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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Hügeln um den Cader Idris lauert, im Reich des Grauen Königs, wo schon andere in schwarzer Hoffnung warten, wie du. Aber denke daran, dass deine Herren jetzt keine Zeit mehr für dich haben werden, da du bei diesem Versuch hier versagt hast. Darum halte fortan, in den Jahren, die da kommen, deine Söhne und deine Töchter und die Söhne deiner Töchter davon ab, der Finsternis zu nahe zu kommen. Denn die Finsternis wird in ihrer Rachsucht mit Sicherheit jeden von ihnen vernichten, den sie in ihre Gewalt bekommt.«
    Wortlos machte Caradog Lewis kehrt und ging über den knirschenden grauen Schiefer davon, die unebenen Stufen hinauf und die Straße hinunter, bis er ihren Augen entschwunden war. Merriman sah Simon und Jane an, dann wandte er sich dem Meer zu, vorbei an den schweigenden Männern, den Schuppen und dem halbfertigen Schiff, und mit einer merkwürdigen sanften Geste breitete er die Arme weit aus wie ein Mann, der sich beim Erwachen streckt, und blickte zum Himmel hinauf.
    Und aus dem Nichts stürzte eine Möwe herab und flog tief über dem Wasser mit schrillem Schrei vorbei. Sie folgten ihr mit den Blicken, folgten ihr ...
     
    ... und als die Möwe wieder aufstieg und ihren Blicken entschwand, stellten sie plötzlich fest, dass sie wieder die Jeans und Hemden ihrer eigenen Zeit trugen und auf einem schmalen Streifen schiefergrauen Strandes standen, wenige Fuß unter dem mit Eisengeländern gesäumten Gehweg, allein mit John Rowlands und Merriman. Simon hielt in der rechten Hand ein flaches Schieferstück, den Zeigefinger darum gekrümmt, als wolle er damit werfen. Er betrachtete es, zuckte mit den Schultern, beugte sich vor und ließ es über die Oberfläche des Wassers segeln. Es hüpfte in eindrucksvollen langen Sprüngen davon.
    »Acht!«, sagte Simon.
    »Du gewinnst jedes Mal«, sagte Jane.
    Ihre Sachen waren trocken, nur Janes Haar war noch feucht vom Regen des Vormittags. Nichts deutete darauf hin, dass Simon, Merriman und John Rowlands je im Wasser gewesen waren. Jane warf einen Blick auf John Rowlands, der verwirrt mit den Augen zwinkerte, und sie wusste, dass er sich an nichts erinnerte. Er sah sich benommen um; dann erblickte er Merriman und wurde sehr still. Er sah ihn lange an.
    »Daro«,
sagte er endlich mit rauer Stimme. »Sie sind es?
Sie?
Ich habe Sie nie vergessen, seit ich ein Junge war. Erinnern Sie sich?
Sind
Sie es?«
    Jane und Simon hörten verwirrt zu.
    »Sie waren damals so alt wie Will«, sagte Merriman und sah ihn leise lächelnd an. »Oben auf Ihrem Berg. Und Sie sahen mich ... reiten.«
    John Rowlands sagte langsam: »Auf dem Wind reiten.«
    »Auf dem Wind reiten. Ich habe mich danach gefragt, ob Sie sich an mich erinnern würden. Es wäre nicht schlimm gewesen, denn wer hätte Ihnen geglaubt? Aber ich sorgte dafür, dass Sie es für einen Traum hielten, um Ihnen nicht die Ruhe zu nehmen.«
    »Und ich dachte wirklich, ich hätte es geträumt, bis zu diesem Augenblick, da ich dasselbe Gesicht wieder sehe, unverändert, nach so langer Zeit. Und mich frage, warum es hier auftaucht.«
    John Rowlands wandte sich an Simon und Jane. »Das ist Wills Meister, nicht wahr? Und ihr kennt ihn auch.«
    Simon sagte automatisch: »Großonkel Merry.«
    John Rowlands' Stimme hob sich ungläubig.
»Euer Großonkel?«
    »Ein Name«, sagte Merriman. Seine Augen umwölkten sich; er blickte über die Flussmündung hinaus auf das Meer. »Ich muss gehen. Will braucht mich. Die Finsternis wusste, Simon, als sie dich in Gefahr brachte, dass nur ich dich herausholen konnte — wenn ich den Ort, wo ich mich befand, verließ.«
    »Sind sie okay?«, fragte Simon.
    »Sie werden es sein, wenn alles gut geht.«
    Jane fragte besorgt: »Was können wir tun?«
    »Bei Sonnenaufgang am Strand sein. Eurem Strand«, sagte Merriman. Er sah sie mit einem merkwürdig gezwungenen Lächeln an und zeigte die Straße hinauf. »Und bringt euren kleinen Bruder nach Hause zum Tee.«
    Als sie sich umwandten, sahen sie Barneys blondschopfige Gestalt die Straße herunter auf sie zuhüpfen, gefolgt von Blodwen Rowlands, und als sie wieder zum Strand und zum Meer schauten, war Merriman nicht mehr da.

Teil III

Das verlorene Land

Der Rosengarten
    Gesichter leuchteten um sie herum auf wie die Bilder in einem Kaleidoskop. Ein Kind ließ eine Hand voll bunter Papierschlangen vor ihren Augen flattern und lief lachend davon; ein Schwarm grünhalsiger Tauben schwirrte erwartungsvoll vorbei. Sie kamen an einer Gruppe Tanzender vorüber,

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