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Lichtlos 1 (German Edition)

Lichtlos 1 (German Edition)

Titel: Lichtlos 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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unbeseelten Gegenstand suche, oder sogar dann, wenn ich nach einem Ort suche, den ich nur nach seiner Funktion benennen kann. Zum Beispiel denke ich in diesem Fall, während ich hinter die bogenförmig angeordneten Bungalows und durch die mondbeschienenen Wälder spaziere, stets an das Wort Höhle .
    In Harmony Corner ist eine einzigartige Erscheinung am Werk, jemand oder etwas, der oder das durch die TV -Sender reisen, einen schläfrigen Mann in den Tiefschlaf schubsen und mit der Erwartungshaltung in seine Träume vordringen kann; während er schläft, könnten die Erinnerungen seines ganzen Lebens gelesen und sein Inneres so mühelos durchsucht werden, wie ein Einbrecher ein Haus nach Wertgegenständen durchstöbert. Diese Wesenheit, ob menschlich oder nicht, muss eine körperliche Gestalt haben, denn meiner Erfahrung nach besitzt kein Geist derartige Kräfte. Dieses Geschöpf haust irgendwo, und in Anbetracht seines anscheinend räuberischen Charakters lässt sich der Ort, an dem es wohnt, eher als Höhle bezeichnen und nicht als sein Zuhause.
    Bald erreiche ich das Ende des Waldes, hinter dem das grasbewachsene Land in sanften, bleichen Wellen zur vielleicht dreihundert Meter entfernten Küste abfällt. Von Westen her laufen dunkle Wellen von einer unbeständigeren Natur ein und brechen sich unaufhörlich auf dem Sand. Der abnehmende Mond versilbert das kniehohe Gras, den Strand und den Schaum, zu dem sich die brechenden Wellen auflösen.
    Ich blicke von oben auf eine Bucht hinunter. Höher gelegen nach Norden hin sind die Lichter der Tankstelle und des Speiselokals zu sehen. Hinter dem Diner spult sich ein schwarzes Band ab, vielleicht ein schmales gepflastertes Sträßchen, und führt durch das vom Mond glasierte Gras diagonal über die immer flacheren Hänge und durch die Senken zu ein paar dicht zusammenstehenden Gebäuden direkt über dem Strand, dicht am südlichen Ende der Bucht.
    Es scheinen sieben Häuser zu sein, eines größer als die anderen sechs, aber alle von einer beträchtlichen Größe. In zweien der Gebäude brennt hinter mehreren Fenstern Licht, aber fünf Häuser liegen im Dunkeln.
    Wenn die Großfamilie Harmony, einschließlich der Schwiegersöhne und Schwiegertöchter, sieben Tage in der Woche rund um die Uhr das Personal für das Unternehmen gleich neben der Küstenstraße stellt, dann werden sie in der Nähe leben. Das muss ihre kleine private Enklave sein, ein malerischer Ort in privilegierter Lage, wenn auch etwas abgeschieden.
    Obwohl der Januar dieses Jahr mild ist, ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Schlangen in diesen Wiesen nicht so aktiv sind wie in den wärmeren Jahreszeiten, und schon gar nicht in der Kühle der Nacht. Schon seit geraumer Zeit habe ich eine besondere Abneigung gegen Schlangen. Ich war einmal über Nacht in einem Serpentarium eingesperrt, in dem zahlreiche Exemplare aus ihren gläsernen Schaukästen freigelassen worden waren. Wenn sie mir Äpfel vom Baum der Erkenntnis angeboten hätten, hätte ich vielleicht darauf hoffen können, dem gewachsen zu sein, aber sie wollten nur ihr Gift injizieren und haben mir die Gelegenheit vorenthalten, die katastrophale Weltgeschichte rückgängig zu machen.
    Das Gras reicht mir bis an die Knie, als ich durch die sanft abfallende Wiese hinunterwate, bis ich, ungebissen von lauernden Schlangen und unversehrt durch herabfallende Drohnen, die schmale asphaltierte Straße erreiche, der ich zu den Häusern folge.
    Es sind bezaubernde viktorianische Häuser mit großzügigen Terrassen, üppig verziert mit dekorativen vorgefertigten Holzbauteilen – manche Leute nennen das Zuckerbäckerstil. Im Mondschein wirken sie alle neogotisch: asymmetrische, unregelmäßige Bauwerke mit Spitzdächern, einschließlich Dachgauben und anderen Fenstern, über denen gotische Bögen aufragen, und kunstvoll verzierten Giebeln.
    Sechs Häuser stehen Seite an Seite auf großen Grundstücken, und das siebente – das auch das größte ist – ragt auf einem Hügel über ihnen auf, zehn Meter höher und dreißig Meter dahinter gelegen. Lichter brennen in einem Raum im ersten Stock des beherrschenden Wohnhauses und auch in etlichen Zimmern im Erdgeschoss des letzten der sechs Gebäude, die in einer Reihe nebeneinanderstehen.
    Anfangs fühle ich mich zu diesem letzten Haus an der Straße hingezogen, doch als ich es erreiche, stelle ich fest, dass ich meinen Weg dort, wo das Pflaster endet, fortsetze und auf einem holprigen Trampelpfad,

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