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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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brauchte eine gewöhnliche Wegkarte, um sich hier zurechtzufinden.«
    »Vielleicht wollte sie das auch nur.«
    »Keine Angst!«, sagte Barney und hob den Kopf aus dem Gras. »Sie wollte uns auf die Probe stellen, ganz bestimmt. Warum hätte sie sonst gesagt ›gefunden‹? Habt ihr eine Karte gefunden? Jeder normale Mensch würde doch sagen: Habt ihr eine Karte?«
    »Er hat völlig Recht.« Simon stand auf und klopfte sich den Staub von den Beinen. »Auch Großonkel Merry hat Recht gehabt. Sie lassen nichts unversucht. Miss Withers war überrascht, uns hier zu treffen, das konnte man sehen, aber es dauerte keine fünf Sekunden, bevor sie den Versuch machte, das mit der Karte rauszukriegen.«
    »Es war scheußlich«, sagte Jane und zuckte mit den Schultern, als könnte sie so die Erinnerung abschütteln. Ihr Blick ging den Abhang hinauf. »Wie können wir jetzt da hinaufgehen? Wir wissen nicht, ob sie und der schreckliche Kerl sich da oben irgendwo versteckt haben und beobachten, was wir tun.«
    »Es hat keinen Sinn, dass wir uns von denen an unserem Vorhaben hindern lassen.« Simon reckte sein Kinn vor. »Wenn wir dauernd daran denken, dass man uns beobachtet, werden wir nie etwas unternehmen. Solange wir uns normal benehmen, so als ob wir einfach eine Wanderung machten, müsste alles in Ordnung sein.« Er nahm seinen Rucksack. »Kommt.«
    Der Abhang von Kenmare Head war steiler als das Vorgebirge auf der anderen Seite des Hafens, und während sie sich den Pfad hinaufmühten, der im Zickzack nach oben führte, sahen sie über sich nichts als die Linie, wo Berghang und Himmel aufeinander trafen; die Sonne schien ihnen in die Augen und blendete sie. Die graue felsige Spitze der Landzunge dehnte sich weit unter ihnen in die See hinaus, und das Land, das sich zu ihr hinuntersenkte, sah ungeheuer fest aus, als bestände es aus schierem Fels und der Grasboden darüber wäre nur eine dünne Haut.
    Dann hatten sie den Kamm erreicht, das Gras war hier ganz kurz und bildete eine trockene grüne Fläche und sie konnten die stehenden Steine sehen. Je näher sie kamen, desto größer schienen die Steine zu werden, schweigend wiesen sie in den Himmel, wie riesige, aufrecht stehende Grabsteine.
    »Steine«, sagte Simon, »das ist die größte Untertreibung, die ich je gehört habe. Als würde man die Nelson-Säule einen Stock nennen.«
    Er stand da und betrachtete die riesenhaften granitenen Säulen, die über ihm aufragten. Es waren vier; die eine war viel höher als die Übrigen, die diese in einer unregelmäßigen Gruppe umringten.
    »Vielleicht ist der Gral unter einem von denen vergraben«, sagte Barney unsicher.
    »Das kann nicht sein. Sie sind zu alt... jedenfalls glaube ich, dass du Unrecht hast, wenn du denkst, er wäre vergraben.«
    »Aber das muss doch so sein«, sagte Jane. »Wie sonst könnte er die ganze Zeit verborgen geblieben sein?«
    »Erinnert ihr euch an die Stelle im Manuskript: über der See, unter dem Stein?«
    Simon rieb sich das Ohr. Er war immer noch nicht zufrieden gestellt. »Wir sind hier nicht über der See. Die See ist meilenweit entfernt. Nun gut, nicht meilenweit, aber ich schätze, es sind vierhundert Meter bis zur Spitze der Landzunge.«
    »Aber trotzdem, wir sind doch über der See, nicht wahr?«
    »Ich bin sicher, dass er es so nicht gemeint hat. Über der See — über der See — wie wohl — jedenfalls, wir gehen zu schnell vor. Schritt für Schritt, hat Großonkel Merry gesagt. Wir sollten bei dem Schritt bleiben, den wir gerade gemacht haben.«
    Simon schaute zur Sonne hin, die allmählich über der Küste unterging, wo jenseits von Kenmare Head eine Klippe nach der anderen im Nebel versank. »Wir wollen uns die Steine ansehen. Die Sonne wird bald so tief stehen wie gestern Abend.«
    »Von nahem sehen sie so anders aus.« Jane umkreiste die verwitterten Granitsäulen. »Wir müssten wissen, welcher Stein es war, der von der anderen Seite aus gesehen eine Linie mit der Sonne bildete. Aber wie sollen wir das von hier aus feststellen?«
    »Es war der größte«, sagte Barney. »Er ragte höher auf als die andern — «
    Die Sonne senkte sich glühend auf den Horizont zu und warf einen rotgoldenen warmen Schein auf ihre Gesichter.
    »Seht mal, die Schatten!«, sagte Simon plötzlich. Sein Schatten lag auf dem Boden vor ihm, und der Arm, mit dem er darauf deutete, zog sich lang, mit ausgefransten Rändern über das Gras. »So können wir uns von dieser Seite aus vergewissern. Rückwärts. Wenn

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