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Lichtjahre

Lichtjahre

Titel: Lichtjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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Bedenken hatte, Höchstpreise zu verlangen. Er konnte Witze über Geld machen, er konnte es verschwenden, es strömte ihm zu wie Wasser zum Abfluß. Er lief mit ihnen über den Strand. Er sah mächtig aus im brennenden Sonnenlicht, das Gesicht im Schatten, die Haut gebräunt. Eve kam übers Wochenende. Sie zogen in ein Motel.
    »Es ist da zu ruhig«, beschwerte er sich am nächsten Tag. Er mixte Drinks, Rum mit frischen Früchten; es war der letzte Rest von dem guten Rum. Viri sammelte Holz. Der Strand war fast verlassen. In der Ferne, eine halbe Meile den Strand hinunter, sah man noch eine andere Gruppe im Meer baden. Während die in Meerwasser eingeweichten Maiskolben kochten, tranken sie den eiskalten Rum.
    »Weißt du schon, was passiert ist?« sagte Nedra.
    »Bei uns ist eingebrochen worden.«
    »Oh Gott«, sagte Eve. »Wann?«
    »Wir sind heute morgen angerufen worden. Sie haben den Plattenspieler mitgenommen, den Fernseher, sie haben alles aufgebrochen.«
    »Dir muß ja ganz schlecht sein.«
    »Am liebsten würde ich nach Europa ziehen«, sagte Nedra.
    »Europa?« rief Arnaud. »Da geht's noch schlimmer zu.«
    »Wirklich?«
    »Die haben das Stehlen erfunden«, sagte er. »Was ist mit England?«
    »England. Da ist es am allerschlimmsten. Du weißt, ich hab geschäftlich dort zu tun, und ich hab Freunde in England. In ihre Wohnungen wird andauernd eingebrochen. Die Polizei kommt, sie sehen sich um, sie bestäuben alles, um Fingerab-drücke zu finden. Wir wissen, wer es war, sagen sie. Wunderbar, wer? Dieselben wie das letzte Mal, sagen sie.«
    »Aber die Bilder von England sind so schön.«
    »Ja, das Gras ist ganz gut«, gab er zu.
    Eve war betrunken. »Was für Gras?« sagte sie.
    »Das englische Gras.«
    Sie strich ihm durchs Haar. »Du bist wirklich ein schöner Mann«, sagte sie. »Wie kann eine Frau hoffen... «
    »Was hoffen?«
    »Dich zu interessieren«, murmelte sie vage.
    »Es gibt da sicherlich einen Weg.«
    Sie entfernte sich auf ein paar Schritte, blieb stehen und drehte sich in einer einzigen Bewegung um und zog ihr Kleid aus. Darunter trug sie nur einen weißen Slip.
    »Ist dir heiß, Liebling?« fragte er.
    »Ja. «
    »Du bist so impulsiv, was Kleider angeht.« »Laß uns schwimmen«, sagte sie. Ihre Arme bedeckten ihre Brüste. Hinter ihr zischte das Meer.
    »Der Mais ist fast fertig«, sagte Arnaud.
    »Liebling.« Sie streckte die Hand aus. »Laß mich nicht alleine schwimmen.«
    »Das würde ich niemals tun.«
    Er trug sie zum Wasser hinunter, beruhigte sie, als wäre sie ein Kind. Sie konnten ihre langen Beine über seinem Arm herunterbaumeln sehen. Die Wellen waren seidig. Hadji stand bellend bei den Fußspuren, die im Wasser verschwanden.
    Eve war nicht mehr jung, stellte Nedra fest. Ihr Bauch war flach, aber die Haut war schlaff geworden. Ihre Taille wurde dicker. Dennoch liebte man sie dafür, man liebte sie um so mehr. Selbst die zarten Linien, die sich auf ihrer Stirn abzuzeichnen begannen, erschienen einem schön. Als sie zurückkamen, trieften ihre Haarspitzen, ihr Körper glänzte, der weibliche Mons zeichnete sich durch die nasse Hose ab. Sie schmiegte sich in tiefer Zuneigung an Arnaud. Sie hatte seinen Pullover angezogen; er ging ihr bis über die Hüften, es sah aus, als wäre sie darunter nackt. Sein Arm lag um ihre Taille. »Das Problem ist«, sagte sie, »was soll ich machen, ich liebe Juden nun mal.«

    Sommer. Das Laub ist dicht. Überall schimmern die Blätter wie Schuppen. Morgens, der Duft von Kaffee, weißes Sonnenlicht fällt quer über den Fußboden. Oben hört man Geräusche, von Franca, die Schritte eines jungen Mädchens, das ihr Bett macht, sich das Haar kämmt, das mit dem warmen Lächeln der Jugend die Treppe herunterkommt. Ihr Haar hing in einem glatten Strang zwischen ihren Schulterblättern. Wenn man es berührte, wurde sie ganz still, sie war schon selbstsicher, sich ihrer Schönheit bewußt. Fahrten zum Strand. Der Sand war heiß. Im Hintergrund das leise Donnern des Meeres, wie hinter Glas. Ihre Glieder waren gebräunt. Franca hatte schon fast die Konturen einer Frau, den Ansatz von Hüften, lange, grazile Beine, die ihr Vater festhielt, damit sie Handstand üben konnte. Sie hatte ihren schwarzen Badeanzug an. Ihr Hintern zeigte sich, während sie ihren Körper durchdrückte, ihre Waden, ihr Kreuz.
    »Jetzt! Laß los!« rief sie.
    Schwankend, unsicher, tat sie zwei oder drei kleine Schritte auf den Händen, dann fiel sie um. »Wie lange war das?«
    »Acht

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