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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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mit Papieren und Büchern überhäuft war Sonst schien der Raum leer zu sein. Barney fuhr zusammen, als er eine hohe männliche Gestalt sah, die sich im Schatten bewegte, dort wo das Sonnenlicht nicht hinfiel.
    »Ah«, sagte die tiefe Stimme, »ich sehe, Sie haben den Jüngsten mitgebracht. Das weißhaarige Kind. Ich freue mich sehr, seine Bekanntschaft zu machen. Wie geht es dir, Barnabas?«
    Er streckte seine Hand aus, und Barney, der halb benommen war, ergriff sie. Die Stimme war nicht unangenehm und klang ganz freundlich. — »Guten Tag«, sagte er leise.
    Er blickte zu dem großen Mann auf, hatte aber in dem Zwielicht nur einen undeutlichen Eindruck von tief liegenden Augen unter dunklen, schweren Brauen und einem glatt rasierten Gesicht. Der weiche Rand einer seidenen Jacke streifte seine Hand.
    »Ich wollte gerade etwas Kühles trinken, Barnabas«, sagte der Mann so höflich, als spräche er zu einem, der älter war als er selbst. »Willst du mir Gesellschaft leisten?« Er wies mit der Hand in die Schatten hinein, und Barney sah auf einem niedrigen Tischchen neben dem Schreibtisch einen Schimmer von Silber und weißem Leinen.
    »Der Junge hat noch nicht gegessen, Sir«, sagte Miss Withers, die hinter Barney stand. Ihre Stimme war seltsam gedämpft und ehrerbietig. »Wir dachten, Bill könnte vielleicht etwas holen ...« Ihre Stimme erstarb. Der Mann sah sie an und brummte.
    »Gut, gut. Polly, ziehen Sie sich um Himmels willen normale Sachen an. Sie sehen lächerlich aus. Die Notwendigkeit, sich zu maskieren, ist vorbei, Sie sind nicht mehr auf einem Maskenfest.« Er sprach in scharfem Ton, und Barney wunderte sich, wie zahm Miss Withers ihm antwortete.
    »Ja, Sir, natürlich ...« Sie schlüpfte in den Flur zurück, glatt und unmenschlich in dem schwarzen Katzenfell.
    »Komm her, mein Junge, und setz dich.« Die Stimme war wieder freundlich und Barney trat langsam in den Raum hinein und setzte sich in einen Sessel. Der knarrte mit dem besonderen Knistern, das Rohrgeflecht macht, und Barney hatte einen Augenblick lang das Gefühl, dass er früher schon einmal in diesem Raum gewesen war. Seine Augen hatten sich an das dämmrige Licht gewöhnt, und er ließ seinen Blick über die dunklen Wände und die Büchergestelle schweifen, die bis zur Decke reichten. Da war etwas ... aber er konnte sich nicht erinnern. Vielleicht erinnerte ihn der Raum auch nur ein wenig an das
Graue Haus.
    Als habe er seine Gedanken gelesen, sagte der Mann: »Wie ich höre, seid ihr im
Grauen Haus
in Ferien, oberhalb des Hafens.«
    Barney, der von seiner eigenen Kühnheit überrascht war, antwortete: »Es muss ein sehr interessantes Haus sein. Es ist das Einzige, worauf uns alle Leute ansprechen.«
    Der Mann beugte sich vor und stützte dabei die Hand auf den Rand des Schreibtischs. »So?« Die tiefe Stimme hob sich ein wenig vor Spannung: »Wer sonst hat denn noch danach gefragt?«
    »Oh, niemand Wichtiges«, sagte Barney hastig. »Es ist ja auch wirklich ein schönes Haus. Wohnen Sie hier, Mr —?«
    »Mein Name ist Hastings«, sagte der große Mann, und beim Klang dieses Namens flammte wieder ein Gefühl von Vertrautheit in Barney auf, aber es war ebenso schnell wieder erloschen. »Ja, ich wohne hier. Das ist mein Haus. Gefällt es dir, Barnabas?«
    »Es ist tatsächlich ähnlich wie das
Graue Haus«,
sagte Barney. Der Mann wandte sich ihm wieder zu: »Wirklich? Und was bringt dich auf diesen Gedanken?«
    »Nun -«, fing Barney an; aber da öffnete sich die Tür und Bill kam mit einem riesigen Tablett herein, darauf standen ein großer Krug Milch, ein paar Flaschen Bier, Gläser und ein großer Teller mit belegten Broten. Bill durchquerte den Raum und stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab. Er tat dies auf eine nervöse Art, stellte das Tablett in Reichweite des Mannes, so als fürchte er, diesem zu nahe zu kommen. »Miss Withers hat nach etwas zu essen gefragt, Sir«, sagte er schroff, schon auf halbem Weg zur Tür. Der Mann winkte ihn ohne ein Wort hinaus.
    Beim Anblick der Brote wurde sich Barney bewusst, wie viel Zeit seit dem Frühstück verstrichen war, und er fasste neuen Mut. Er lehnte sich in dem knarrenden Sessel zurück und blickte sich um. Es hätte schlimmer kommen können, dachte er. Der geheimnisvolle Mr Hastings schien keine bösen Absichten zu hegen, und Barney begann, es zu genießen, wie seine Feinde vor jemand anderem zu zittern schienen. Er nahm ein Brot von dem Teller, der ihm gereicht wurde, und biss

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