Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
Vom Netzwerk:
erfrischend, von Menschen umgeben zu sein, die sich ehrlich nichts aus Klasse oder Geld
oder dem üblichen Mist machen. Und Gilead ist sehr schön. Waren Sie schon einmal in der Lodi-Gebirgskette wandern? «
    »Ich habe dort den Großteil der Forschungsarbeit für meine Doktorarbeit gemacht.«
    »Ein Paradies, was? Kein anderes Wort wäre passender.«
    »Nein«, sagte Arkady leise.
    Yusuf beugte sich vor und richtete seine verwirrenden Augen auf Arkady. »Sagen Sie mir ganz ehrlich, von einem Protobürger zum anderen: Wollen Sie immer noch hierbleiben, nachdem Sie die Erde ein bisschen besser kennengelernt haben? Oder würden Sie lieber nach Hause gehen?«
    Yusuf sprach Englisch, wie Arkady plötzlich erkannte. Kein Hebräisch. Kein UN-Standardspanisch. Nicht das verfälschte Englisch, das in den Treuhandschaften gesprochen wurde, sondern das reine, leicht archaische Englisch der Syndikate. Und soweit Arkady hörte, sprach er ganz ohne Akzent.
    »Ist dies das wirkliche Verhör?«, fragte er.
    »Was ist wirklich? Was ist ein Verhör? Ich vertreibe mir nur ein bisschen die Zeit, während die reichen alten Säcke draußen sind.«
    »Wann werden sie denn anfangen, mir die richtigen Fragen zu stellen?«
    »Das haben sie schon. Oder erinnern Sie sich nicht mehr an den Teil, als man Ihnen die Nadel in den Arm gestochen hat?«
    »Davon wussten Sie?«
    »Ich habe ein Gerücht gehört. Über die Operation machte eine regelrechte Epidemie von Gerüchten die Runde. Da fragt man sich, ob nicht jemand hinter den Kulissen den Informationsfluss steuert.«
    »Wenn ja, bin ich es nicht.«
    Yusuf lachte. »Dann wird das eine Party nur für uns zwei.«

    »Heißt das … dass Yassin mich überhaupt nicht befragen wird?«
    »Es könnte sein, dass er Sie trotzdem noch ein wenig verprügeln wird. Aber das macht er nur zum Vergnügen, nicht aus geschäftlichen Gründen. Und ich bin nicht befugt, mich in seine Vergnügungen einzumischen. Tut mir leid. Man kann nicht alles riskieren, um einem wildfremden Menschen zu helfen. Und obwohl ich jung aussehe, muss ich an meine Pension denken. In meinem Geschäft kann der Ruhestand sehr schnell auf einen zukommen.«
    Arkady schluckte.
    »Tut mir leid.« Yusuf klang aufrichtig zerknirscht. »Ich sollte keine Scherze darüber machen. Ich habe einen furchtbaren Sinn für Humor. Aber Tatsache ist, dass ich mich wirklich bald zur Ruhe setzen muss. Entscheidungen über meine Gehaltsklasse etc., und so weiter und so fort.«
    »Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Eine Antwort, die Sie mir, fürchte ich, in der gegenwärtigen Position nicht geben können. Denn einige von uns auf dieser Seite der Grüne Grenze wollen wirklich dringend wissen, Arkady, ob Sie der sind, der Sie zu sein behaupten. Oder werden Sie, mit oder ohne Ihr Wissen, für einen … verzeihen Sie mir die gestelzte Formulierung … für einen höheren Zweck benutzt?«
    »Wenn es ohne mein Wissen geschieht, warum fragen Sie dann?«
    »Stimmt. Richtig. Das wäre natürlich ein Problem. Übrigens, haben Sie schon Didi Halevy kennengelernt?«
    »Nein«, sagte Arkady – und begriff im selben Moment, dass diese Aussage schon einem Eingeständnis gleichkam.
    »Aber Sie kennen den Namen. Wer hat Ihnen von ihm erzählt? Korchow?«
    Arkady presste die Lippen zusammen und verstand plötzlich die alte Redensart, dass man das Scheunentor schließen sollte, wenn das Pferd davongelaufen ist.

    »Und was ist mit dem Krüppel? Haben Sie schon Gavi Schehadeh kennengelernt? Wir haben im Büro schon Wetten abgeschlossen, wann Didi entscheiden wird, ihn auf den Präsentierteller zu setzen. Und das können Sie Didi auch sagen, wenn er an der Reihe ist, Sie persönlich zu befragen. Es ist gut für sein Ego, wenn er daran erinnert wird, dass wir nicht jedes Stück Abfall schlucken, das er uns vor die Füße wirft.«
    Yusuf seufzte, stützte sein Kinn bequemer auf die Arme und fixierte Arkady mit einem Blick, der trotz seines heiteren Ausdrucks unangenehm intensiv war.
    Arkady betrachtete die abgewetzten Spitzen der Wüstenstiefel, die Osnat ihm gegeben hatte. Sie waren zu breit. Seine Füße, die an weiche Weltraumschuhe gewöhnt waren, entwickelten Blasen an Stellen, von denen er nie gedacht hätte, dass dort Blasen entstehen könnten. Er fragte sich, woher Osnat die Stiefel hatte. Aber als er noch mal darüber nachdachte, wollte er es gar nicht mehr wissen.
    »Ich hoffe, das klingt nicht unhöflich«, sagte Yusuf schließlich, »aber Sie stellen sich wirklich

Weitere Kostenlose Bücher