Lichtjagd
tot in einer Seitengasse gefunden.«
»Meinst du mit den Behörden dich selbst? Oder die Franzosen? «
»Ach so, ich verstehe die Frage. Ja, er wurde in der Internationalen Zone gefunden. Im Zuständigkeitsbereich der Legion. Ohne jeden Zweifel.«
»Wer hat die Untersuchung durchgeführt? Fortuné?«
»Wer sonst?«
Die folgende Pause war lang genug, dass Li ihre Zigaretten herausholen, Didi mit einem Blick um Erlaubnis bitten, sich von ihm einen Aschenbecher reichen lassen und ihre Zigarette anzünden konnte.
»Und hat Fortuné nach deinem besten Wissen«, sagte Cohen, als er es nicht mehr aushalten konnte, »auch herausgefunden, wer ihn umgebracht hat?«
Didi schüttelte traurig den Kopf.
»Wäre es zu dumm, wenn ich frage, ob wir wissen, wer ihn umgebracht hat?«
»Wir wissen, dass wir die Liquidierung nicht befohlen haben.«
Li hielt mitten im Zug inne und sah zwischen Didi und Cohen hin und her.
, bemerkte sie über den Spinstrom.
Cohen wandte seine Aufmerksamkeit wieder Didi zu. »Das lässt zwei Möglichkeiten offen, ja? Entweder haben die Palästinenser ihn umgebracht, damit er die Dokumente nicht weiterreicht, mit deren Hilfe Absalom aufgeflogen wäre, oder Absalom hat ihn selbst erledigt … aus so ziemlich demselben Grund.«
»Das klingt vernünftig«, sagte Didi bedächtig.
»Ach, verdammt noch mal …«
»Können wir kurz auf etwas zurückkommen?«, unterbrach Li. »Sie sind eben gefragt worden, ob Sie wissen, wer den Kerl umgebracht hat, und Sie haben geantwortet, dass Sie den Mord nicht befohlen haben. Hört sich für mich so an, als ob Ihre Befehlskette ein bisschen zur Nachlässigkeit neigt.
Agenten verlieren Überläufer. Agenten tauchen in Kanälen mit Bodypiercings unbekannter Herkunft auf. Agenten legen Leute auf eigene Initiative um oder auch nicht. Sofern Sie und Ihre Löwenbändiger keine größeren Stühle haben als vor drei Jahren, fühle ich mich nicht ganz wohl in meiner Haut, wenn ich mit Ihnen zusammenarbeite.«
»Es war eine schlechte Zeit im Amt«, gab Didi zu. »Eine verwirrende Zeit. Aber wir haben die, äh, ungehorsamen Löwen eliminiert.«
Es war eine unglückliche Metapher, dachte Cohen, wenn man bedachte, dass das hebräische Wort für Löwe Gur lautete. Eine Tatsache, an die sich Didi, nach seinem schnellen Augenblinzeln und der leichten Anspannung seines Mundes zu urteilen, eine Sekunde nach Cohen erinnerte.
»Im Grunde«, schaltete sich Cohen ein, »war das ganze Blutbad in Tel Aviv also eine Loyalitätsprüfung. Du hast die ganze Operation so arrangiert, dass du dir sicher sein konntest, wenn die Sache danebengeht, würde Gavi die Dresche einstecken. Oder zumindest sollte es so laufen.«
»So ist es gelaufen«, sagte Didi sanft.
»Nur dass Gavi weg und Absalom immer noch hier ist.«
»Oder jemand will den Eindruck erwecken, dass es so ist«, bemerkte Ash. »Ich meine, ist das nicht immer das Problem bei einer Maulwurfsjagd? Es ist eine No-win-Situation. Wenn man den Maulwurf jagt, mischt man seinen ganzen Agentenstab auf und muss am Ende die Hälfte seiner besten Agenten auszahlen, weil die Besten auch am besten geschult sind und daher als Erste in Verdacht geraten. Wenn man den Maulwurf aber nicht jagt, riskiert man, ihn ungehindert agieren zu lassen … und muss in Kauf nehmen, dass die Hälfte der hohen Beamten ständig über die Schulter schaut und sich fragt, ob dem Kerl im Nachbarbüro zu trauen ist. Oder schlimmer noch: ob der Verantwortliche die Ermittlungen eingestellt hat, weil er selbst schuldig ist. So oder so, man kann nur verlieren.«
»Weißt du«, sagte Cohen listig, »für genau solche Probleme braucht man Gavi. Er redete immer über Shells und Kernels und Unterbrechungsbefehle und Ausgabeumleitungen und Informationsfluss … und ehe man sich’s versah, hatte er einem alle Akteure und alle Eventualitäten sauber präsentiert, einschließlich eines schlauen Plans, wie man die Bösewichter dazu bringen kann, sich einem selbst auszuliefern, und das alles schön verpackt wie ein Geburtstagsgeschenk. « Er machte eine Pause, dann drehte er das Messer. »Ich würde sogar sagen, wenn ihr ihm genug vertraut hättet, um ihm vor den Vorfällen in Tel Aviv die Informationen zu liefern, die er brauchte, statt ihm Kontrastmittel zu füttern, hätte er es damals vielleicht auch so gemacht.«
»Gavi hatte seine Chancen«, sagte Didi, und seine Stimme klang dabei so fern, als ob er in
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