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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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es einen weiteren Tisch mit hellen Sesseln.
    „Schick!“, sagte sie.
    Ju ging an ihr vorbei und zog als erstes sämtliche Vorhänge zu. Das Sonnenlicht kündete sich entfernt an und auch die schweren Vorhänge würden es nicht vertreiben können. Der Tibeter verschwand in einer weißen Tür neben dem Bett, vermutlich das Badezimmer.
    „Setz dich bloß hin!“, rief sie ihm zu und schloss die Eingangstür hinter sich, ging bis zum Bett und ließ sich rücklings darauf fallen.
    „Mach es dir nicht zu bequem“, sagte Thanju und kam aus dem Bad heraus. „Wir werden den Tag hier drin verbringen.“
    „Wie jetzt?“ Sie setzte sich auf.
    Der Akkadier zog seinen Mantel aus und warf ihn aufs Bett. „Du kannst bei diesem Lichteinfall nicht draußen bleiben.“ Er legte eine Waffe nach der anderen ab, reihte sie sorgfältig auf der Tagesdecke auf, bis er nur noch einen dunkelgrauen Pullover und seine Leinenhose trug.
    „Und ich hatte mich so auf ein weiches Bett gefreut!“, maulte sie.
    Plötzlich zog er seinen Pullover über den Kopf und legte ihn auf den Mantel.
    „Was machst –“ Die Frage blieb ihr im Hals stecken, als seine Hose folgte und er in seiner atemberaubenden Nacktheit vor ihr stand. Die Bestie schillerte auf der Brust, als würde sie einen Lockruf aussenden. Sein Glied hing weich und lang zwischen den Oberschenkeln und Elín musste sich zwingen, ihren Mund zu schließen und Ju in die Augen zu sehen.
    Auf seinen Lippen lag diese Art von Lächeln, bei denen einem die Knie weich wurden – Selbstbewusstsein gepaart mit einem tiefgehenden Verlangen. Er streckte ihr eine Hand entgegen und sie nahm sie wie selbstverständlich. Ein ‚Nein‘ würde er nicht akzeptieren. Und er würde auch keins von ihr bekommen. Allein sein Anblick weckte diesen fremdartigen Hunger in ihr, weckte die Bestie.
    Elín ließ sich hochziehen, so nah, dass ihr Anorak seinen nackten Bauch berührte. Ihr Blick glitt zu seinem Mund. Doch er schaute an ihr vorbei nach unten, öffnete den Reißverschluss und streifte ihre Jacke nach hinten. Die Unruhe in ihrem Magen nahm zu, dehnte sich ganz langsam aus. Sie hatte plötzlich zu viel Flüssigkeit im Mund und schluckte. Ihre Sinne konzentrierten sich und nahmen einen Duft wahr – Zimt, Kaffee und eine Schärfe, die Elín in der Kehle kitzelte. Wenn es sein Körper noch nicht getan hatte, so vernebelte spätestens sein Geruch ihren Verstand und verscheuchte auch den letzten Rest an Selbstbeherrschung.
    Sie presste ihre Nase auf seine Brust und saugte das Aroma in sich auf, bis ihr ganzer Körper zu kribbeln begann. Thanjus Hände ergriffen den Rand ihres Pullovers und zogen ihn nach oben über ihren Kopf.
    Du siehst richtig!, dachte Elín auf seinen überraschten Blick hin. Sie trug keinen BH. Und sie hatte gewusst, warum. Der Akkadier legte schmunzelnd den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Seine raue Hand streichelte von ihrer Hüfte hinauf, über die einzelnen Rippen, zeichnete einen Bogen unter ihrer rechten Brust und glitt hinüber zu Elíns Oberarm, um sich daran festzuhalten, erzeugte ein vertrautes Kribbeln auf ihrer Haut.
    Als er seine Augen öffnete, waren sie vom warmen Glanz seiner Bestie erfüllt.
    Er legte auch die andere Hand auf ihren Arm und hielt sie, sanft aber bestimmend.
    „Elín?“
    „Ja?“, fragte sie und bemerkte, dass ihre Stimme zitterte.
    „Ich liebe dich.“
    Er tut was? Sie riss die Augen auf.„Das ist … toll.“ Hatte sie das gerade laut gesagt?
    Elín war vollkommen überfordert.
    Dieser Krieger, der so viel älter, weiser und reifer war als sie, stand nackt vor ihr und er liebte sie. Ein Geständnis, das für einen Mann wie Ju die Welt bedeutete – das wusste Elín und konnte ihm doch nichts erwidern. Ein Teil ihrer Selbst sträubte sich noch immer, erlaubte ihr nicht, sich fallenzulassen. Und sie hatte so eine Ahnung, welcher Teil das war.
    „Ich hab dich lieb“, antwortete sie unbeholfen, selbst wenn das nicht annähernd ausreichte, um dieser Beziehung angemessene Worte zu verleihen. Sie wollte mehr, sie fühlte mehr. Aber es gelang ihr nicht, das auszusprechen. Elín konnte ihm die übelsten Beschimpfungen an den Kopf werfen, brachte es aber nicht fertig, ihm die Liebe zu gestehen. Womöglich empfand sie sich selbst als nicht gut genug für ihn. Kein ebenbürtiger Partner. Nicht für die Ewigkeit. Und schon gar nicht gut genug, um sein kostbares Blut zu trinken. Er war ihr in so vielen Dingen voraus, die sie nicht zu schätzen wusste.

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