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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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»Eine schreckliche Angewohnheit, die ich mir in meinen Zwanzigern angeeignet habe, weil ich mich von diesen alten, romantischen Spionagefilmen verführen ließ, in denen Verhöre immer durch einen Schleier
von Zigarettenrauch stattfinden. Und als sich die Romantik abgenutzt hatte, blieb mir nur noch das Rauchen. Als ich aufzuhören versuchte, wurde ich einfach nur dick, und dann fing ich wieder an. Und so bin ich nun ein dicker alter Mann, der zu viel raucht und keine jugendlichen Illusionen hat, auf die er ausweichen kann.«
    Er stellte das Feuerzeug zwischen ihnen auf den Tisch, drehte es wie einen Kreisel und sah zu, wie es abwechselnd schwarz und silbern wurde, immer wieder, bis es stockend zur Ruhe kam. »Und was soll ich jetzt tun, Arkady? Versuchen, noch charmanter zu sein als Gavi? Noch gerissener als Korchow? Soll ich Sie herumwirbeln«, er setzte das Feuerzeug wieder in Bewegung, »bis Sie nicht mehr wissen, wo oben und unten ist und wem Sie trauen können?«
    Arkady blickte von dem funkelnd herumwirbelnden Feuerzeug auf und stellte fest, dass Safik ihn mit diesen ruhigen, außergewöhnlich gewöhnlichen Augen aufmerksam beobachtete.
    »Welchen Körper hat Cohen übrigens diesmal mitgebracht? Nicht zufällig diese kleine italienische Schauspielerin?«
    »Äh … nein. Einen Jungen.« Er machte eine Pause, war sich auf einmal nicht einmal dessen sicher. »Ich glaube zumindest, dass es ein Junge ist. Er trägt Anzüge. Sie nennen ihn er .«
    »Man nennt Cohen immer er , selbst wenn er im Körper einer Frau steckt. Es ist so wie mit dem Namen der Hurricanes. Es hat nichts zu bedeuten. Aber zu schade, dass es nicht die junge Italienerin ist. Er hat natürlich ihre Karriere ruiniert. Sie hatte wirklich Talent, aber sie wurde faul, als sie sich auf ihn eingelassen hatte. Auf manche Menschen hat er diese Wirkung. Aber die Jungs von der Überwachung haben Sie trotzdem geliebt. Man musste sie regelrecht bestechen, damit die nach Hause gingen. Übrigens sollten Sie sich von Korchow nicht überreden lassen, Cohen anzulügen. Er kann es überhaupt nicht ausstehen, wenn Leute ihn anlügen. Wenn
er ein Mensch wäre, würde ich sagen, er hat eine Neurose. Und ich habe ihn mit einer Unbarmherzigkeit und so geringem Zögern töten sehen, dass man es als pathologisch beurteilen würde – wiederum wenn er ein Mensch wäre. Auf der anderen Seite habe ich aber auch erlebt, dass er eine Menge Ärger auf sich genommen hat, um seine Freunde zu schützen, wenn eine Operation gescheitert war – worüber sie vielleicht ein bisschen nachdenken sollten, wenn Sie mit heiler Haut nach Hause kommen wollen.«
    »Warum sagen Sie mir das?«
    Safik zuckte die Achseln. »Man arbeitet nicht bis in mein Alter auf einem solchen Posten, ohne sich die Hände mit Blut zu beflecken. Wenn es einem nichts ausmacht, ist man ein Ungeheuer. Wenn man kein Ungeheuer ist, ist man irgendwann so weit, dass man vor allem darauf bedacht ist, bei einer Operation auf keiner Seite mehr Blut zu vergießen als unbedingt notwendig … Was mich zu dem Problem zurückführt, wie ich mit Ihnen reden soll.«
    »Ich dachte, Sie sind schon dabei, Gavi an Charme zu übertreffen.«
    Safik lächelte. »Sie schmeicheln mir. Aber im Ernst, Arkady. Was würde es nützen? Man dient dem, was man am höchsten schätzt. Geld, wenn es Geld ist. In diesem Falle wäre es keine Kunst, Sie zu beeinflussen; es wäre nur eine Frage des größeren Abteilungsbudgets. Wenn es aber ums Prinzip, um Liebe oder Loyalität geht, werden Sie sich danach richten. Und weder Korchows Spionagehandwerk noch Mosches Einschüchterung, Gavis Charisma oder meine einfachen Worte werden etwas daran ändern.« Seine Zigarette knisterte und prasselte, als er noch einmal an ihr zog. »Und mehr kann ich Sie vernünftigerweise nicht fragen, Arkady. Was lieben Sie? Welchem Zweck dienen Sie? Was macht es Ihnen möglich, nachts zu schlafen und morgens Ihren Anblick im Spiegel zu ertragen? Wenn Sie mir Ihre Seele zeigen, werde ich Ihnen meine zeigen … und dann werden wir sehen,
ob wir ein kleines Stück des Weges zum beiderseitigen Nutzen gemeinsam zurücklegen können.«
    »Ich weiß nicht mehr, woran ich glauben soll«, sagte Arkady. Und es war die Wahrheit. Er gehörte nicht auf die Erde und glaubte nicht an das, wofür die Menschheit stand. Und doch waren alle Werte, die er zu achten gelernt hatte, unter dem schrecklichen Druck auf Novalis den Bach hinunter gegangen.
    »Erzählen Sie mir von Novalis«, sagte

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