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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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einen Ruf über die Berge geblasen hatte, hinaus ins Nichts. Sein Gesicht war zur anderen Seite gewandt, und sie sah nur wenig von ihm, außer dass er ziemlich langes, glattes Haar hatte. Als er dann eine Hand hob, um sich mit einer automatischen Geste das Haar aus der Stirn zu streichen, wusste sie plötzlich und mit Sicherheit, dass sie diese Geste schon früher gesehen hatte und wer dieser Junge war.
    Sie ging über das letzte Stück des Hanges zu dem Felsen und er sah sie und stand wartend da.
    Jane sagte: »Will Stanton!«
    »Hallo, Jane Drew«, sagte er.
    »Oh!«,
sagte Jane erfreut. Dann musterte sie ihn. »Ich weiß nicht, warum ich nicht mehr überrascht bin«, sagte sie. »Als ich dich das letzte Mal sah, fuhrst du vom Bahnsteig 4 im Bahnhof von Paddington ab. Vor einem Jahr. Länger. Was um Gottes willen treibst du auf dem Gipfel eines Berges in Wales?«
    »Ich rufe«, sagte Will.
    Jane sah ihn lange an, während sie an ein dunkles Abenteuer in einem Dorf in Cornwall zurückdachte, bei dem ihr Großonkel Merriman sie und Simon und Barney mit einem nicht besonders bemerkenswerten Jungen aus Buckinghamshire mit rundem Gesicht und glattem Haar zusammengebracht hatte — der ihr am Ende ebenso beunruhigend, aber auch ebenso ermutigend wie Merriman selbst erschienen war
    »Damals fand ich, dass du anders als andere warst.«
    Will sagte freundlich: »Ihr drei seid auch nicht gerade so wie andere Kinder, wie du sehr gut weißt.«
    »Manchmal«, sagte Jane. Sie lächelte ihn plötzlich an und griff nach hinten, um das Band um ihren Pferdeschwanz hochzuziehen. »Meistens sind wir es. Na ja. Ich sagte damals, dass ich hoffte, wir würden dich mal wiedersehen, nicht wahr?«
    Will lächelte zurück, und Jane erinnerte sich daran, wie sein Lächeln immer sein gewöhnlich recht ernstes Gesicht verwandelt hatte. »Und ich sagte, ich sei ziemlich sicher, dass ihr das tun würdet.« Er kam einige Schritte weiter nach unten, dann blieb er stehen und hob das Horn wieder an die Lippen. Er richtete es gegen den Himmel und blies zuerst eine Folge von kurzen, abgehackten Tönen und dann einen einzelnen langen Ton. Der Klang drang hinaus in die Sommerluft und senkte sich dann nach unten wie ein herunterfallender Pfeil.
    »Das wird sie zusammenbringen«, sagte en »Früher nannten sie es das
Avaunt.«
    Der Klang des Horns hallte immer noch in Janes Kopf wider. »Es hat einen wunderschönen Klang, kein bisschen wie die, die sie zur Fuchsjagd benutzen. Nicht dass ich die jemals gehört hätte — außer im Fernsehen. Dieses ist einfach — es ist —
Musik ...
« Sie hielt inne und machte mit einer Hand eine wortlose Geste.
    Will hielt das kleine gebogene Horn hoch und betrachtete es, den Kopf zur Seite geneigt. Obwohl es alt und mitgenommen aussah, schimmerte es im Sonnenlicht wie Gold. »Zwei Gelegenheiten wird es geben«, sagte er leise, »um es zu benutzen. So viel weiß ich. Die zweite ist mir verborgen. Die erste aber ist jetzt, für die Versammlung der Sechs.«
    »Die Sechs?«, fragte Jane verständnislos.
    »Wir sind zwei«, sagte Will. Sie starrte ihn an.
    »Jane! Jane!« Es war Simons Stimme, laut und herrisch, von der anderen Seite des Kammes. Sie wandte den Kopf.
    »Jane? Oh, da bist du ja!« Barney kletterte über den wenige Meter entfernten Felsen und rief über die Schulter zurück: »Hier drüben!«
    Will sagte mit der gleichen Gelassenheit: »Und dann waren es vier.«
    Die Köpfe der beiden Jungen fuhren gleichzeitig herum. »
Will!«
Barneys Stimme glich eher einem Kreischen.
    Jane hörte Simon scharf einatmen und dann langsam und zischend wieder ausatmen. »Mann ... ich werd ...«
    »Jemand«, sagte Barney. »Hab ich's nicht gesagt? Jemand. Warst du es, der das Horn geblasen hat, Will? Lass mich's sehen, bitte!« Er hüpfte fasziniert herum und griff nach dem Horn.
    Will reichte es ihm.
    Simon sagte langsam: »Du kannst mir nicht erzählen, dass dies ein Zufall ist.«
    »Nein«, sagte Will.
    Barney stand jetzt still auf dem Felsen, hielt das kleine, abgenutzte Horn und beobachtete, wie die Sonne auf dem goldenen Rand glitzerte. Über das Horn hinweg sah er Will an. »Irgendetwas geschieht, nicht wahr?«, fragte er leise.
    »Ja«, sagte Will.
    »Kannst du uns sagen, was es ist?«, fragte Jane.
    »Noch nicht. Bald. Es ist das Schwerste von allem und das Letzte. Und ... ihr werdet dabei gebraucht.«
    »Ich hätte es mir denken können.« Simon sah Jane mit einem leichten, etwas schiefen Lächeln an. »Heute Morgen.

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