Lichtlos 1 (German Edition)
Ehefrau brutal zu behandeln, oder ich benutze eine Ehefrau, um ihrem Ehemann Lügen über Seitensprünge zu erzählen, die ich mir in köstlichen Einzelheiten für sie ausmale .«
Ardys starrt in die Schublade.
»Wenn sie abreisen « , sagt die Erscheinung durch sie, »entziehen sie sich meiner Herrschaft, aber das, was ich getan habe, wird eine nachhaltige Wirkung haben .«
»Warum? Wozu soll das gut sein ?«
Ardys blickt von der Schublade auf. »Weil ich es kann. Weil ich es so will. Weil es das ist, was ich tun werde .«
»Das ist ein ordentliches kleines moralisches Vakuum .«
Da sie der Bestie gehorcht, die von ihr Besitz ergriffen hat, nimmt Ardys ein Fleischerbeil aus der Schublade. Mit ihrer Stimme sagt der verborgene Dämon: »Kein Vakuum. Ein schwarzes Loch. Nichts entkommt mir .«
»Größenwahn « , schlage ich vor.
Ardys hebt das Fleischerbeil und nähert sich dem Frühstückstisch, der zwischen uns steht. »Du bist ein Narr .«
»Ach ja? Und du bist ein Narzisst .«
Ich finde es erschreckend, dass wir dem Schulhof und dessen infantilem Benehmen nie ganz entwachsen. Sogar dieser Puppenspieler mit seiner nahezu gottähnlichen Macht über jene, die er kontrolliert, verspürt das Bedürfnis, mich mit kindischen Beleidigungen herabzusetzen, und ich fühle mich genötigt, es ihm in gleicher Münze heimzuzahlen.
Durch Ardys sagt er: »Du bist tot, Arschgesicht .«
»Ach ja? Tja, du bist wahrscheinlich tierisch hässlich .«
»Nicht, wenn ich in diesem Weibsstück bin .«
»Lieber wäre ich tot als so hässlich wie du .«
»Du bist hässlich genug, Arschgesicht .«
Ich erwidere: »Selber .«
Sie kommt um den Tisch herum.
Ich bewege mich in die andere Richtung, halte die Pistole mit beiden Händen und ziele aus nächster Nähe auf ihre Brust.
»Du wirst sie nicht erschießen « , sagt die Erscheinung.
»Ich habe heute am früheren Abend schon eine Frau getötet .«
»Lügner .«
»Missgeburt .«
»Mich bringst du nicht um, wenn du das Miststück tötest .«
»Aber du wirst einen anderen Wirt finden müssen. Bis dahin bin ich aus dem Haus, und du wirst nicht wissen, wo du nach mir suchen sollst .«
Sie wirft das Beil nach mir.
Zu meinen paranormalen Fähigkeiten zählen gelegentliche prophetische Träume, aber, verflixt noch mal, keine Blicke in die Zukunft, während ich wach bin, was in Momenten wie diesem wirklich sehr, sehr hilfreich wäre.
Ich erwarte nicht, dass sie es wirft, ich habe keine Zeit auszuweichen, die Klinge saust dicht genug an meinem Gesicht vorbei, um mich zu rasieren – wenn ich einen Bart gehabt hätte – und spaltet die erhabene Füllung eines Hängeschranks hinter mir, in der sie stecken bleibt.
Der Puppenspieler muss sich wahrscheinlich auf die körperlichen Fähigkeiten seines jeweiligen Wirts beschränken. Ich bin vielleicht fünfzehn Jahre jünger als Ardys, kräftiger und habe längere Beine. Die Erscheinung hat recht, ich werde Ardys nicht töten, sie ist unschuldig, ein Opfer, und als sie jetzt zu der Schublade mit den Messern zurückkehrt, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich schleunigst auf die Socken zu machen, bevor derjenige, der in sie gefahren ist, sie dazu benutzt, mich in Stücke zu hacken.
Ich rase durch den Flur und erreiche die Diele in dem Moment, als die Haustür aufgeht und ein großer, kräftiger Kerl bei meinem Anblick verblüfft auf der Schwelle stehen bleibt. Er muss der Ehemann sein, William Harmony. Ich sage: »Hi, Bill « , und hoffe, dass er höflich zur Seite treten wird, doch schon während ich diese zwei Silben sage, verhärtet sich sein Gesichtsausdruck, und er sagt: »Arschgesicht « , was entweder heißt, diese Beleidigung ist so treffend, dass sie den Leuten bei meinem Anblick als Erstes einfällt, oder die Erscheinung ist aus Ardys hinaus- und in ihren Ehemann hineingeschlüpft.
Obwohl ich Bill noch nicht so gut kenne wie Ardys, will ich auch diesen Unschuldigen nicht erschießen. Nennt mich ruhig zimperlich. Wenn ich in die Küche zurückweiche, wird der Puppenspieler wieder von Bill in Ardys schlüpfen, und sie wird ein Tranchiermesser oder ein Metzgermesser oder ein batteriebetriebenes elektrisches Messer oder eine Kettensäge griffbereit haben, falls sie so was zufällig in der Küche aufbewahren. Bill trägt eine Matrosenmütze, was angemessen ist, da sein Hals so dick ist wie der Pfosten eines Kais, seine Hände so groß wie Anker aussehen und sein Brustkorb so breit ist wie ein Schiffsbug. An ihm komme ich
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