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Lichtlos 2 (German Edition)

Lichtlos 2 (German Edition)

Titel: Lichtlos 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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nicht damit abfinden. Selbst wenn meine Mom oder mein Dad mir sagen, ich soll etwas tun, wenn sie es mir vorschreiben, statt mir zu erklären, warum, oder mich darum zu bitten , drehe ich durch. Ich raste vollständig aus, obwohl Mom und Dad nur das Beste für mich wollen. Ich muss alles tun, was Hiskott mir vorschreibt, wozu er mich zwingt, sogar die Sache mit Maxy und so. Es geht einfach viel zu weit, verdammt noch mal. Ich will damit sagen, dass ich vielleicht nie fähig sein werde, einen festen Arbeitsplatz zu behalten, wenn ich einen Boss habe, der mir vorschreibt, was ich tun soll, denn dann werde ich ihm eine reinhauen oder ihm eine Bratpfanne über den Schädel ziehen wollen oder was weiß ich was. Allein schon gesagt zu bekommen, dass ich diesem Kerl noch einmal von Hiskott berichten werde , versetzt mich in Wut, weil ich nicht dazu geboren wurde, auf den Knien zu leben und den ganzen Tag lang zu sagen: »Ja, Sir « und »Bitte, Sir .« Ich kann es einfach nicht ertragen. Ich halte es wirklich nicht aus.
    »›Diskrepanzen‹ soll wohl ›Lügen‹ heißen ?« , frage ich. »Hör mir zu, Arschnase, ich lüge nicht. Ich bin reichlich kaputt, wenn du es unbedingt wissen willst, ich bin eine mittlere Katastrophe, aber ich lüge nicht, also hältst du am besten das Maul. Du kannst mich nämlich mal kreuzweise .«
    Ich zittere. Von Kopf bis Fuß. Ich kann nichts dagegen tun. Ich zittere nicht aus Angst. Auch nicht aus Wut oder jedenfalls nicht nur aus Wut. Frustration spielt auch mit rein und ein Gefühl von Ungerechtigkeit und von verletzter Würde. Ich habe es einfach satt. Wenn er jetzt das Falsche sagt, werde ich anfangen, alles in diesem Raum kurz und klein zu schlagen, was ich zertrümmern kann, bis er endlich rauskommen und sich zeigen muss, damit ich versuchen kann, auch ihn kurz und klein zu schlagen, den Mistkerl.
    Manchmal, wenn mir so zumute ist, ob nachts oder tagsüber, gehe ich zum Strand runter, ziehe mich fast ganz aus und lasse meine Kleidungsstücke da liegen, wo sie gefunden werden können, über der Flutlinie. Ich schwimme in Wellen hinaus, wo die Sonne in eine Milliarde leuchtende Splitter gebrochen wird, die scharf genug aussehen, um mich zu schneiden. Bei anderen Gelegenheiten bahne ich mir durch Anstrengung und die Wirkung der auslaufenden Flut einen Weg in den mitternächtlichen Ozean, wo ich nach einer Weile angenehm die Orientierung verliere und der Mond unter dem Meer zu sein scheint wie ein großes Albinowesen auf der Jagd. Und die Sterne befinden sich nicht mehr über meinem Kopf, sondern sind stattdessen die Lichter einer unbekannten Ansiedlung an einer fernen Küste, wo niemand in dieser Welt lebt. Ich schwimme und schwimme, bis meine Waden schmerzen und meine Arme sich bleischwer anfühlen und mein Herz mir vorkommt, als würde es zerspringen. Denn wenn das Meer beschließt, es liebt mich und nimmt mich mit hinunter in sein Bett, und wenn es mich später wieder an den Strand spült und mich wie einen wirren Klumpen Tang und Sargassum auf dem Sand liegen lässt, dann wird der grausame Mann, der uns beherrscht, keinen Grund haben, die anderen für meine Flucht zu bestrafen. Weil es keine Flucht sein wird, die irgendwelche Konsequenzen für ihn hat.
    Die Sache ist die, dass ich immer ans Ufer zurückkehre, schwach und zitternd, und ich ziehe mich an und gehe nach Hause. Ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass es immer so ausgeht. Manchmal ist es die Liebe zu meiner Familie, die mich zurückführt, manchmal Furcht um sie, und manchmal ist es die Liebe zu dieser wunderschönen und erstaunlichen Welt. Aber manchmal weiß ich nicht, was mich zurückholt. Hiskott ist es nicht, denn ich würde mich an diese Invasion erinnern. Es ist ein echtes Rätsel. Ich sinke nämlich, und ich bleibe versunken, das ist wirklich wahr. Ich trinke das Meer, ich atme es tief ein und kann die Oberfläche nicht finden. Ich werde ohnmächtig. Und doch erwache ich am Strand und bin wieder einmal nicht ertrunken.
    Nach einer weiteren Stille sagt mein unsichtbarer Befrager: »Mit ›Diskrepanzen‹ meinte ich Widersprüche der Erinnerung. Ich weiß, dass du nicht lügst, Jolie Ann Harmony. Mein Mehrphasen-Lügendetektor entdeckt weder die stimmlichen Muster der Täuschung noch die Pheromone, die mit Lügen in Verbindung gebracht werden .«
    Allmählich lässt mein Zittern nach. Das tut es immer. Ich meine, ich habe diese Aussetzer, aber ich bin nicht komplett durchgeknallt oder so.
    Er sagt: »Ich frage nur

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