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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Ameisenart, die in den genmodifizierten Obstbäumen lebte, der einzigen sichtbaren Hinterlassenschaft der längst verschwundenen Ursprungskolonie.
    Sie entsprachen nicht den von Mosanto beschriebenen Ameisen, was Arkady sehr freute, denn es deutete darauf hin, dass sie während der langen interstellaren Reise der ersten Kolonisten entwickelt worden waren. Er war dabei, eine bereits erprobte und getestete Schädlingsbekämpfungsmethode neu zu erfinden. Und es hatte immer einen großen Vorteil, wenn man das Rad neu erfand: Wenn es für andere funktioniert hatte, funktionierte es gewöhnlich auf für einen selbst.

     
    »Könntest du mal meine Arbeit überprüfen, bevor ich Exemplare aussetze?«, fragte er Arkasha, nachdem er ein, wie er hoffte, geeignetes Genset zusammengestellt hatte. »Nur für alle Fälle?«
    »Deine Arbeit ist immer gut, Arkady. Ich brauche sie nicht zu überprüfen.«
    »Aber es wäre mir wohler, wenn du es tätest.«
    Arkasha zuckte die Achseln, gab sich geschmeichelt und überprüfte die Daten.
    »Gefällt mir«, sagte er schließlich. »Deine Königinnen verhalten sich ganz normal, wenn sie sich gepaart haben, verfügen aber nicht über die Gene, die sich durch den Hochzeitsflug ausdrücken, deshalb können sie sich nur im Labor paaren. Du erhältst eine ganz normale Kolonie mit einem Lebenszyklus, der Beutevertilgung in großem Maßstab ermöglicht, auf die es dir ankommt, aber du kannst am Ende bei jeder Generation den Faden durchtrennen und frisch anfangen, ohne dir über die Entwicklung wilder Abarten Gedanken machen zu müssen. Ein klassisches Beispiel für eine De-facto-Sterilisation durch genetische Modifikation.« Er zog eins seiner schiefen Gesichter. »Zu schade, dass man das bei uns nicht so machen kann. Es würde uns eine Menge Schweiß und Mühe sparen.«
    Arkady räusperte sich und unterdrückte das Bild, das die Worte Schweiß und Mühe vor seinem inneren Auge aufsteigen ließen … ein Bild, das immer nah unter der Oberfläche seiner Gedanken lauerte, wenn Arkasha mit ihm im selben Raum war.
    »Und jetzt?«, fragte Arkasha. »Was stehst du da so rum? Na los, rette Bellas Seidenraupen. Sie hat versprochen, mir einen neuen Pulli anzufertigen, und ich glaube, mir ist einer abhanden gekommen.«
     
    Erstaunlicherweise funktionierte es. Und die langen, gewellten Weidenstäbe, die sie an Stelle der Bambusstangen benutzten,
ließen den ganzen Orbseidengarten wie eine dieser komplizierten, schematischen Darstellungen klimatischer Abfolgezyklen erscheinen, die Arkady in den Lehrbüchern seiner Kindheit so sehr bewundert hatte. Er hatte lediglich eine alte Lösungsmethode in einer neuen Umgebung angewandt, statt eine von Grund auf neue zu entwickeln, aber er hatte trotzdem das Gefühl, dass er eine echte Leistung vollbracht hatte.
    »Vielen, vielen Dank«, sagte Bella mit ihrer ruhigen, verlegenen Stimme … eine Verlegenheit, die Arkady nicht mehr nur auf Schüchternheit zu beruhen schien, sondern das Zögern einer nachdenklichen, sensiblen Person war, die sich längst daran gewöhnt hatte, von ihren Gefährten missverstanden zu werden. »Das hast du wirklich ganz raffiniert gemacht. Kannst du dir vorstellen, wenn du diesen kleinen Absatz nicht gelesen und dich nicht daran erinnert hättest und …«
    »Ja, schon toll, wie sich nutzloses Wissen manchmal als doch nicht so nutzlos herausstellt.«
    »Genau!«, hauchte Bella. »Ich meine, was wäre ein besseres Argument dafür, dass es in der Ausbildung nicht nur um praktische Anwendungen gehen darf … dass man forschen und studieren … und Wissen um seiner selbst willen sammeln sollte?«
    Arkady sah in die glänzenden Augen hinunter, die ihn so bewundernd ansahen, und fühlte einen ungewohnten Anflug von Vergnügen. Es war wirklich erstaunlich, wie klein und kindlich Bella war. Sie rief sogar dieselben Beschützerinstinkte in ihm wach, wie es Kinder taten. Er vermutete, dass wohl alle männlichen Menschen so empfunden hatten, als … aber nein, er schreckte innerlich vor dem Gedanken zurück.
    »Ich würde dir gern beim Probensammeln helfen«, sagte sie gerade. »Falls du Hilfe brauchst. Und sofern es dir nicht zu viel Mühe macht, wenn ich mitkomme. Die … die zusätzliche Arbeit stört mich nicht. Und ich wäre wirklich nicht im Weg, bestimmt nicht. Es ist so interessant.«

    Arkady zögerte.
    »Und ich muss unbedingt weg von … ich fühle mich manchmal so … so eingesperrt … bitte, Arkady, ich mache dir bestimmt keinen Ärger!

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