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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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zurückerwirtschaftet –, die wertvoller und politisch kontroverser war, als es das Öl je gewesen war.
    Arkady sah dem Scheich ins Gesicht, betrachtete die Falten, die ihm seine Grausamkeit unter der lächelnden Fassade ins Fleisch gegraben hatte, die unmerklichen kleinen Zuckungen, die er bereits als äußeres Zeichen privilegierter Menschen zu erkennen gelernt hatte. Er bewunderte seine zurückhaltende Höflichkeit bei der ersten Versteigerungsrunde und hatte sich seitdem einige Male gefragt, ob er sich selbst und Arkasha nicht Yassins Gnade überantworten sollte. Aber jetzt erkannte er, mit einer Gewissheit, die über Verstand oder Logik hinausging, dass er Arkashas Sicherheit niemals einem solchen Mann anvertrauen konnte.
    »Welchen Einschränkungen unterliegt diese Aktion?«, fragte Yassin Osnat, ohne zu ahnen, dass er gerade für die Rolle als Arkashas Retter vorgesprochen und versagt hatte. »Darf ich mit Arkady allein sprechen oder sollen Sie als eine Art Aufsicht fungieren?«
    »Zeig ihm dein Handgelenk«, sagte Osnat.
    Arkady hob seine Linke, um den Biomonitor vorzuzeigen, den Osnat ihm vor dem Start umgeschnallt hatte.
    »Behalte ihn an«, sagte Osnat ihm. »Davon abgesehen bestimmen Sie, wie es läuft. Und Sie haben Ihre Privatsphäre. Ich ziehe mich einfach zurück und komme wieder, wenn Sie mit ihm fertig sind.«
    »Das ist sehr vertrauensvoll.«
    »Nur insofern, als wir uns darauf verlassen, das Sie nichts Dummes anstellen, das Sie den eigenen Kopf kosten könnte.«
    Yassin hob seine sorgfältig gepflegten Augenbrauen. »Yusuf«, sagte er, »könntest du die gute Frau bitte in die Küche bringen? Ich bin mir sicher, dass wir für sie ein paar Sandwiches auftreiben können.«
    Er sprach mit einem schmalen, grünäugigen Jungen in Zivilkleidung. Arkady hatte den Jungen vom Treffen in der Abulafia-Straße noch vage in Erinnerung, aber er wirkte hier
genauso farblos wie dort. Der junge Mann zögerte, als wolle er etwas gegen den Befehl einwenden, aber dann schlüpfte er aus dem Raum, und Osnat folgte ihm auf dem Fuße.
    Sobald die beiden gegangen waren, winkte Yassin einem der verbliebenen Wachmänner, der vortrat, Arkady am Arm fasste, den Ärmel bis zum Ellbogen hochschob, eine Nadel in den Arm stach und eine schwindelerregend große Menge Blut in die gleichen farbcodierten Ampullen abfüllte, die Arkady in der Hälfte der Biotech-Labors der Syndikate gesehen hatte.
    »Verzeihen Sie unsere schlechten Manieren«, sagte Yassin, »aber wir sollten das rasch hinter uns bringen. Ich bin mir sicher, Sie verstehen das. Es wird nicht nötig sein, es irgendjemandem gegenüber zu erwähnen.«
    »Mir ist schwindlig. Darf ich mich setzen?«
    »Aber natürlich.«
    Man stellte ihm einen Stuhl hin.
    Arkady setzte sich.
    »Nun«, sagte Yassin, »können wir anfangen?«
    Was folgte, war die eigenartigste Abfolge von unzusammenhängenden und scheinbar sinnlosen Fragen, die Arkady in seinem ganzen Leben gestellt worden war. Keine Frage stand mit irgendeiner anderen in einem für Arkady erkennbaren logischen Zusammenhang. Und selbst wenn er eine Frage gut genug verstand, um sie vernünftig zu beantworten, neigte Yassin dazu, ihm mitten in der Antwort das Wort abzuschneiden. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, wäre er auf die Idee gekommen, das Yassin absichtlich zu verhindern versuchte, dass er irgendwelche nützlichen oder zusammenhängenden Informationen weitergab.
    Yassin fand das Verhör offenbar genauso frustrierend wie Arkady. Die Verärgerung des Scheichs drückte sich jedoch nicht in seiner eigenen Körperhaltung, sondern in der zunehmend bedrohlicheren Haltung seiner Leibwächter aus. Es war das erste Mal, dass Arkady einer so komplizierten Machtkonstellation
durch Stellvertreter begegnete. Sie war weniger beeindruckend als Mosches persönliche Fähigkeit, jemanden einzuschüchtern … aber sie war ebenso erschreckend.
    »Mein lieber Freund«, sagte Yassin schließlich und unterbrach damit Arkadys fünften oder sechsten Versuch, grundlegende Terraforming-Techniken zu erklären. »Gibt es dort, wo Sie herkommen, auch so etwas wie Schulen?«
    Arkady nickte.
    »Und wissen Sie zufällig, wo ich zur Schule gegangen bin?«
    Arkady schüttelte den Kopf. Yusuf, der unauffällig in den Raum zurückgekommen war, hustete.
    »Al Ansar«, sagte Yassin. Der Name verfehlte offenbar die erwünschte Wirkung auf Arkady. »Haben Sie davon gehört?«, hakte Yassin nach. »Ja?«
    »Äh … tut mir leid.«
    »Es ist ein

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