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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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hoffnungslos. Sie hatte keine nennenswerten Informationen, und selbst wenn, hätte ich sie von ihr nicht erfahren. Aber sie war mehr als glücklich, dass sie mit mir sprechen konnte. Sie kannte die Klischees auswendig, Arkady, und ich habe sie an diesem Morgen alle gehört. Ihr Sohn war ein Held. Er erfüllte Gottes Auftrag für das Heilige Land. Sie hatte das höchste Ziel im Leben einer Frau erreicht und einem Soldaten das Leben geschenkt. Und so weiter und so fort. Aber während sie ihre patriotischen Reden hielt, hat sie die ganze Zeit geweint. Jedes Mal, wenn sie eine Pause machte, um Atem zu schöpfen, schluchzte sie krampfhaft. Ich habe nie wieder jemanden so heftig weinen sehen, der trotzdem in der Lage war, verständliche Worte zu artikulieren.
    Es war so, als ob zwei Frauen in ihrem Körper steckten, Arkady. Eine äußere Frau, die die Macht der Rede hatte, die
zum Staat, zur Zivilisation gehörte, die gewissermaßen Teil eines Superorganimus war. Und eine innere Frau, die keiner Regierung angehörte und ganz genau wusste, dass das ganze patriotische Gerede einen Dreck wert war, gemessen am Tod ihres Sohnes.«
    Safik verstummte. Er war in seinem Stuhl zusammengesackt und sah auf einmal grau, krank und furchtbar wütend aus. Arkady hatte den Eindruck, dass er seine Erzählung nicht deshalb unterbrochen hatte, weil ihm die Worte fehlten, sondern weil er den Glauben verloren hatte, dass Arkady ihn verstehen würde.
    »Und was …«
    »Worauf ich damit hinauswill? Ich sage Ihnen, was ich bin, Arkady. Ich diene dem, was ich in den Augen dieser Frau gesehen habe. Jedes Mal, wenn man im Namen der Ordnung und Stabilität ein Individuum opfert, wirft man nur den Hunden des Krieges frisches Fleisch hin. Ein Opfertod – sei es der Opfertod eines Soldaten oder der Opfertod eines Selbstmordattentäters – ist ein armseliger Ersatz für eine vernünftige Regierung. Solchen Verhältnissen diene ich, Arkady. Und ich gebe einen Scheißdreck um die Fanatiker, die nur Grenzen auf einer Karte sehen.« Er lächelte kurz und machte diese fingerschnippende Geste Richtung Himmel, die Erdbewohner immer vollführten, wenn sie über die größere Welt reden wollten, die ihren Planeten hinter sich zurückgelassen hatte. »Oder meinetwegen auch Grenzen draußen im Weltraum. «
    »Und was ist mit Absalom?«
    »Absalom ist eine Idee, kein Mann. Und er wird nicht sterben, solang es auf beiden Seiten der Grünen Grenze Menschen gibt, die so denken wie ich.«
    Sie sahen sich in die Augen.
    Safik seufzte und schaute weg.
    »Gut«, sagte er. »Sie haben keinen Grund, mir zu glauben. Aber ich sage Ihnen eines, Arkady. Ich bin nicht Ihr Feind.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt jemandes Feind bin. Denken Sie einfach darüber nach. Mehr verlange ich nicht.«
    Aber Arkady musste nicht erst darüber nachdenken. Er vertraute Safik. Er wusste, dass er das wehrlose Opfer spielte, so wie er es bei Gavi getan hatte. Er wusste, dass jeder Schritt, den er tat, eine Wahl zwischen dem Schutz der Syndikate und der Rettung Arkashas unvermeidlich machen könnte. Aber wenn er in Safiks ruhiges, bescheidenes, gewöhnliches Gesicht sah und sich fragte, welchen Grund er hatte, um ihm zu misstrauen, konnte er keinen nennen.
    Und so erzählte er ihm alles, bis hin zu jenem schrecklichen Moment der Enthüllung durch Gavis Flussdiagramm.
    »Wenn das wahr ist«, sagte Safik, als Arkady fertig war, »dann sitzen wir alle im selben Boot, ob von der Erde oder aus den Syndikaten, nicht wahr?«
    »Nein, auf keinen Fall!«, platzte es aus Arkady heraus.
    Er erfuhr nie, weder jetzt noch später, ob Safik es so geplant hatte; aber plötzlich sprudelten alle Gedanken, die er in den letzten Wochen für sich behalten hatte, aus ihm heraus, artikulierte er seine ganze aufgestaute Frustration über die unversöhnliche Weigerung der Menschen, die Syndikate zu verstehen, das Leben jenseits des Orbitalrings zu verstehen, überhaupt etwas zu verstehen.
    »Wie könnt ihr Menschen immer noch so ignorant sein?«, rief er. Dann erst merkte er, dass er laut geworden war, atmete durch und fuhr leiser fort. »Warum wisst ihr, Jahrhunderte nachdem ihr die ersten Schiffe und Siedler zum Sterben in den Weltraum geschickt habt, immer noch so wenig? Wie kann es sein, dass ihr nichts darüber wisst, wie das Leben dort draußen ist?«
    »Dann helfen Sie mir, es zu verstehen. Ich würde gern verstehen. Wenn Sie es mir nicht begreiflich machen können, wird es nie ein Mensch

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