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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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zwischen zwei Einschlägen ins Ohr, die heftig genug waren, um den Boden unter ihrer Füßen erbeben zu lassen. »Die palästinensische Armee ist sehr professionell organisiert. Sie wissen genau, wie man das Wahlvolk mit einem Minimum an Verlusten auf beiden Seiten verängstigt und gefügig hält. Solang sie uns wirklich zu treffen versuchen, sind wir völlig in Sicherheit. Natürlich könnte die Tatsache, dass sie nichts von unserer Anwesenheit hier wissen, die Sache etwas verkomplizieren.«
    Arkady sah nervös zu Osnat hinüber und versuchte einzuschätzen, ob dies ein Scherz war. »Feuern die, äh … die Palästinenser oft in die Grüne Grenze?«
    »Es geht auf und ab. Im Moment befinden wir uns in einer starken Feuerphase.«
    »Und das Einzige, was zwischen ihnen und den Israelis steht, ist die Französische Fremdenlegion?«, fragte Arkady zweifelnd. »Warum übernimmt jemand diesen Job?«
    »Weil sie Franzosen sind«, sagte Osnat.
    »Weil sie Idioten sind«, sagte Cohen.
    »Weil sie in der Fremdenlegion sind«, sagte Li. »Habt ihr je von Camerone gehört?«
    Arkady schüttelte den Kopf.
    Sie beugte sich vor, stimmte sich auf ihr Thema ein und erzählte ihnen die Geschichte in einer Reihe von schnell hintereinander ausgestoßenen, abgerissenen Halbsätzen, die so klangen, als seien sie auf dem Schlachtfeld formuliert worden.
    Es war auf einem Planeten namens Mexiko geschehen. Oder in einem Land namens Mexiko. Arkady konnte Lis Schilderungen nicht entnehmen, was von beiden. Ein Legionärsbataillon, das von dem berüchtigten Oberst Danjou angeführt wurde, eskortierte gerade einen Nachschubzug, als es
von drei mexikanischen Bataillonen angegriffen wurde. Die Franzosen zogen sich auf die Hacienda Camerone zurück (»Nein, Arkady, ich habe keine Ahnung, was eine Hacienda von einem Haus unterscheidet. Es ist nicht missionskritisch. Lassen wir das außen vor.«) und bauten unter schwerem Heckenschützenfeuer um den Hof der Hacienda einen Begrenzungszaun auf. Um neun Uhr am Morgen der Schlacht bot der mexikanische Kommandant Kapitulationsbedingungen an, die abgelehnt wurden.
    Mehrere gemischte Kavallerie- und Infanterieangriffe wurden blutig zurückgeschlagen. Aber die Verteidiger mussten bei jedem der gescheiterten Angriffe schwere Verluste hinnehmen, und Oberst Danjou, der um die Entschlossenheit seiner Männer besorgt war, versammelte sie im Hof der Hacienda und ließ sie auf seine Holzhand – eine Erinnerung an eine frühere Schlacht – schwören, dass sie bis zum Tod oder Sieg weiterkämpfen würden.
    Danjou erlag Sekunden später der Kugel eines Heckenschützen. Sein Stellvertreter starb am Nachmittag, und am Abend wurde das ehemalige Bataillon von einem Leutnant namens Maudet kommandiert.
    Um sechs Uhr nachmittags hatten Maudet und seine letzten vier Verteidiger ihre Munitionsvorräte erschöpft, steckten ihre Bajonette auf und griffen die mexikanischen Linien an. Drei von ihnen überlebten den Angriff.
    Der mexikanische Kommandant verlangte ihre Kapitulation, und sie schickten einen Boten mit der Nachricht zurück, dass sie lieber sterben würden als ihre Waffen, ihre Fahne oder die Leiche ihres getöteten Oberst aufzugeben. Der Bote gab die Nachricht an den mexikanischen Kommandanten weiter, der daraufhin eine der berühmtesten Phrasen in der Militärgeschichte äußerte: »Dies sind keine Menschen. Dies sind Teufel.«
    Am nächsten Tag wurden die drei Überlebenden über die Linien eskortiert, mit intakter Ehre und intakten Waffen und
der Leiche ihres getöteten Kommandanten auf den Schultern. »Sie haben die hölzerne Hand von Oberst Danjou mitgenommen«, schloss Li und hob die Linke mit der Handfläche nach vorn, sodass Arkady den einem Bluterguss ähnlichen bläulichen Umriss ihres Schengen-Implantats und das silbrige Keramstahlgeflecht sehen konnte. »Sie wurden mit den höchsten Ehren ins Mutterhaus der Legion eskortiert, und seitdem ist Danjous Hand ein Symbol für den Ehrenkodex der Legion: Wir kapitulieren niemals.«
    »Ganz so glorreich war es nicht«, wandte Cohen ein. »Aber wer will so kleinlich sein? Danjous wurmzerfressene Hand bleibt das strahlende Symbol für die erhabene Tradition der Legion, sich auf die militärische Entsprechung dummer Kneipenschlägereien einzulassen und das Leben ihrer Soldaten ohne vernünftigen Grund zu opfern.«
    »Du kannst spotten, soviel du willst, Cohen. Du weißt so gut wie ich, dass in Jerusalem ein Bürgerkrieg jeder gegen jeden herrschen würde, wenn die

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