prichard starrte ihn einen Augenblick lang in aufrichtigem, sprachlosem Erstaunen an, wie ein Mann in dem Moment, bevor er einen Witz kapiert, dann brach er in würgendes Gelächter aus. »Du möchtest mich nicht verletzen? Nun, das ist wirklich sehr nett, ich bin entzückt. Sehr rücksichtsvoll. Sehr freundlich ...«
    Der Sonnenschein, der mit Unterbrechungen den Morgen erhellt hatte, war jetzt verschwunden; graue Wolken verdichteten sich am Himmel, fegten das Tal entlang mit dem Wind, der den See kräuselte. Irgendeine Eingebung brachte Will plötzlich zum Bewusstsein, dass das Grau

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