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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Nordwindes kommen, wo Frieden unter den Sternen herrscht und in den Obstgärten Äpfel wachsen?«
    »Ja«, sagte Bran. »O ja!« Sein blasses Gesicht leuchtete vor Freude und einer Art Verehrung; Will schaute ihn an und dachte, dass er Bran noch nie zuvor so voller Leben gesehen hatte.
    »Und es wird ein angenehmerer Aufenthalt sein als der letzte, und ohne Ende. Im Gegensatz zu dem anderen.« Arthur sah in den Nebel hinein, das bärtige Gesicht voller Trauer, während er in die vergangene Zeit blickte, von der er zu ihnen sprach. »Denn unser großer Sieg über die Finsternis bei Badon ist nicht von sehr langer Dauer. Wir Briten bleiben ungestört in unseren Gebieten auf diesen Inseln und die Angelsachsen friedlich in ihren und die Pax Arturi hält etwa zwanzig Jahre an. Aber dann kommen die Sachsen wieder, diese mordgierigen Piraten, erst ein dünner Strom und dann eine Flut, und schlagen sich nach Westen durch unser Land, von Kent nach Oxford, von Oxford bis zum Severn. Und der Rest der alten Welt ist zerstört, unsere Städte, unsere Brücken und unsere Sprache. Alles geht unter, alles stirbt.«
    Qual lag jetzt in seinen Worten; es war ein langes, kummervolles Klagelied. »Verloren, alles verloren ... Die Wilden bringen die Finsternis ins Land und die Diener der Finsternis kommen hoch. Unsere Handwerker, unsere Baumeister verlassen das Land oder sterben, und niemand ist da, der sie ersetzen kann, außer denen, die unsere barbarischen Könige mit Prunk umgeben. Und auf unseren Straßen, auf den alten Wegen, wächst grünes Gras.«
    »Und die Menschen fliehen nach Westen«, sagte Merriman vom Bug ihres Bootes her leise, »in die letzten Winkel des Landes, wo die Alte Sprache noch lebt für eine Weile. An jene Orte, wo das Licht immer darauf wartet, dass die Macht der Finsternis versiegt, sodass die Enkel der Eindringlinge besänftigt und gezähmt werden können durch das Land, das ihre Vorfahren plünderten. Und einer der fliehenden Männer trägt einen goldenen Becher, der Gral genannt wird und auf dem die Botschaft eingraviert ist, mit deren Hilfe eine spätere Zeit besser in der Lage sein wird, sich der letzten und bedrohlichsten Erhebung der Finsternis zu widersetzen — wenn sie sich nicht durch Blutvergießen erheben wird, sondern durch die Kälte in den Herzen der Menschen.«
    Arthur neigte den Kopf in einer Art Bekümmerung. Der Nebel umwehte ihn; er schien jetzt blasser, der meerblaue Umhang nicht mehr so leuchtend. »Wahr, wahr. Und der Gral ist gefunden und all die anderen Gegenstände der Macht, von euch sechs, und das Licht ist auf diese Weise gestärkt, sodass am Ende alle von uns im Kreis zu seiner Hilfe kommen können. Ich weiß, mein Löwe. Ich vergesse nicht die Hoffnung, die Zukunft verspricht, wenn ich auch um das weine, was mein Land hier in der Vergangenheit erleiden musste.«
    Der Fluss trieb die beiden Boote langsam auseinander; der Lärm der Schlacht und Rufe des Triumphes drangen durch den Nebel wieder zu ihnen. Arthurs Stimme entfernte sich und hob sich noch einmal in einem letzten Ruf: »Fahrt den Fluss hinunter. Fahrt weiter. Ich werde bald wieder bei euch sein.«
    Dann waren das Boot und seine Flaggen und die bewaffneten Männer im hellen Nebel untergetaucht, und stattdessen umgab sie Dunkelheit von beiden Seiten des schimmernden Flusses, eine Dunkelheit, die so tief und so weit wie das Meer war und auf ihre Gedanken einhämmerte, sich erhebend, alles umhüllend.
    John Rowlands erhob sich langsam am Heck des Bootes, wo er schweigend gesessen hatte. Will konnte ihn nur als undeutlichen Schatten erkennen; er konnte nicht sagen, wie viel Rowlands von dem, was geschah, mitbekam.
    Rowlands streckte in die Dunkelheit hinein einen Arm aus, presste sich gegen die Seitenplanke des Bootes und rief mit Furcht und Verlangen in der Stimme etwas auf Walisisch. Und dann rief er: »Blodwen!
Blodwen!«
    Will schloss die Augen, als er die Qual in der Stimme hörte, und versuchte, nichts zu hören und nichts zu denken. Aber John Rowlands stolperte durch das Boot auf sie zu, ließ sich von der blau flammenden Klinge des Schwertes in Brans Hand leiten, und als er bei ihnen war, streckte er eine Hand aus und packte Merrimans Schulter.
    Um sie herum flimmerte Licht, als trügen sie den Mond in ihrem Fahrzeug und segelten durch Wolken, aber das Licht kam nur von dem Schwert, das brannte wie eine kalte Fackel. John Rowlands fragte, das Gesicht verzerrt vor Kummer: »War sie immer so? Immer ... von außerhalb

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