Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
vergangenen Jahr Jamaika anlief, habe ich dir eine große westindische Karnevalsmaske geschickt, als Weihnachts- und Geburtagsgeschenk in einem.«
»Natürlich«, sagte Will. »Einsame Klasse. Wir haben sie uns erst gestern wieder alle angesehen.«
Stephen achtete nicht auf seine Worte, sondern fuhr fort: »Ich bekam sie von einem alten Jamaikaner, der mich eines Tages am Ärmel packte, aus dem Nichts heraus, mitten im Karneval. Er sagte mir, wie ich heiße, und trug mir auf, dir die Maske zu geben. Und als ich ihn fragte, woher um alles auf der Welt er mich kenne, sagte er: Es
ist ein gewisser Ausdruck, den wir Uralten haben. Etwas davon haben auch unsere Familien.«
»Das weiß ich doch alles«, sagte Will fröhlich und schluckte die bösen Ahnungen hinunter, die ihm die Kehle zuschnürten. »Du hast doch einen Brief geschickt, zusammen mit der Maske. Weißt du nicht mehr?«
»Ich weiß, dass es verdammt komische Worte von einem Fremden waren«, sagte Stephen. »Uralte, wir Uralten, wir URALTEN. Mit Großbuchstaben — man konnte sie
hören.«
»Kann ich mir nicht vorstellen. Sicher — ich meine, du hast gesagt, er war ein alter Mann ...«
»Will«, sagte Stephen und sah ihn aus kalten blauen Augen an, »am Tag, als wir von Kingston abfuhren, tauchte der alte Mann bei unserem Schiff auf. Ich weiß nicht, wie er sie dazu gebracht hat, aber jemand wurde geschickt, mich zu holen. Er stand dort am Kai, mit seinem schwarzen, schwarzen Gesicht und seinem weißen, weißen Haar und musterte gelassen den Matrosen, der mich geholt hatte, bis der Junge ging, und dann sagte er nur einen einzigen Satz.
Sagen Sie Ihrem Bruder, dass die Uralten der Ozean-Inseln bereit sind.
Dann ging er.«
Will antwortete nicht. Er wusste, dass noch mehr kommen würde. Er schaute auf Stephens Hände; sie waren zu Fäusten geballt und ein Daumen bewegte sich automatisch über die dazugehörige Faust hin und her.
»Und dann«, sagte Stephen mit leicht bebender Stimme, »liefen wir auf der Heimreise Gibraltar an und ich hatte einen halben Tag Landurlaub und ein Fremder sprach mich auf der Straße an. Er stand neben mir; wir warteten darauf, dass die Ampel grün zeigte. Er war sehr groß und schlank, ein Araber, vermute ich. Weißt du, was er sagte?
Sagen Sie Will Stanton, dass die Uralten aus dem Süden bereit sind.
Dann tauchte er einfach in der Menge unter.«
»Oh«, sagte Will.
Der Daumen hörte abrupt auf, über Stephens Faust zu fahren. Stephen stand auf, in einer einzigen raschen Bewegung, wie eine auseinander schnellende Feder. Will rappelte sich ebenfalls auf und blinzelte nach oben, unfähig, in dem sonnengebräunten Gesicht vor dem hellen Himmel zu lesen.
»Entweder verliere ich den Verstand«, sagte Stephen, »oder du bist in eine sehr merkwürdige Angelegenheit verwickelt, Will. In beiden Fällen könntest du etwas mehr von dir geben als
oh.
Wie ich dir sagte, es gefällt mir nicht, ganz und gar nicht.«
»Weißt du, das Problem ist«, sagte Will langsam, »wenn ich versuchte, es zu erklären, würdest du mir nicht glauben.«
»Versuch's doch mal«, sagte sein Bruder.
Will seufzte. Von den neun Stanton-Kindern war er das jüngste, Stephen das älteste; zwischen ihnen lagen fünfzehn lange Jahre, und bevor Stephen von zu Hause fortgegangen war, um zur Marine zu gehen, war ein jüngerer Will ihm in stummer Verehrung auf Schritt und Tritt gefolgt. Er wusste jetzt, dass er am Ende von etwas angekommen war, von dem er gehofft hatte, dass es nie enden würde.
Er sagte: »Im Ernst? Du wirst mich nicht auslachen, nicht ... verurteilen?«
»Natürlich nicht«, sagte Stephen.
Will holte tief Luft. »Also gut. Es ist so ... Wir leben in einer Welt von Menschen, ganz normalen Menschen, und obwohl es in ihr die Alte Magie der Erde gibt und die Wilde Magie von lebenden Wesen, sind es Menschen, die bestimmen, wie die Welt aussehen wird.« Er sah Stephen nicht an, weil er fürchtete, die Veränderung im Gesichtsausdruck zu sehen, die er mit Sicherheit erwartete. »Aber jenseits der Welt ist das Universum, dem Gesetz der Hohen Magie unterworfen, wie es jedes Universum sein muss. Und der Hohen Magie untergeordnet sind zwei ... Pole ... die wir die Finsternis und das Licht nennen. Keine andere Macht hat ihnen Weisungen zu erteilen. Sie sind einfach da. Die Finsternis versucht, mithilfe ihrer finsteren Natur die Menschen zu beeinflussen, sodass sie am Ende, durch die Menschen, die Macht auf der Erde übernimmt. Das Licht hat die Aufgabe,
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