Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Ton: »Ja, Sir«, und ging mit einer Verbeugung aus dem Zimmer.
Barney nahm noch ein Butterbrot. Was auch immer geschehen mochte, es änderte sich nichts daran, wenn er sich satt aß. »Warum nennen alle Sie Sir?«, fragte er neugierig.
Der große Mann kam und setzte sich wieder an den Schreibtisch. Seine Finger spielten mit einem Bleistift. »Wen würdest du denn Sir nennen?«
»Nun, eigentlich niemanden. Nur die Lehrer in der Schule.«
»Vielleicht bin ich einer ihrer Lehrer«, sagte Mr Hastings. »Aber Sie sind doch nicht in der Schule.«
»Ich glaube, das kannst du nicht verstehen, Barnabas. Es gibt tatsächlich viele Dinge, die du nicht verstehst. Ich wüsste gern, welche Geschichten dieser Großonkel euch in den Kopf gesetzt hat. Er hat euch bestimmt gesagt, dass wir schlecht und böse sind und dass er ein guter Mensch ist?«
Barney blinzelte ihn an und biss noch einmal in sein Butterbrot.
Mr Hastings lächelte grimmig. »Ach, du weißt natürlich nicht, wovon ich rede. Du hast nicht die geringste Ahnung.« Die bittere Ironie in der Stimme bewirkte, dass Barney die Nase kräuselte. »Nun, dann wollen wir das für einen Augenblick vergessen und so tun, einfach so tun, als wüsstest du, was ich meine. Man hat euch dazu gebracht, zu glauben, dass meine Freunde und ich das Böse schlechthin verkörpern. Dass wir den Hinweisen auf der Karte nachgehen wollen, weil wir mit dem, was wir finden, Böses tun können. Es gibt nichts, was dafür spricht, als das Wort deines Großonkels und vielleicht ein paar seltsame Dinge, die Polly und Norman Withers scheinbar getan haben.«
Die Stimme wurde leiser, bis sie seidenweich und ganz sanft klang. »Aber denk doch einmal nach, Barnabas, was tut denn dein Großonkel für seltsame Dinge? Er taucht aus dem Nichts auf und verschwindet wieder ... heute ist er auch wieder verschwunden, nicht wahr? Nein, du kannst mir natürlich nicht antworten, denn wir tun ja nur so, als wüsstest du, wovon ich rede. Aber dies ist nicht das erste Mal, dass er unerwartet verschwunden ist, und ich glaube, es wird auch nicht das letzte Mal sein.«
Er starrte Barney mit seinen dunklen Augen an, die durchdringend und klug unter den überstehenden Brauen hervorschauten. Barney aß sein Butterbrot ein wenig langsamer, er konnte seinen Blick nicht abwenden. »Und dass wir böse sein sollen ... ja, Barnabas, komme ich dir wie ein schlechter Mensch vor? Habe ich dir irgendetwas zuleide getan? Da sitzt du und isst und trinkst ganz zufrieden und siehst mir gar nicht verängstigt aus. Hast du Angst vor mir?«
»Sie haben mich entführen lassen«, sagte Barney patzig.
»Na hör mal, das war doch nur ein kleiner Scherz von Polly. Ich wollte mit dir reden, das ist alles.«
Mr Hastings lehnte sich in seinem Sessel zurück und breitete seine Arme weit aus, wobei seine Fingerspitzen den Rand des Schreibtischs eben berührten. »Nun hör mal, mein Junge, ich will einen Handel mit dir machen. Ich werde dir sagen, was in Wirklichkeit hinter all dem steckt, was in den letzten Tagen geschehen ist, und du wirst aufhören, so zu tun, als hättest du die Karte nie gesehen.«
Er wartete Barneys Antwort nicht ab. »Wir jagen tatsächlich hinter derselben Sache her wie dein Großonkel, meine Freunde und ich. Aber was immer er für Geschichten über uns erzählt hat, sie sind, offen gesagt, eine reine Erfindung. Dein Großonkel ist ein Gelehrter, ein hervorragender Gelehrter. Niemand bestreitet das und ich weiß es wahrscheinlich besser als du. Das Schlimme ist, dass er es selber weiß und viel zu viel darüber nachdenkt.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Barney empört.
»Wenn ein Mann berühmt ist, weil er ein großer Gelehrter ist, so wünscht er nichts so sehr, als weiterhin berühmt zu bleiben. Ihr habt dieses alte Manuskript gefunden, du und dein Bruder und deine Schwester, und als ihr es eurem Großonkel erzählt habt, hat er gemerkt, was ihr nicht bemerkt habt: wie bedeutend es ist. Als er es sah, wurde er darin noch bestärkt. Nun bin ich der Kurator, das heißt der Direktor eines der wichtigsten Museen der Welt. Ich bin schon lange auf der Suche nach dem Manuskript, das ihr gefunden habt, und besonders suche ich den Gegenstand, zu dem es den Weg weist. Beides ist für die Leute, die diese Dinge studieren, sehr wichtig und könnte das gesamte Wissen, das es darüber in der Welt gibt, verändern. Und dein Onkel wusste, dass ich auf der Suche danach war.
Aber als ihr das Manuskript fandet, sah er
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