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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Du warst nicht da. Dad erwähnte zufällig, wer uns dieses Golfhotel empfohlen hat.«
    »Wer?«
    »Großonkel Merry«, sagte Simon.
    Will sagte: »Er wird bald hier sein.«
    »Es muss wirklich ernst sein«, sagte Barney.
    »Natürlich. Ich sagte euch ja, es wird die schwerste und die letzte Aufgabe sein.«
    »Hoffentlich die letzte«, sagte Simon wichtigtuerisch. »Nach diesen Ferien gehe ich ins Internat.«
    Will sah ihn an. Seine Mundwinkel zuckten ein wenig.
    Simon schien in Gedanken das Echo seiner eigenen Worte zu hören; er blickte auf den Boden und scharrte mit dem Fuß im Gras. »Na ja«, sagte er. »Ich wollte damit sagen, meine Ferien werden anders liegen als die der anderen, sodass wir vielleicht nicht immer an die gleichen Orte gehen. Stimmt doch, Jane?« Er wandte sich, Bestätigung suchend, an seine Schwester; dann hielt er inne. »Jane?«
    Jane schaute an ihm vorbei; ihre weit aufgerissenen Augen waren auf einen bestimmten Punkt gerichtet. Jetzt sah sie nur noch eine Gestalt auf dem Berg, die auf sie herunterblickte, deutlich zu sehen in der strahlenden Hochsommersonne. Es war eine schlanke, aufrechte Gestalt, deren Haar wie eine silberne Flamme glänzte. Sie hatte plötzlich das außerordentliche Gefühl, sich in der Nähe einer Person von hoher Geburt zu befinden. Es war fast so, als ob ein König anwesend wäre. Einen Augenblick musste sie dem Drang widerstehen, einen Knicks zu machen.
    »Will«, sagte sie leise, ohne sich umzudrehen. »Und dann waren es fünf, Will?«
    Wills Stimme klang kräftig und ungezwungen und sehr normal und löste die Spannung. »He, Bran! Hier! Bran!« Es fiel Jane auf, dass er den Namen ganz unenglisch aussprach, mit einem langen Vokal. Sie hatte noch nie einen ähnlichen Namen gehört. Sie hatte noch nie jemanden wie diesen Jungen gesehen.
    Der Junge, der sich gegen den Horizont abhob, kam langsam zu ihnen herunter. Jane starrte ihn an; sie wagte kaum zu atmen. Er war jetzt deutlich zu erkennen. Er trug einen weißen Sweater und schwarze Jeans und eine dunkle Brille verbarg seine Augen. Es war keinerlei Farbe in ihm. Seine Haut war von seltsam blasser Durchsichtigkeit. Sein Haar war völlig weiß, ebenso seine Augenbrauen. Er war nicht nur blond, wie ihr Bruder Barney blond war mit seinem gelblichen Haar, das ihm in das sonnengebräunte Gesicht fiel. Dieser Junge schien fast entstellt durch das Fehlen jeder Farbe; dieses Fehlen fiel einem ebenso ins Auge, als wenn ihm ein Arm oder ein Bein gefehlt hätte. Und dann, als er auf einer Höhe mit ihnen war, nahm er die Brille ab, und sie sah, dass doch nicht jede Spur von Farbe fehlte; sie sah seine Augen, und auch sie waren anders als alles, was sie bisher gesehen hatte. Sie waren gelb, bräunlichgelb mit goldenen Flecken wie die Augen einer Eule; sie funkelten Jane an, glänzend wie neue Münzen. Sie fühlte sich herausgefordert — und dann wurde ihr klar, dass sie ihn angestarrt hatte, und obwohl sie normalerweise niemanden ihres Alters mit einem Händeschütteln begrüßt hätte, streckte sie ihm ihre Hand entgegen.
    »Hallo«, sagte sie.
    Will, der neben ihr stand, sagte sofort in sachlichem Ton: »Das ist Bran Davies. Bran, dies sind Jane Drew, Simon — das ist der Lange — und Barney.«
    Der weißhaarige Junge ergriff Janes Hand rasch und ungeschickt und nickte Barney und Simon zu. »Freut mich«, sagte er. Er hörte sich sehr walisisch an.
    »Bran lebt in einem der Häuser auf dem Hof meines Onkels«, sagte Will.
    »Du hast hier unten einen Onkel?« Barneys Stimme überschlug sich vor Überraschung.
    »Na ja, in Wirklichkeit ist er nicht mein richtiger Onkel«, sagte Will vergnügt. »Adoptiert. Er hat die beste Freundin meiner Mutter geheiratet. Kommt aufs Gleiche raus. Wie ihr und Merriman. Oder ist er wirklich euer Großonkel?«
    »Ich weiß das bis heute nicht genau«, sagte Simon. »Wahrscheinlich ist er es nicht«, sagte Jane. »Wenn man bedenkt.«
    »Wenn man was bedenkt?«, fragte Barney vorlaut.
    »Das weißt du ganz genau.« Voller Unbehagen kam ihr zum Bewusstsein, dass Bran stumm zuhörte.
    »Ja«, sagte Barney. Er reichte Will das kleine, schimmernde Horn zurück und sofort fiel der Blick aus Brans kalten goldenen Augen darauf und wandte sich dann Barney zu, wütend und anklagend.
    »Hast du eben das Horn geblasen?«
    Will sagte rasch: »Nein, natürlich nicht, das war ich. Ich habe gerufen, wie ich sagte. Dich und sie gerufen.«
    Etwas an dem Ton seiner Stimme ließ Jane aufhorchen: ein kleiner, kaum

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