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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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die Lippen, deshalb wählte er einen neutraleren Ausdruck. »… über ihre Krankheit? Du sagtest mir doch, ich soll es verschweigen.«
    »Habe ich das? Nun ja, kann wohl sein.« Korchow lächelte ihn an. »Es schien mir zu diesem Zeitpunkt eine gute Idee. Aber wenn du deine kleine Unterredung mit Turner hast, warum flüsterst du’s ihm nicht ins Ohr und schaust mal, was passiert?«
    Arkady blinzelte Korchow an, und allmählich dämmerte ihm, worauf er hinauswollte. »Das alles betrifft nur Bella und Ahmed. Willst du etwa, dass Menschen alles über sie wissen? Wozu dann all die Ausflüchte? Warum haben wir’s ihnen nicht einfach erzählt?«
    »Das hat etwas mit der Natur des Menschen zu tun, Arkady. Eine Bestie, die du inzwischen doch recht gut kennen solltest. Menschen sind nicht von Grund auf selbstlos. Sie geben sich nicht hin, jedenfalls nicht so, wie wir es tun. Und sie vertrauen keinem Geschenk«, wieder dieser beunruhigende Wortgebrauch, »das zu leicht hergegeben wird.«

    Was auch für Andrej Korchow galt. Auch in dieser Hinsicht war der Spion des KnowlesSyndikats so sehr ein Mensch wie ein Konstrukt geworden. Aber Arkady nahm an, dass er den Gedanken besser für sich behalten sollte.
    »Dann ist es wirklich ein Geschenk?«, fragte er. »Keine Falle?«
    »Es ist beides. Wie alles Erstrebenswerte im Leben … oder Verschenkenswerte. Kurzfristig könnte es die Erde ins Chaos stürzen, was auch dem Ring Schaden zufügen und uns helfen wird. Oder zumindest hat Knowles unseren Plan mit diesem Argument an den zentralen Verwaltungsausschuss verkauft. Aber langfristig könnte es der menschlichen Rasse eine Chance geben, dem Aussterben zu entgehen.«
    »Und wie hilft es uns? Das letzte Mal, als ich Menschen in der Nähe von Gilead gesehen habe, wollten sie mich umbringen. «
    »Es waren UN-Kolonisten und genetische Konstrukte, keine Menschen. Und selbst ihre Fädenzieher im Ring sind so posthuman wie du und ich, ganz gleich, was ihre Schengen-Implantate behaupten. Die einzigen wilden Menschen, die es noch gibt, leben auf der Erde. Und wenn du fragst, warum wir sie nicht retten … nun, du bist der Ökophysiker, nicht ich.«
    Arkady kannte die Theorie. Sie war politisch inakzeptabel, besonders in den neueren Syndikaten wie Motai und Aziz. Aber in wissenschaftlichen Kreisen wurde offen über das Problem geredet. Die Syndikate wurden immer wieder mit der Frage konfrontiert, die hinter jedem populationsweiten Gentechnikprojekt lauerte: Was war, wenn die Gentechniker aus dem Genom Eigenschaften entfernten, die sie später, wenn es zu spät war, einmal brauchen würden?
    In rein genetischer Hinsicht waren die Syndikate, wie jede genetisch modifizierte posthumane Population, nichts anderes als Parasiten. Um dauerhaft zu überleben, mussten sie in eine größere menschliche Population eingebettet werden, aus
der sie genetisches Material beziehen und auf die sie zurückgreifen konnten, wenn etwas katastrophal schiefging. Keine posthumane Gesellschaft entlang der Peripherie verfügte über die genetische Vielfalt, um dauerhaft eine lebensfähige Bevölkerung zu erhalten. Und obwohl der Ring riesig war, hatten kommerzielle Genmanipulationen die Bevölkerung so homogenisiert, dass die genetische Diversität noch mangelhafter war als in den Syndikaten.
    Der einzige verbliebene Rest »wilden« menschlichen Genoms – und daher das Sicherheitsnetz, wenn etwas schiefging – war die rasch verschwindende menschliche Population auf der Erde. Der Ring, die Peripherie und sogar die Syndikate mochten alle kurzfristig von der Entvölkerung der Erde profitieren, aber auf lange Sicht hatte sie katastrophale Folgen.
    Und Korchow, aus seinen eigenen zynischen und unaufrichtigen Motiven, hatte beschlossen, die Katastrophe abzuwenden … oder zumindest wollte er das Arkady durch diesen Schachzug glauben machen.
    »Warum hast du mir das nicht vorher sagen können?«, fragte Arkady.
    »Tut mir leid, Arkady. Das konnte ich nicht riskieren. Ich musste dich an Mosche vorbeibringen. Ich musste dich auf die Erde bringen. Ich habe dir gesagt, was du meines Erachtens wissen musstest, um es zu schaffen. Was den Rest angeht … nun, ich sag’s dir jetzt, oder nicht?«
    »Aber sagst du mir die Wahrheit, oder ist es die nächste Lüge?«
    Korchow grinste. Er schien ehrlich amüsiert. »Also steckt doch etwas hinter diesem hübschen Gesicht«, sagte er. »Arkasha war immer davon überzeugt.«
    »Ich will mit ihm sprechen.«
    »Wirst

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