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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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hatten hinter sich etwas Entsetzliches gehört: Die Tür des
Grauen Hauses
war zugeschlagen und der Schlüssel steckte innen.
    Barney hatte sie taumelnd erreicht und Rufus war von der Mauer heruntergesprungen und zurückgekommen. Jane sagte, außer sich vor Angst: »Wohin?«
    Simon wandte sich verzweifelt dem Holztor in der Gartenmauer zu, das den Seiteneingang zum
Grauen Haus
bildete. Oft war es verschlossen. Er drückte mit klopfendem Herzen die Klinke. Freudige Erleichterung überflutete ihn, als sie nachgab, er stieß die Tür auf.
    »Schnell!«, schrie er. Die vier Gestalten, die wütend und hartnäckig hinter Barney hergerannt kamen, waren nur ein paar Schritte hinter ihm. Jane und Barney schossen durch das Tor, Rufus war wie ein rotes Schneegestöber zwischen ihren Beinen. Die Mauer schien zu beben, als Simon die Tür zuknallte und eilig die drei schweren Eisenriegel vorschob. Sie liefen durch den schattigen, schmalen Durchgang zwischen dem
Grauen Haus
und dem Nachbargebäude und blieben an dessen Ende stehen. Draußen schlitterten Füße gegen die Tür. Sie sahen, wie die Klinke sich wieder hob, nachdem sie von draußen niedergedrückt worden war. Sie wurde ärgerlich gerüttelt, dann bumste jemand gegen die Tür. Dann war Stille.
    »Wenn sie nun über die Mauer klettern?«, flüsterte Jane ängstlich.
    »Das können sie unmöglich«, gab Simon flüsternd zurück. »Sie ist zu hoch.«
    »Vielleicht brechen sie das Tor ein.«
    »Die Riegel sind ziemlich stark. Auf jeden Fall würden das die Leute sehen und Verdacht schöpfen ... Horch! Sie sind weg.«
    Alle lauschten angestrengt. Vom Tor am Ende des Durchgangs kam kein Laut. Rufus schaute sie fragend an und winselte. Klagend blies er die Luft durch die Nase.
    »Was machen sie? Sie müssen etwas vorhaben ...«
    »Schnell«, sagte Simon entschlossen. »Wir müssen vom Haus weg sein, bevor sie Zeit haben, hintenherum zu kommen. Das werden sie bald geschafft haben.«
    Voller Angst liefen sie durch den kleinen Hintergarten und durch das kniehohe Gras zur Hecke am hinteren Ende. Rufus sprang fröhlich um sie herum und versuchte, Barneys Gesicht zu lecken. Den geheimnisvollen Impuls, der ihn dazu getrieben hatte, jenes lange, unheimliche Heulen auszustoßen, schien er vergessen zu haben. Jetzt tat er so, als wäre alles nur ein herrliches Spiel.
    »Ich hoffe nur, dass der Hund still ist«, sagte Jane ängstlich.
    Simon spähte durch die Lücke in der Hecke.
    »Er wird still sein«, sagte Barney. Er beugte sich nieder, umschloss mit einer Hand sanft die lange rote Schnauze und murmelte etwas ins Ohr des Hundes.
    Simon richtete sich auf. »Alles klar. Kommt.«
    Einer nach dem andern schlüpften sie durch die Hecke und betraten die Straße, die vom Hafen im Bogen hinter den Häusern verlief und dann am Rand von Kenmare Head entlangführte.
    »Oh«, sagte Jane, von einer plötzlichen Angst befallen, »wenn wir nur wüssten, wohin Gummery gegangen ist.«
    Barney sagte entsetzt: »Habt ihr ihn nicht gefunden? Und was ist mit Mrs Palk?«
    »Nein, wir haben ihn nicht gefunden. Wir haben Mrs Palk zwar gesehen, konnten aber wegen der Menschenmenge nicht zu ihr. Hast du ihn denn nicht gesehen? Warum waren sie hinter dir her? Wo bist du hergekommen? Wir dachten, etwas Schreckliches müsste passiert sein, als Rufus allein zurückkam, aber wir wussten nicht, wo wir noch suchen sollten.«
    »Warte einen Augenblick«, sagte Barney. Der Schock, der ihn aus seiner seltsamen Benommenheit geweckt hatte, verwandelte sich jetzt in das bedrängende Gefühl, dass ihnen keine Zeit mehr blieb. So viele Dinge, die er in der letzten Stunde gehört hatte, schwirrten in seinem Kopf herum; und während er begann, ihre Bedeutung zu verstehen, wuchs seine Unruhe immer mehr. »Simon«, sagte er mit großem Ernst, »wir müssen den Gral holen. Jetzt. Sogar ohne Großonkel Merry. Wir haben keine Zeit mehr, ihn zu suchen oder auf ihn zu warten. Ich glaube, sie sind nahe dran. Nur noch nicht ganz, deshalb brauchten sie mich.«
    »Zuerst müssen wir weg von hier.« Simon sah sich ängstlich um. »Sie könnten von beiden Seiten vom Hafen heraufkommen. Wir müssen von der Straße herunter und uns auf der Weide auf der Hinterseite der Landzunge verstecken. Das Gelände ist dort flach, es müsste uns gelingen, uns versteckt zu halten.«
    Sie überquerten die Straße und betraten die Wiesen am Fuß von Kenmare Head. Die Sonne stand immer noch hoch am Himmel und die Hitze lastete auf ihnen wie eine Riesenhand.

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