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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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presste die Lippen dagegen und nahm jeden seiner Stöße dankbar in sich auf, keuchte die drei Worte, die sie noch nie zu ihm gesagt sagte, und trieb ihrem ersten von vier Höhepunkten entgegen.
    Eine erschöpfende Stunde später, in der sie neben der Couch auch den Esstisch und die Dusche eingeweiht hatten, piepte Jus Peilsender. Nackt und mit angespanntem Hintern ging er aus dem kleinen Bad heraus, während Elín sich weiter abtrocknete, und steckte den Sender ins Ohr. Er wechselte ein paar Worte, vermutlich mit Roven, und kam zurück, lehnte sich in den Türrahmen und ließ seinen Blick über ihren noch immer summenden Körper wandern. „Wir verschieben die Jagd.“
    „Warum?“, fragte Elín enttäuscht und hängte das Handtuch auf.
    „Er gibt etwas zu feiern.“ Er holte den Sender aus seinem Ohr, legte ihn auf den Waschbeckenrand und sah sie wieder an.
    „Nun sag schon!“ Sie schlüpfte in frische Unterwäsche.
    „Warst du schon mal in Vegas?“
    „V…?“ Elín stockte. „Las Vegas?“
    Der Tibeter runzelte die Stirn, als wäre das klar gewesen.
    „Natürlich nicht!“, fuhr sie fort. „Ich bin ein unschuldiges Pferdemädchen aus Island! Was sollte ich in Vegas?!“
    „Na dann.“
    Elín zuckte verständnislos mit den Schultern. „Soll ich uns jetzt Tickets buchen, oder was?“
    Er schnaufte. „Mach dich fertig. In einer halben Stunde müssen wir los.“ Ju verließ das Bad und stapfte mit den Taschen die Holzstufen hinauf ins Schlafzimmer.
    „Ju!“, rief sie ihm hinterher und stemmte die Hände in die Hüften. „Warst du etwa schon mal in Las Vegas?“
    „Ja.“
    „Was?! Da tun sich ja Abgründe auf! Ich bin entsetzt!“
     
    Siebentausend Kilometer westlich, in einer Suite im dreiunddreißigsten Stock des ‚Venetian‘ am ‚Las Vegas Boulevard‘ betrachtete Selene ihr Spiegelbild und versuchte sich wiederzuerkennen. Sie war eine andere geworden. Nicht besser. Nicht schlechter. Nur anders.
    Ihre Augen leuchteten tiefrot. Der Lippenstift passte dazu und wirkte auf ihrer blassen Haut dramatisch. Sie strich über das cremefarbene Kleid und dachte daran, wie Roven ihr den Antrag gemacht hatte, lächelte unweigerlich. Ein großer Krieger, der vor ihr auf die Knie ging, eine Schatulle mit dieser roten Uhr aus Reykjavík in den Händen hielt und sie aus Fängen anstrahlte. Roven nannte es feierlich eine Verlobungsuhr. Die Ringe bekam Selene erst heute zu sehen.
    Sie war kein Mensch mehr, doch das Gefühl dazu existierte fortwährend in ihr. Und ihr Marasch hatte dies anerkannt. Das war alles, was sie brauchte. Rovens Eingeständnis an ihre menschliche Seite, die womöglich nie verloren gehen würde. Und was gab es Menschlicheres für ein Paar, als zu heiraten? In Las Vegas!
    Natürlich existierten wesentlich interessantere Orte, an denen man sich das Jawort geben könnte. Romantische Kapellen, verträumte Wälder, pompöse Kirchen. In Schottland standen unzählige beeindruckende Burgen zur Auswahl, und Roven hätte ihr alles ermöglicht, wollte ihr die ‚allerschönste, jemals dagewesene Hochzeit‘ organisieren. Aber … nach all dem übersinnlichen Trubel der letzten Zeit, den göttlichen, unsterblichen, magischen Momenten, sehnte sich Selene nach etwas Profanem, das schon fast an Albernheit grenzte. Sie wollte raus aus ihrem Akkadia-Alltag, weg von Schottland, weg von Island, weg von allem – wenigstens für ein paar Tage. Und nichts war gegensätzlicher als Vegas.
    Ihr bisheriges Leben mit Roven war stets dramatisch, beängstigend oder hocherotisch verlaufen. Nie unbeschwert. Aber ihre Hochzeit würde es sein. Schlicht. Harmlos. Und sehr menschlich.
    Es klopfte.
    Ihr Herz schlug schneller. Selene sah zur Zimmertür des luxuriösen Hotels. „Ja?“
    „Selene?“, kam Elíns Stimme in einem flüsternden Brüllen.
    Sie musste schmunzeln. „Ja. Komm schon rein.“
    Die Isländerin öffnete, schob ihren blonden Schopf durch den Türspalt und lugte hinein. „Oh, gut, du bist nicht nackt.“
    Elín hatte ihr blondes Haar zu einer Tolle geformt und trug das wild gemusterte, blau gelbe Kleid, das sie zusammen gekauft hatten. Es reichte ihr bis zur Mitte der Oberschenkel, besaß einen geraden Schnitt und umspielte ihren Körper bei jeder Bewegung. Ihre Füße steckten in sonnengelben Ballerinas.
    Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, drehte Elín sich grinsend um und warf die Hände mit einem Klatschen in ihre Wangen. „Vegas, Baby!“
    Selene lachte. „Ja.“
    „Und du wirst heiraten!“

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