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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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nebeneinander, ihre Umrisse hoben sich scharf vom blauen Himmel ab; sie blickten hinaus über das Verlorene Land und die Stadt, die es zu beherrschen schien. Jane kam es so vor, als ständen sie dort erwartungsvoll wie Musiker, die auf die erste Taktstockbewegung des Dirigenten warten. Sie sah, wie Will plötzlich den Kopf hob und zum Meer hinausschaute. Und dann wurde die Helligkeit, die in der Luft lag, noch heller, strahlend, blendend, sodass man die Umrisse des seltsamen Landes nur noch ganz schwach erkennen konnte, und Jane zuckte zurück und hielt sich die Hände schützend vor die Augen. Es kam ihr so vor, als bilde die leuchtende Luft ein schimmerndes breites Band, wie eine Straße, die von ihren Füßen weit, weit in die Luft und über das Tal hinweg bis hinunter zur Mündung des Dyfi führte.
    Sie hörte wieder Musik, schwach und kaum wahrzunehmen, und sie sah, dass Will und Bran gemeinsam das breite Lichtband betraten und davongingen, über den Fluss, durch die Luft und durch den Dunst auf das Verlorene Land zu.
    Sie packte Barneys Schulter fester und an ihrer anderen Seite fühlte sie Simons Hand ihre eigene Hand berühren. Sie standen stumm nebeneinander.
    Dann verwandelte die Musik sich in das Geräusch schreiender Möwen, weit weg, die schimmernde Lichtstraße verblasste und mit ihr die Gestalten, die auf ihr gegangen waren. Und während die Helligkeit sich in Luft auflöste, sahen sie jenseits der Flussmündung keine aufragende Stadt mehr, keine frischen grünen Felder, keinen aufsteigenden Rauch, sondern nur das Meer und den Fluss und das Ufer bei Ebbe, genauso wie es anfangs ausgesehen hatte.
    Simon und Jane und Barney machten schweigend kehrt, sammelten Regenmäntel und Reste des Picknicks ein, packten sie in ihre Rucksäcke und gingen zurück zur Straße.

Drei von dem Pfad
    Sie gingen hintereinander zurück, den Pfad entlang, der über die Hügel führte. Das nasse Gras glitzerte jetzt im Sonnenschein; funkelnde Regentropfen hingen an Farn, Heidekraut und leuchtend gelben Stechginsterbüscheln.
    Barney fragte: »Was sollen wir sagen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Jane.
    »Wir müssen uns auf dem Marktplatz mit John Rowlands treffen, wo sie sich verabredet haben«, sagte Simon. »Und wir sagen ... wir sagen ...«
    »Vielleicht gehen wir besser nicht hin«, sagte Jane plötzlich. »Dann wird er annehmen, dass sie sich nur verspätet haben, und ohne sie fahren. Er hat sie gewarnt, wisst ihr noch?«
    »Das ist keine Lösung für längere Zeit.«
    »Vielleicht brauchen sie nicht lange.«
    Sie gingen schweigend weiter. An der Biegung, wo der Weg einen Bogen hinunter nach Aberdyfi schlug, blieb Jane stehen und schaute über die Felder zum nächsten Heidelandkamm, wo sie Will und Bran zuerst begegnet waren.
    Sie zeigte in die Richtung. »Können wir nicht über die Hügel weitergehen und dann vom Kamm aus hinunter zum Hotel?« Simon sagte zweifelnd: »Es gibt dort keine Wege.«
    »Geht wahrscheinlich viel schneller als zum Dorf hinunter«, sagte Barney. »Außerdem würden wir Mr Rowlands nicht treffen.«
    »Die Schafe haben sich dort hinter diesem Feld doch sicher einen Weg getrampelt«, sagte Jane.
    Simon zuckte mit den Schultern. »Mir ist es egal. Also los.« Er schien entrückt, uninteressiert, als wäre sein Verstand immer noch halb gelähmt. Jane öffnete die Pforte zu dem ersten Feld, das sie von der schmalen Straße fortführen würde, und Simon folgte ihr gleichgültig.
    Barney trottete hinterher und übernahm die Pforte von Jane, aber bevor er sie wieder schließen konnte, schrie Jane vor ihm plötzlich auf, ein schreckliches hohes, gedämpftes Geräusch. Sie schien einen Luftsprung zu machen und prallte seitlich auf Simon; Simon schrie auch und dann warfen er und Jane sich auf Barney und schoben ihn durch die Pforte zurück. Und hinter ihnen sah Barney in einem scheußlichen hastigen Augenblick von allen Seiten des Feldes die roten, geschmeidigen Körper von dutzenden von Iltissen auf sie zukommen, wie die beiden, die sie vorher auf der Straße gesehen hatten auf ihrem Weg den Berg hinauf.
    Verzweifelt schlug Simon die Pforte zu, in einem hoffnungslosen, instinktiven Verteidigungsversuch. Aber im gleichen Augenblick strömten die Tiere durch die breiten Zwischenräume der Querhölzer, die alles, was kleiner als Schafe war, mühelos durchließen. Die drei Drews traten nach ihnen; die geschmeidigen roten Wesen wichen aus und waren einen Moment später wieder an ihren Fersen, mit blitzenden

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