Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
Vom Netzwerk:
hereingekommen ist.« Er beugte sich abweisend wieder nach unten.
    »Caradog Lewis«, sagte der untersetzte Captain vom Wirtshaus. Er hob seine Stimme nicht, aber auch bei normaler Lautstärke war es die Art von Stimme, die es gewohnt war, auf See einen Sturm zu übertönen.
    Der Mann erhob sich verdrießlich, die Hände auf den Hüften. »Ich habe zu tun, Humphrey Edwards, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Ja«, sagte John Rowlands. »Ihre Arbeit ist es, worüber wir mit Ihnen reden wollen.«
    Er trat über die niedrige Felsenmauer und stieg über ein paar unebene Stufen hinunter zu den Sägegräben. Die beiden anderen folgten ihm, und etwas später, als niemand in ihre Richtung schaute, auch Simon und Jane.
    »Was für ein Boot ist es, an dem Sie arbeiten, Caradog Lewis?«, fragte Captain Edwards und musterte nachdenklich den anmutig geschwungenen Rumpf, nur aus Spanten und Kiel bestehend, auf der Helling.
    Lewis warf ihm einen missmutigen Blick zu, als sei er im Begriff zu knurren, schien aber seine Meinung zu ändern. »Es ist der Schoner
Courage
für Elias Lewis. Ich dachte, das wüssten Sie. Fünfundsiebzig Fuß und sollte schon vor einem Monat fertig sein. Und dort drüben« — er nickte in Richtung eines Schiffes, das schon vom Stapel gelaufen war und mit noch unvollständigem Takelwerk im Dock lag — »ist die
Jane Kate
für Captain Farr. Morgen werden sie ihre Masten von Ynyslas rüberbringen und es wird auch höchste Zeit.«
    »Und Sie sind beim Bau von beiden beteiligt«, sagte John Rowlands.
    »Natürlich, Mann«, sagte Lewis gereizt. »Ich bin John Jones' erster Zimmermann, oder etwa nicht?«
    »Und Sie tragen zweifelsohne viel Verantwortung«, sagte Captain Edwards und strich sich über den Backenbart. »John Jones ist ein beschäftigter Mann, der in den letzten Jahren viele Schiffe auf Kiel gelegt hat, eins nach dem anderen.«
    »Und?«
    »Die
Integrity
war auch Ihr Werk?«, fragte John Rowlands. »Und die
Mary Rees?
Und die
Eliza Davies?«
Bei jedem Namen nickte Lewis ungeduldig mit dem roten Kopf. Rowlands fuhr fort, seine Worte abbeißend wie ein Kind, das von einem Keks abbeißt. »Und die
Charity?
Und die
Sarah Ellen?«
    Lewis runzelte die Stirn. »Sie wählen lauter Schiffe von Männern, die Pech gehabt haben.«
    »Ja. Das tue ich in der Tat.«
    Die Zimmerleute und die übrigen Werftarbeiter hatten ihre Werkzeuge weggelegt und kamen langsam näher, um zuzuhören; sie standen unruhig in einer Gruppe zusammen und musterten die Kapitäne unmutig.
    »Ich habe das von der
Sarah Ellen
gerade gehört.« Lewis zuckte in oberflächlichem Bedauern mit den Schultern. »Es tut mir Leid wegen Ihres Bruders. Aber nichts Neues in diesem Ort.«
    »Nichts Neues unter den Schiffen, an denen Sie gearbeitet haben«, sagte Humphrey Edwards.
    Caradog Lewis' blasses Gesicht errötete vor Zorn, und Jane sah, wie er die Hände zu Fäusten ballte. »Jetzt hören Sie mal ...«, setzte er an.
    »Sie hören uns an, Caradog Lewis«, sagte der dritte Kapitän, der noch nichts gesagt hatte, seitdem sie die Werft betreten hatten. Er war ein zierlicher Mann mit bräunlicher Haut und einem fransenartigen grauen Bart. »Zwei von diesen Schiffen habe ich auf See beobachtet, als wir uns gemeinsam auf der Labrador-strecke befanden, und beide hatten den gleichen Mangel, und der stammte nicht aus John Jones' Plänen, wenn ich ihn richtig einschätze. Er ist manchmal sorglos und kann den Hals nicht voll genug kriegen, sodass er nicht so viel Zeit hat wie jene Schiffsbauer, die es ablehnen, an mehreren Schiffen zur gleichen Zeit zu arbeiten. Aber das ist nicht sein Werk — wenn ein Schiff hecklastig ist und bei schwerer See von achtern untergeht. Das ist das Werk eines Mannes, der das Heck jedes Mal länger macht, als es sein sollte, und mehr als einmal Planken benutzt, die zu schnell gedämpft wurden und schon Anfänge von Rissen zeigten.«
    Ein zorniges Murmeln kam aus den Reihen der zuhörenden Arbeiter.
    Der Rothaarige sprühte vor Wut; er konnte kaum sprechen. »Beweisen Sie es, Ieuan Morgan!«, zischte er. »Beweisen Sie nur etwas von dem, was Sie sagen! Wollen Sie behaupten, Sie könnten beweisen, dass ich absichtlich Männer in den Tod geschickt habe?«
    »Es muss eine Möglichkeit geben, es zu beweisen«, sagte John Rowlands; seine tiefe Stimme klang grimmig. »Denn es besteht kein Zweifel, dass es stimmt. In Ihnen ist mehr versteckt, als Sie zeigen. Wir haben uns schon längere Zeit Gedanken gemacht, wir drei, und nach dem

Weitere Kostenlose Bücher