Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
Vom Netzwerk:
Fee betrachten. Aber meine Macht reicht im Moment nicht so weit, dass ich Sie vor Yassins Steroid-Junkies beschützen kann.«
    »Wenn Sie mich nicht beschützen können«, erwiderte Arkady, »wieso sollte ich Ihnen dann glauben, dass Sie leisten können, was Sie sonst noch anbieten?«
    Yusufs Lächeln wurde breiter. »Wer sagt, dass wir Ihnen irgendetwas anbieten?«
    Wir? Das Pronomen war kein Zufall gewesen. Yusuf beobachtete seine Reaktion auf diese Bemerkung wie eine Katze, die einen Vogel auf dem Fensterbrett beobachtete.
    »Wer hat Sie geschickt?«, fragte Arkady.
    »Ich bin sicher, Sie sind mir in dieser Hinsicht weit voraus, Arkady, aber nur für den Fall … Ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, dass jeder andere von Ihnen Informationen abzapft und nur ich Ihnen Informationen liefere?«
    »Nein.«
    »Gut. Denken Sie darüber nach. Und während Sie darüber nachdenken, lassen Sie mich noch zwei dieser Gerüchte erwähnen, über die wir vorhin gesprochen haben. Gerücht Nummer eins: Turner hat einen Mann in Mosches Lager. Gerücht Nummer zwei: Der UNSR hat irgendwo unter Didis Leuten einen hochrangigen Agenten. Offensichtlich sind sie ziemlich stinkig, weil Didi ihnen nichts über Sie erzählt hat, und sie betrachten es als die jüngste in einer langen Reihe von Mossad-Pleiten, die mit Tel Aviv angefangen hat. Sie scheinen noch mitzuspielen, um zu sehen, wohin es führt, aber sie könnten jederzeit einschreiten und die Zusammenarbeit aufkündigen. Und wenn der UNSR zuschlägt, dann mit einem großen Hammer, und sie machen sich nicht viele Gedanken darum, wem sie möglicherweise auf die Zehen hauen.«

    »Warum sagen Sie mir das alles?«
    »Wie ich schon sagte. Damit Sie mir vertrauen.« Er lächelte, und alles, was Arkady sah, waren seine funkelnden grünen Augen, die honigfarbene Haut und blendend weiße Zähne. »Und funktioniert es? Vertrauen Sie mir?«
    »Macht das einen Unterschied?«, fragte Arkady müde.
    »Im Moment nicht. Aber später vielleicht. Und es könnte sein, dass Sie sich sehr bald entscheiden müssen. Also denken Sie darüber nach, während Sie in der fiesen kleinen Zelle sitzen, in die Mosche Sie steckt. Und passen Sie auf, was Sie sagen – Sie haben sich ein paar Mal widersprochen. Solche Dinge könnten Leute auf Sie aufmerksam machen, die wirklich nicht auf Sie aufmerksam werden sollten.«
    »Wer hat Sie geschickt?«, fragte Arkady noch einmal, diesmal mit mehr Nachdruck. »Korchow?« Er sah dem Jungen mit zunehmender Verzweiflung tief in die Augen. »Safik?«
    Er konnte Yassins Wachmänner im Flur hören. In ein paar Sekunden würde es zu spät sein, und er würde nie mehr die Gelegenheit haben, die eine Frage zu stellen, die er schon zu Beginn dieses unerklärlichen Gesprächs hätte stellen sollen.
    »Wer?«, fragte er in dem Moment, als sich die Tür öffnete und Scheich Yassin erschien.
    Yusuf stand auf, den Rücken noch Yassin und den Leibwächtern zugewandt, und formte mit den Lippen ein unmissverständliches Wort:
    Absalom.

Novalis
Krähen fangen
    ► Zwei breite Verallgemeinerungen haben sich herauskristallisiert, die wir in den folgenden Kapiteln vertiefen werden: die letztliche Abhängigkeit eines bestimmten Falls sozialer Evolution von einem oder relativ wenigen eigentümlichen Umweltfaktoren; und das Vorhandensein antisozialer Faktoren, die auch in begrenzter, unvorhersehbarer Form auftreten. Wenn der antisoziale Druck nach einer gewissen Zeit der sozialen Evolution zu überwiegen beginnt, ist es für eine soziale Spezies theoretisch möglich, auf ein niedrigeres soziales Niveau oder sogar zu einem Zustand der Vereinzelung zurückzukehren.
     
    E. O. Wilson (1973)

    E s begann leise, ein schwaches Klimpern unter dem alltäglichen Zwitschern und Schnattern des erwachenden Waldes.
    Vögel sangen, aber sie jagten und brüteten weit entfernt in den sonnenbeschienenen Höhen des Blätterdachs. Erst mit der Zeit machte Arkady ein lauterer, drängenderer Gesang darauf aufmerksam, dass der große Räuber auf der Jagd war. Eine Drossel erschien – nein, ein ganzer Schwarm Drosseln, die herumflogen, pickten und trällerten. Wenig später erblickte Arkady ein Paar perlfarbene Ameisenvögel, nicht bloß opportunistische Schwarmfolger, sondern Profis, die vermutlich schon vor dem Sonnenaufgang ihre regelmäßigen Runden abgeflogen waren und in die verborgenen Nachtlager der Schwarmräuber gespäht hatten, um festzustellen, welche Armee heute am wahrscheinlichsten marschieren würde.

Weitere Kostenlose Bücher