Lichtjagd
nicht besonders geschickt an. Tut mir leid, wenn ich auf das Offensichtliche hinweise … aber obwohl Sie dauernd darüber reden, dass Sie mit Absalom sprechen wollen, was haben Sie in dieser Richtung wirklich unternommen?«
Darauf konnte Arkady nichts antworten.
»Es ergibt keinen Sinn, Arkady. Sie haben uns und die Israelis dazu gebracht, das wir herumschwirren wie Bienen, denen man das Nest zertrampelt hat. Aber früher oder später wird jemand aufwachen und sich fragen, ob ein erwachsener Mann – selbst wenn es einer ist, der die ganze Zeit mit Ameisen herumspielt – so inkompetent sein kann. Sie haben keine Ahnung, wer Absalom ist, und wissen nicht einmal, auf wessen Seite er steht. Sie unternehmen keine erkennbaren Anstrengungen, um mit ihm zu sprechen. Und trotzdem quasseln Sie dauernd über Absalom, Absalom, Absalom.
Also wirklich, Arkady, ich bin schwer enttäuscht. Ich hätte Korchow für klüger gehalten.«
Arkady zuckte die Achseln.
»Wissen Sie überhaupt etwas über Absalom?«
Arkady zuckte wieder die Achseln.
»Dann hören Sie mal zu, mein Lieber. Ich erzähle Ihnen etwas über ihn. Nur für den Fall. Man weiß nie, wann man es brauchen kann.«
»Sie meinen, wenn die Israelis mich foltern?«
»Seien Sie nicht so naiv. Die Israelis foltern keine Leute mehr. Sie bringen sie nur dazu, dass sie den Mund aufmachen. Genauso wie wir.« Seine Stimme schlug einen anderen Ton an, und er begann die Geschichte von Absalom so vorzutragen, als ob er einen Mythos oder das Leben eines Märtyrers erzählte. »Absalom war Jude und ein Held des letzten Kriegs. Er war natürlich auch ein Held Palästinas. «
»War? Heißt das, er ist tot?«
»Wir haben keine Ahnung. Um ehrlich zu sein, haben wir nie gewusst, wer er war. Er hat unorthodoxe Kommunikationswege benutzt. Und eine der Bedingungen für seine Unterstützung bestand darin, dass wir niemals die Stellen überwachen würden, wo er Nachrichten deponieren ließ, oder versuchen würden, die Mossad-Agenten zu beschatten, die die Nachrichten überbrachten.«
» Mossad -Agenten?«
»Klar. Der freche Hund hat tatsächlich die normalen Mossad-Briefkästen benutzt, um mit uns zu kommunizieren. Ich glaube, es ist nicht unfair, dies mit einem Wort meiner jüdischen Exfreundin als Chuzpe zu bezeichnen.«
»Und was ist mit Absalom passiert?«
»Wir haben keine Ahnung. Nach dem Fiasko in Tel Aviv ist er von unserem Radarschirm verschwunden.«
»Und es ist Ihnen nie gelungen, den Kontakt wiederherzustellen? «
»Nein. Und glauben Sie mir, wir haben es wirklich versucht. Sie begreifen nun hoffentlich, in welches Wespennest Sie hier stechen. Bevor Sie aufgetaucht sind, waren alle bereit, Absalom einfach zu vergessen, weil wir ziemlich sicher waren, dass er tot war. Jetzt aber wollen die Israelis Absalom unbedingt findet, um auch sicher zu sein, dass er tot ist. Und, äh, wir wollen ihn finden, um … wahrscheinlich, um ihn zu erpressen, damit er wieder für uns arbeitet.« Yusuf streckte und gähnte sich katzenartig. »Sie verstehen jetzt vielleicht, warum es für uns ein bisschen mehr als eine Frage von Leben und Tod ist, ob Sie echt sind.«
Arkady wartete, aber mehr schien nicht zu kommen.
»Das war’s«, schloss Yusuf in fröhlichem Ton. »So viel zu Absalom. Die ganze, nur geringfügig zensierte Geschichte. Mein Geschenk an Sie.«
»Warum erzählen Sie mir das alles?«
»Sagen Sie mir warum.«
»Weil Sie wissen, dass ich früher oder später mit den Israelis sprechen werde, und Sie mir die Geschichte erzählen, die ich an sie weitergeben soll?«
»Nicht schlecht für einen Amateur. Ich bin beeindruckt. Aber leider bin ich weder so gut organisiert noch so intelligent. Und das ist nicht bloß meine Meinung. Es ist ein wörtliches Zitat aus meiner letzten Beurteilung. Fallen Ihnen noch andere Möglichkeiten ein? Vertrauen Sie mir, es ist keine Fangfrage. Denken Sie ernsthaft darüber nach.«
»Sie wollen etwas von mir.«
Yusuf applaudierte ihm lautlos.
»Aber das hatten wir doch schon«, sagte Arkady müde. »Wie Sie selbst schon sagten, würde jede Auskunft, die ich Ihnen über Absalom geben kann, doch nur das wiedergeben, was ich weiß.«
»Was ich mir im Moment von Ihnen wünsche, ist etwas viel Grundlegenderes. Ich will Ihr Vertrauen.«
»Wenn Sie mein Vertrauen gewinnen wollen, ist es nicht
unbedingt die beste Methode, dass Yassin mich vorher halb zu Tode erschreckt.«
»Es ist wirklich nett«, bemerkte Yusuf, »dass Sie mich als eine Art gute
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