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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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die ihre unterirdischen Pilzfelder bestellten. Sie waren die größten Pflanzenfresser und Erdumwälzer auf Novalis und besetzten in überströmender Fülle die ökologischen Nischen, die auf der Erde von so verschiedenartigen Spezies wie Rindern, Blattläusen und Erdwürmern ausgefüllt wurden.
    Das Terraforming von Novalis war ein so spektakulärer Erfolg, dass es alles in Frage stellte, was beim Terraforming bisher als möglich oder unmöglich gegolten hatte. Dass der Planet tatsächlich aktiv terraformt worden war, stand inzwischen außer Zweifel. Die Erkundungsmannschaft hatte bereits die ausgebrannten Überreste der beiden atmosphärischen Landesonden und, flankiert von einem überwachsenen Friedhof, ein halbes Dutzend verstreute Nissenhütten gefunden.
Und in einem Tal in der Nähe waren sie über die Ruinen eines ausgedehnten Laborkomplexes gestolpert, dessen Schlafsäle leer standen, dessen verschlossene Käfige nichts enthielten außer den vertrockneten Skeletten verlassener Mäuse und Affen, dessen zerbröckelnde Mauer eine riesige, bereits Ableger bildende Kolonie von Raubameisen beherbergte, die Arkady erst nach gründlicher Suche in allen Nachschlagewerken der Schiffsbibliothek als die angeblich längst ausgestorbene Strumiganys louisianae identifizierte.
    Novalis war zweimal besiedelt worden – oder zumindest war das die Schlussfolgerung, die Arkady, Arkasha und die Aurelias gezogen hatten, als sie für drei der standardmäßigen Impfspezies Stammbäume aufzustellen versuchten und Impfdaten ermittelten, die sich über drei Jahrhunderte erstreckten.
    Die Tatsache, dass beide Besiedlungen gescheitert waren, beunruhigte niemanden. Es gab keinen Grund zur Annahme, dass die beiden Fehlschläge etwas mit Novalis zu tun hatten. Die meisten Kolonisten erreichten ihre Zielplaneten als lebende Tote: biologisch noch lebendig, aber durch die kalten Gleichungen der Evolution in einer sich verschiebenden Fitnesslandschaft bereits zum Tode verurteilt. Entweder traf frisches Blut ein – gewöhnlich in Form speziell für diesen Zweck entworfener posthumaner Kolonisten, die man in UN-Sprungschiffen verschickte – oder die ursprüngliche Kolonie verschwand und ließ die teilweise terraformte Welt für die nächste Welle von Siedlern zurück … oder für die Syndikate.
    Und Novalis hatte alles, wonach die Erkundungsmannschaften der Syndikate gesucht hatten. Keine versprengten Kolonisten, die Ärger machten. Keine gefährlichen Krankheitserreger und Allergene, bisher jedenfalls. Und vor allem eine reiche, vielfältige und allem Anschein nach stabile Biosphäre.
    Kurz gesagt, Novalis war perfekt. Was also war der Grund für Arkadys wachsendes Unbehagen? Nichts, sagte er sich.
Überhaupt nichts. Mit dem Planeten war alles in Ordnung. Und die Unstimmigkeiten in seinen Daten? Unstimmigkeiten, mehr nicht. Er hätte ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt, wenn andere Dinge glatt gelaufen wären.
    Womit Arkasha gemeint war.
    Ihre Beziehung – oder das völlige Fehlen dessen, was eine vernünftige Person eine Beziehung nennen konnte – hatte Arkadys gesamte Gefühle im Hinblick auf die Mission gefärbt. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn sie sich einfach nicht gemocht hätten. Oder wenn Arkasha sich als egoistisch oder faul oder aufbrausend erwiesen oder eine von tausend anderen Eigenschaften gezeigt hätte, die man sich bei einem Duopartner nicht wünschte. Aber das traf nicht zu. Und Arkady mochte ihn. Nach jeder ihrer seltenen und allzu kurzen Treffen mochte er ihn mehr.
    Arkasha hatte einen subtilen, sarkastischen Sinn für Humor. Nachdem er durch vorsichtiges Abtasten herausgefunden hatte, dass Arkady subversive Scherze verkraften konnte, hatte er die Gewohnheit entwickelt, sich beim Essen neben Arkady zu setzen, ihm bösartige Witze ins Ohr zu flüstern und in sein Labor zu verschwinden, während Arkady noch sein Lachen zu unterdrücken versuchte. Und er war intelligent. Mehr als intelligent. Sich mit ihm zu unterhalten, hatte etwas Befreiendes. Es gelang ihm immer wieder, Arkadys antrainierte soziale Reflexe kurzzuschließen, sodass er unversehens mit größter Freimütigkeit Dinge äußerte, die er niemals von jemandem zu hören erwartet hatte.
    Und als ob das nicht genug wäre, mochte Arkasha sogar Ameisen . Er stellte intelligente Fragen über Arkadys Theorien und Experimente – und schaffte es sogar, wach und offenbar interessiert zu bleiben, wenn sie beantwortet wurden.
    Aber jedes Mal, wenn es schien, dass sie

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