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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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und als sie vom Strand her auf die sanft ansteigende Wiese blickten, sahen sie Rufus am Rand des Grases. Er stand von der See abgewandt und drehte jetzt den Kopf, um sie anzusehen.
    Barney pfiff noch einmal und klopfte sich aufs Knie. Der Hund rührte sich nicht. »Was ist nur los mit ihm?«
    »Er sieht aus, als ob er Angst hätte. Ob er sich verletzt hat?«
    »Hoffentlich nicht.« Barney lief den Strand hinauf und nahm Rufus am Halsband, dabei streichelte er ihm den Hals. Der Hund leckte ihm die Hand. »Komm, Rufus«, sagte Barney sanft. »Nun komm schon. Da ist ja nichts. Nun komm, Rufus.« Er zog vorsichtig am Halsband und wandte sich Simon und Jane wieder zu.
    Aber Rufus rührte sich nicht. Er winselte, strebte vom Strand weg; seine Ohren waren gespitzt und zuckten, und als Barney ungeduldig an seinem Halsband zog, wandte er den Kopf und stieß ein leises warnendes Knurren aus.
    Ratlos ließ Barney los, und in dem Augenblick zuckte der Hund, als hätte er etwas gehört. Er knurrte noch einmal, löste sich von Barney und trabte schnell über das Gras hinweg. Barney rief, aber Rufus lief, ohne anzuhalten, mit geneigtem Kopf weiter. Den Schwanz zwischen den Beinen, rannte er in gerader Linie davon, bis er um die Landzunge herum verschwunden war.
    Barney ging langsam über den Strand zurück. »Habt ihr das gesehen? Es muss ihn etwas erschreckt haben — ich wette, er läuft nach Hause.«
    »Vielleicht war es die Eule«, sagte Simon.
    »Vielleicht — he, hört mal, da ist sie wieder!«
    Barney schaute nach oben. »Sie ist oben auf der Landzunge.« Diesmal hörten sie es alle; ein langer heiserer Klagelaut kam von oben herab: »Whuuu-uu ...«
    Während sie horchten, fühlte Jane tief in ihrem Innern eine Warnung. Zuerst konnte sie es nicht verstehen. Beunruhigt schaute sie zu der emporragenden Masse von Kenmare Head empor, wo die Spitzen der stehenden Steine sich gegen den Himmel abzeichneten.
    »Der dumme Vogel«, sagte Simon gleichgültig und ließ sich wieder auf den Rücken fallen, »der denkt wohl, es ist Nacht. Sag ihm, er soll wieder zu Bett gehen.«
    Aber als wäre etwas in ihrem Kopf explodiert, erinnerte sich Jane plötzlich. »Schnell, Simon, das ist überhaupt kein Vogel. Es ist keine Eule.
Sie
sind es!«
    Die anderen starrten sie an.
    Jane sprang auf, die einschläfernde Wärme von Sand und Sonne war vergessen. Angst hatte sie ergriffen. »Erinnert ihr euch nicht — in der Nacht oben auf der Höhe bei den stehenden Steinen? Da hörten wir auch eine Eule schreien, und darum ging Gummery nachschauen, weil er dachte, es klänge irgendwie falsch. Und es waren nicht die Eulen, es war der Feind. Oh schnell, vielleicht haben sie uns gesehen. Vielleicht war das das Signal, mit dem einer die andern benachrichtigt hat, dass wir hier sind!«
    Simon war schon aufgestanden, bevor sie zu Ende gesprochen hatte. »Komm, Barney, schnell.«
    Vom überschaubaren leeren Strand stürzten sie zum felsigen Rand der Landzunge. Der Sand knirschte unter ihren Füßen, während sie liefen. Barneys Sandalen hüpften ihm auf der Brust. Jane verlor das Band, das ihren Pferdeschwanz zusammenhielt, und ihr Haar fiel lose herunter und kitzelte sie im Nacken. Simon rannte und hielt dabei die Teleskophülle fest in der Hand wie den Stab beim Staffellauf. Sie rannten geradewegs auf das Kliff zu, blieben erst dicht unter der hohen grauen Steilwand stehen und blickten ängstlich zu dem Grasland zurück, das hinter dem Strand anstieg. Aber da war niemand, der sie verfolgte, und sie hörten keinen Eulenschrei mehr.
    »Vielleicht haben sie uns doch nicht gesehen.«
    »Ich glaube, man kann diesen Strand von keiner Stelle oben auf dem Vorgebirge sehen.«
    »Trotzdem — wir müssen uns beeilen. Kommt, sonst kommt die Flut und wir sind verloren!«
    Sie liefen immer noch über Sand am Kliff entlang auf das Ende der Landzunge und die See zu. Dann kamen sie an die Felsen und fingen an zu klettern.
    Es war gefährlich, sich auf den Felsen fortzubewegen. Zuerst waren sie noch trocken und ziemlich glatt, und es war leicht, von einer grauen, zerklüfteten Klippe zur nächsten zu springen. Man konnte die kleinen Wasserlöcher umgehen, in denen Seeanemonen ihre Fühler wie gefiederte Blüten zwischen den Blättern des Tangs ausbreiteten und wo durchsichtige Krabben hin und her flitzten. Aber bald kamen sie an die Felsen, die nur bei ganz niedriger Ebbe nach Springfluten bloßlagen. Hier wuchsen große Mengen von Seetang, der immer noch nass in der Sonne

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