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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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die Möglichkeit, sich selber auf die Suche zu machen. Je mehr er darüber nachdachte, desto verlockender kam es ihm vor. Er ist immer berühmt dafür gewesen, dass er über den Abschnitt der Geschichte, mit dem diese Gegenstände zu tun haben, sehr viel weiß. Wenn er sie findet, weiß er mehr als sonst jemand in der Welt. Die Leute würden sagen, was für ein erstaunlicher Mann Professor Lyon ist, dass er so viel weiß, dass es auf der ganzen Welt niemanden gibt wie ihn ...«
    »Und was würde er wissen?«
    »Einzelheiten würdest du nicht verstehen«, sagte Mr Hastings schroff. Dann nahm seine Stimme wieder diesen tiefen, überzeugenden Ton an. »Verstehst du denn nicht, Barnabas? Deinem Großonkel geht es nur um seinen eigenen Ruhm. Du brauchst auch nicht einen Moment lang damit zu rechnen, dass nach beendeter Suche euch Kindern etwas von der Ehre zuteil werden wird. Man wird alles ihm zuschreiben ... während ich und die Leute, die ich beschäftige, der Ansicht sind, dass alles Wissen geteilt werden sollte; dass kein Mensch allein das Recht darauf hat.
    Und wenn ihr uns helfen wolltet, so werden wir dafür sorgen, dass euer Anteil an der Sache rechtmäßig gewürdigt wird. Die ganze Welt wird erfahren, was ihr geleistet habt.«
    Trotz seines Hungers hatte Barney sein Brot und seine Milch vergessen. Er saß da und hörte voller Unruhe zu; er versuchte zu verstehen, wo die Wahrheit lag. Ja, Großonkel Merry war oft seltsam, er war nicht wie andere Leute, aber trotzdem ... Langsam und verwirrt sagte er: »Also, ich weiß nicht — das alles hört sich gar nicht nach Großonkel Merry an. So etwas würde er nicht tun.«
    »Aber ich versichere dir — « Mr Hasting sprang auf und begann, zwischen Schreibtisch und Tür hin und her zu gehen. Er schien nicht länger seine Ruhe bewahren zu können. »Es stellt sich manchmal heraus, dass Leute, die man gut kennt, oft ganz ausgezeichnete Menschen, zu den überraschendsten Handlungen fähig sind. Ich merke wohl, dass du verblüfft und auch gekränkt bist. Aber dies ist die Wahrheit, Barnabas, und sie ist viel einfacher als das, was man dir eingeredet hat.«
    Barney sagte: »Wir sollten Ihnen also die Karte geben, damit Sie ...« Im letzten Augenblick verschluckte er das Wort Gral. Während des ganzen Gesprächs war der Gegenstand, zu dem die Karte führte, nicht erwähnt worden. Vielleicht wussten sie weniger, als sie zu wissen behaupteten. Vielleicht war dies eine Falle.
    Mr Hastings stutzte. »Ja?«, sagte er.
    »Nun, damit Sie finden, wohin sie führt.« Barney griff wieder nach seinem Glas Milch und trank nachdenklich. »Dann würden Sie das Ding, was immer es ist, in Ihr Museum stellen, damit alle es sehen könnten.«
    Mr Hastings nickte ernst. »So ist es, Barnabas. Alles Wissen ist heilig, aber es sollte nicht geheim sein. Ich glaube, du verstehst das. Dies ist etwas, was du — was wir im Namen der Wissenschaft tun sollten.«
    Barney schaute in seine Milch und ließ sie langsam im Glas kreisen. »Aber tut das Großonkel Merry nicht auch?«
    »Nein, nein!« Mr Hastings drehte sich ungeduldig auf dem Absatz herum und schritt hastig im Zimmer auf und ab. »Was immer er tut, er tut es im Namen von Professor Lyon, das ist alles. Wofür sonst würde er etwas tun?«
    Barney konnte später nicht erklären, wie ihm die Worte in den Kopf gekommen waren, er sprach, ohne zu überlegen, fast als spräche jemand anders aus ihm. Er hörte sich selber mit klarer Stimme sagen: »Für König Arthur und die alte Welt, so wie sie war, bevor die Finsternis kam.«
    Die hohe dunkle Gestalt hielt unvermittelt an und blieb vollkommen still stehen, den Rücken Barney immer noch zugekehrt. Einen Augenblick lang herrschte absolute Stille im Raum. Es war, als hätte Barney einen Knopf gedrückt, der in jedem Augenblick eine donnernde Lawine auslösen würde. Er blieb bewegungslos und mit angehaltenem Atem sitzen. Dann wandte sich die Gestalt ganz langsam um. Barney schluckte, er spürte, wie seine Haare sich sträubten. Mr Hastings befand sich in einer dunklen Ecke des Zimmers nahe der Tür, und sein Gesicht war im Schatten verborgen, aber er schien sich immer höher und drohender aufzurecken, und als er sprach, klang ein anderer Ton in seiner tiefen Stimme, der Barney vor Angst erstarren ließ.
    »Du wirst feststellen, Barnabas Drew«, sagte er leise, »dass die Finsternis immer kommt und immer gewinnt.«
    Barney sagte nichts. Es war, als hätte er die Sprache verloren, als wäre sie mit seinen

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