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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Aber nicht einmal Jane machte sich darüber Sorgen, einen Sonnenstich zu bekommen. Als sie die Hecke an der entfernten Seite der ersten Weide erreichten, hörten sie Stimmen. Ohne sich umzusehen, krochen sie schnell durch die Hecke hindurch und legten sich auf der anderen Seite flach ins Gras. Barney legte vorsichtshalber den Arm um Rufus' Schultern, aber der Hund lag ganz still. Seine lange rosa Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul.
    Niemand hatte gesehen, von welcher Seite sie kamen, aber plötzlich standen die Gestalten auf der Straße. Der dünne Mr Withers stand etwas gebeugt da und fuhr mit dem Kopf hin und her wie ein Wiesel. Bill in seinem bunten Hemd ging, nach allen Seiten ausspähend, kampflustig hin und her, und die hohe, drohende Gestalt in Schwarz überragte die beiden. Sie war wie ein dunkler Pinselstrich quer über den hitzeflirrenden Sommertag. Während Simon die Verfolger beobachtete, fiel ihm plötzlich seine Verzweiflung ein, als die drohenden Schritte die einsame Straße entlang hinter ihm hergedonnert waren, und er wandte den Blick von dem Mann ab.
    »Das Mädchen ist nicht dabei«, zischte Barney, »sie passt bestimmt vor dem Haus auf, für den Fall, dass wir dort herauskommen sollten.«
    Die kleine Gruppe blieb einen Augenblick unentschlossen stehen. Bill drehte sich um und spähte über die Weide hinweg genau auf ihre Hecke. Die drei Kinder schmiegten sich dichter an den Boden; sie wagten kaum zu atmen. Aber Bill wandte den Blick wieder ab, offenbar hatte er keinen Verdacht geschöpft. Auch Withers ließ den Blick über die Weide schweifen und sagte etwas zu dem Jungen. Der Junge schüttelte den Kopf.
    Die hohe Gestalt in Schwarz hatte regungslos ein wenig abseits gestanden. Es war schwer zu erkennen, in welche Richtung sie blickte. Plötzlich hob sie den Arm und deutete seewärts und auf den hohen Rücken von Kenmare Head. Sie schien ernst auf die andern einzureden.
    »Was werden sie tun?«, flüsterte Jane. Das rechte Bein war ihr eingeschlafen, sie sehnte sich nach Bewegung.
    »Wenn sie zur Spitze der Landzunge gehen, dann haben wir verloren«, sagte Simon leise mit gequälter Stimme.
    »Um Gottes willen, zu wie vielen sind sie denn? Dieser große Mann ...« Jane betrachtete ihn wie gebannt durch das wirre Laub der Hecke hindurch. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber etwas an ihm kam ihr vertraut vor, und ihr wurde ganz kalt dabei. Während sie noch hinschaute, nahm er für einen Augenblick den breitkrempigen schwarzen Hut ab und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, und plötzlich erkannte sie die Form des Kopfes mit dem dichten dunklen Haar. Das Muster, das Zweige und Blätter vor ihren Augen bildeten, begann sich zu drehen, und sie packte Simon am Arm.
    »Simon! Er ist es wieder! Es ist — «
    »Das weiß ich«, sagte Simon. »In dem Augenblick, als er um die Ecke bog, wusste ich es. Ich dachte, du wüsstest es auch.«
    »Er ist der Chef von allen«, flüsterte Barney im gleichen dringenden Ton. »Er heißt Hastings.«
    »Das stimmt«, sagte Jane leise. »Hastings. Der Pfarren« Barney drehte sich ein wenig im Gras, um sie ansehen zu können. »Er ist kein Pfarren«
    »Doch. Ich hab ihn im Pfarrhaus gesehen ...«
    »War es ein großes, geräumiges Haus und ganz vernachlässigt?«, fragte Barney langsam. »Mit einer langen Auffahrt und einem Zimmer ganz voller Bücher?«
    Jetzt war Jane an der Reihe, verblüfft zu sein: »Ich weiß noch, dass ich das von den Büchern erzählt habe, aber nicht von der Auffahrt. Wie hast du — «
    Barney sagte im Ton fester Überzeugung: »Du kannst sagen, was du willst, er ist nicht der Pfarrer. Ich weiß nicht, was er ist, aber das nicht. Das kann er unmöglich sein. Er hat etwas wirklich Scheußliches an sich. Er ist ganz so, wie Großonkel Merry uns die Gegner beschrieben hat, man fühlt es, wenn man ihn ansieht. Und er sagt Dinge ...«
    »Bleibt unten!«, sagte Simon plötzlich. Sie drückten alle die Köpfe ins Gras und blieben eine ganze Weile schweigend liegen. Die Sonne brannte ihnen auf den Rücken und versengte die Haut in ihren Kniekehlen und das kühle hohe Gras am Rand der Hecke kitzelte ihnen die Wangen. Rufus regte sich und grunzte und war dann wieder still. Er war eingeschlafen.
    Nach einiger Zeit hob Simon ängstlich den Kopf ein paar Zentimeter über den Boden, hörte aber nichts als den weit entfernten Schrei einer einzelnen Möwe hoch oben in der Luft. Er hatte gesehen, wie die drei Gestalten sich umwandten und über die Wiese

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