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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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zog die Furcht durch ihren Körper und jagte den Mut fort, den sie noch vor kurzem besessen hatte. Und sie hoffte, dass der Sator ihr gegenüber nichts davon wahrnahm. Er betrachtete sie mit grimmiger Miene und dachte über ihre Bitte nach. Über die Bitte, sie zur Kehrseite zu geleiten, wofür sie ihn mit allerlei Reichtümern entschädigen wollte.
    Der Sator verschränkte seine schwarzen, muskelbepackten Arme vor der Brust und kniff die silberfarbenen Augen zusammen. Feuchtwarme Luft legte sich auf Jolinas Haut nieder. Vor und hinter ihr vibrierte das harmonische Stöhnen Hunderter, die sie in diesem Moment, der Göttin sei Dank, nicht sehen musste. Die Geräusche genügten, um sich der sexuell geladenen Umgebung im Tempel der Nihren vollends bewusst und an die verheerende Berührung dieses Mannes erinnert zu werden. Seine Lippen auf den ihren.
    Er trug Kleidung – eine Hose. Dafür war die Halbgöttin dankbar. Zumindest hatte sie ihn nicht in einer intimen Situation angetroffen. Wobei das für ihn sicher kein Problem dargestellt hätte – so angenehm überrascht er von ihrem Besuch gewesen war.
    Der Sator begann vor ihr auf und ab zu wandern und Jolina ertappte sich dabei, wie sie seine teuflischen Hörner mit einer gewissen Faszination betrachtete. Wie heißer Stein waren sie durch ihre Hand geglitten, als die Halbgöttin sie zum ersten Mal berührt hatte.
    „Ich tue es“, sagte er schließlich und blieb vor ihr stehen. Seine Stimme glich dem Donnergrollen eines Drachens. Doch alles, was Jolina spürte, war Erleichterung. „Aber dein Gold nehme ich nicht an, kleine Göttin.“
    „Was dann?“
    „Sagen wir, … ich habe einen Wunsch frei.“ Er streckte ihr die Hand entgegen und in seinem Gesicht sah sie so etwas wie ein Lächeln.
    Jolina musste darüber nicht nachdenken. Immerhin ging es um ihren Bruder.
    „Einverstanden.“ Sie schlug ein.
    „Nenn mich Daman, kleine Göttin.“
    „Du darfst Jolina sagen.“
    Er grinste und entblößte zwei Reihen spitzer, weißer Zähne. „Ich weiß.“
     

Kapitel 9
    Zumindest eines hatte sich für Elín als Akkadia nicht verändert. Sie suchte sich noch immer die Arschlöcher aus. Verdammte Axt! Und was für ein Arsch dieser Kerl war. Küsste sie um den Verstand und ließ sie dann hängen.
    „Blöder Arsch!“, schrie sie ihm zu, doch er reagierte wie immer nicht. Naham stimmte knurrend mit ein.
    Jedes Mal, wenn Elín glaubte, ihn ein kleines bisschen besser kennenzulernen, zog er sich nur umso schneller zurück in seinen Panzer. Aber irgendwann würde sie diesen Panzer einfach in Stücke reißen und den Akkadier darin freilegen, ihn und sein Herz, das doch so viel Leidenschaft beherbergte.
    Akkadier. Ganz plötzlich war dieses Wort Teil ihres Lebens und ihrer Selbst geworden. Als hätte sie nie ohne gekonnt. Genauso wie Naham.
    Und schon bald würde sie Blut trinken.
    Blut? Elín verzog den Mund. Nein, sie konnte und würde sich an vieles gewöhnen, aber Blut?
    „Ju?“ Die Akkadia beschleunigte ihren Gang, bis sie zu ihm aufschloss. „Warum muss es Blut sein?“
    Er sah sie nicht an. „Du bewohnst einen toten Körper, der nur Dank deiner akkadischen Bestie erhalten wird und genau dafür benötigt sie Leben in seiner reinsten Form.“
    „Jedes Blut?“
    „Jedes.“
    „Auch deins?“
    Thanju blieb stehen, den Blick starr geradeaus. „Das steht nicht zur Wahl.“ Er ging weiter.
    „Warum nicht? Du hast meins getrunken!“
    „Das war … ein Versehen und wird nicht mehr vorkommen.“
    Es hatte sich nicht wie ein Versehen angefühlt. „Du hältst dich wohl für etwas Besseres!“, versuchte sie ihn zu reizen.
    „Nein“, entgegnete er trocken.
    Kein Durchkommen. Als wäre zwischen ihnen nichts gelaufen. Es hätte sie verletzen müssen, doch das tat es nicht. Elín kannte ihn besser und er weckte damit nur ihren Kampfgeist.
    „Ich glaube, ich hab’s schon mal getan“, murmelte sie.
    „Was?“
    „Blut getrunken.“
    „Natürlich, sonst wärst du nicht hier.“ Der Akkadier warf ihr einen flüchtigen Blick zu.
    „Obwohl ich mich mittlerweile selbst an den Tag erinnere, an dem ich Vinkona zum ersten Mal begegnet bin, habe ich hiervon nur verschwommene Bilder im Kopf.“
    „Wahrscheinlich hat der Ahn, der dich nähren musste, deinen Geist beeinflusst, damit du daran möglichst gar keine Erinnerung hast.“
    „Sie war schwarz – die Bestie. Wie ein riesiger Wolf mit Hörnern.“
    „Noah.“
    „Du kennst ihn?“
    Ju ließ sich mit seiner Antwort Zeit.

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