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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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hinter ihnen angestapft. »Mann, was für eine Jagd! Es
war
ein Nerz, muss einer gewesen sein.«
    »Nerz?«, fragte Stephen. Er schüttelte plötzlich den Kopf, wie ein Hund, der gerade aus dem Wasser gekommen ist.
    James starrte ihn an. »Der Nerz. Das kleine schwarze Tier.«
    »Ja, natürlich«, sagte Stephen hastig und sah immer noch benommen aus. »Ja. Es war also ein Nerz?«
    James sprudelte über vor Triumph. »Ich bin überzeugt davon. Was für ein glücklicher Zufall! Ich halte Ausschau nach ihnen, seit ich den Artikel im
Observer
gelesen habe. Es wurde dazu aufgefordert, weil sie viel Schaden anrichten. Sie fressen Hühner und alle möglichen Vögel. Irgendjemand hat sie vor Jahren aus Amerika eingeführt, um sie zu züchten, wegen der Felle, und ein paar entkamen und verwilderten.«
    »Wohin ist er gelaufen?«, fragte Will.
    »In den Fluss gesprungen. Ich wusste nicht, dass sie schwimmen können.«
    Stephen nahm den Picknickkorb vom Boden auf. »Zeit, dass wir den Fisch nach Hause bringen. Reich mir die Limonadeflasche rüber, Will.«
    James sagte sofort: »Du hast mir was zu trinken auf dem Heimweg versprochen.«
    »Ich habe gesagt, wenn du noch zehn dazufängst.«
    »Sieben ist ziemlich nahe dran.«
    »Nicht nahe genug.«
    »Geiziges Volk, die Seeleute«, sagte James.
    »Hier«, sagte Will und stieß ihn mit der Flasche an. »Ich habe ohnehin nicht alles getrunken.«
    »Mach schon, Schmarotzer«, sagte Stephen. »Trink sie leer.« Eine Ecke des Korbs war durchgescheuert; er versuchte, die losen Enden des Geflechts zusammenzufügen, während James seine Limonade hinunterstürzte.
    Will sagte: »Der Korb fällt ja auseinander. Sieht aus, als gehörte er den Uralten.«
    »Wem?«, fragte Stephen.
    »Den Uralten. In dem Brief, den du mir im letzten Jahr aus Jamaika geschickt hast, mit der großen Karnevalsmaske. Irgendetwas, was der alte Mann gesagt hat, der Mann, der dir die Maske gab. Erinnerst du dich nicht?«
    »Großer Gott, nein«, sagte Stephen friedlich. »Viel zu lange her.« Er lachte leise. »Das war wirklich ein verrücktes Geschenk, oder? Wie das Zeug, das Max auf der Kunstschule herstellt.«
    »Ja«, sagte Will.
    Sie machten sich auf den Heimweg durch das lange fedrige Gras, durch die länger werdenden Schatten der Bäume, durch die gelbgrünen Blüten des Ahorns.

Schwarzer Nerz
    Ihr Heimweg war ein vielfach gewundener Weg; zuerst durch Felder und entlang Treidelpfaden zu der Stelle, wo sie ihre Fahrräder abgestellt hatten, dann durch kurvenreiche, schmale, schattige Straßen. Eichen und Ahornbäume und Pyramidenpappeln ragten an beiden Seiten hoch empor, Häuser schliefen versteckt hinter Hecken, die nach Geißblatt dufteten und mit den Blüten der sich überall ausbreitenden Winde geschmückt waren. In der Ferne hörten sie das Summen einer hastenden, geschäftigeren Welt und sahen Autos vorbeiflitzen auf der Autobahn, die das Tal der Themse überbrückt. Es war jetzt Spätnachmittag; der Horizont ging im Dunst unter und in der warmen Luft tanzten Mückenschwärme.
    Sie radelten durch die Huntercombe Lane, noch etwa eine halbe Meile von zu Hause entfernt, vorbei an Wills Lieblingshäusern mit Mauern aus Feuerstein und backsteinverzierten Wänden, als James plötzlich bremste.
    »Was ist?«
    »Hinterrad. Ich dachte, ich würde es schaffen, aber es wird immer weicher. Wenn ich es aufpumpe, wird es bis zu Hause reichen.«
    Will und Stephen warteten, während er seine Luftpumpe losmachte. Schwach drangen von weiter straßenaufwärts Stimmen zu ihnen; dort oben ging es über eine kleine Brücke über einen Bach, der sich durch die Felder schlängelte, um schließlich in die Themse zu münden. Im Allgemeinen bewegte der Bach sich sehr gemächlich voran; ein einziges Mal in seinem Leben hatte Will ihn Hochwasser führen sehen. Er fuhr träge auf die Brücke zu. Es war nichts von einer Strömung zu hören heute; der schmale Wasserlauf lag seicht und still da, mit grünen Wasserpflanzen bedeckt wie ein Teich.
    Stimmen näherten sich. Will beugte sich über die Mauer der kleinen Brücke. Unter ihm kam am Ufer keuchend ein kleiner Junge entlanggerannt: Gegen seine Beine schlug eine lederne Notenmappe, die halb so groß wie er selbst aussah. Drei andere Jungen verfolgten ihn schreiend und lachend. Will wollte sich abwenden, weil er das Ganze für ein Spiel hielt, als der erste Junge, dessen Weg durch die Brücke blockiert war, sich umdrehte, ausrutschte und sich dann seinen Verfolgern stellte, mit einer

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